Kinderwunsch Podcast Dr. Darja Wagner – Fruchtbarkeit Tipps

 

Vor kurzem habe ich mich zusammen mit Dr. Reinhard Hannen von der Kinderwunschpraxis Ceres in Berlin fast 3 Stunden lang mit Nils Behrens von Sunday Academy über alle möglichen Themen aus dem Kinderwunschbereich unterhalten: natürliche Fruchtbarkeit bei Frauen und Männern, Diagnosen, Erfahrungen aus der Sprechstunde und natürlich die Möglichkeiten der Verbesserung der Schwangerschaftschancen durch Ernährung, Mikronährstoffe und noch ein paar weitere Lifestyle-Tweaks.

Das Gespräch war intensiv, offen und wunderbar. Hier sind einige Teile davon, die Fortsetzung folgt in Kürze.

 

 

Nils Behrens, Sunday Academy: Wie sieht ein perfekter Sonntagmorgen bei Dir aus, Darja?

An einem perfekten Sonntagmorgen beginne ich den Tag gern mit einem großen Frühstück für meine Kinder und deren Freunde, die oft bei uns übernachten. Es ist ein Tag der Entspannung, den ich mit meiner Familie verbringe, sei es bei Ausflügen in und um Berlin oder bei Telefonaten mit alten Freunden aus meiner Heimat. Ursprünglich stamme ich aus Jugoslawien, und ich pflege immer noch enge Kontakte nach Bosnien, Serbien und Montenegro. Meine Wurzeln geben mir Kraft und Orientierung, auch für meine Arbeit in Deutschland. Wenn ich mir ein paar Stunden gönnen kann, um zur Ruhe zu kommen, ziehe ich mich gerne in den Grunewald zurück, wo wir unsere Lieblingswanderwege haben und im Sommer im See baden.

 

Was sind die häufigsten Gründe, warum Paare zu Euch kommen und Unterstützung beim Kinderwunsch suchen?

Zu mir kommen vor allem Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch, oft auf Empfehlung einer Freundin oder weil sie mein Buch „Eizellqualität verbessern: Schwanger werden mit über 35“ gelesen haben, das mehrfach Bestseller auf Amazon war. Auch mein Kinderwunschblog, der mittlerweile über 1,5 Millionen Aufrufe hat, zieht viele Frauen an.

In letzter Zeit kommen auch viele, nachdem sie meinen Online-Kurs gesehen haben, den ich gemeinsam mit Experten wie Dr. Hannen entwickelt habe. Diese Frauen kommen oft mit komplizierten Kinderwunschgeschichten und hohen Erwartungen zu mir, oft nach mehreren gescheiterten Behandlungen.

Ich merke, dass Paare, nachdem der erste Schock nach einer Diagnose überwunden ist, an einen Punkt gelangen, an dem sie bereit sind, selbst Verantwortung zu übernehmen. Sie fragen sich: Was kann ich selbst besser machen, um meine Situation zu verbessern? Jede Kinderwunschgeschichte ist einzigartig, und ich bin dankbar, dass viele Frauen mir das Vertrauen schenken, sie in dieser sensiblen Lebensphase zu begleiten.

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Welche Rolle spielen Alter und Lebensstil bei der Fruchtbarkeit?

Das Alter der Frau ist der wichtigste Faktor für ihre Fruchtbarkeit, und leider ist es auch der einzige, den wir nicht beeinflussen können. Deshalb sage ich immer, es ist wichtig, frühzeitig herauszufinden, wie schnell die eigene biologische Uhr tickt, denn sie tickt bei jeder Frau unterschiedlich.

Etwa 5 bis 7 % aller Frauen kommen sehr früh in die Menopause, schon Anfang 30. Daher ist es wichtig, als junge Frau aktiv das Thema Kinderwunsch beim Frauenarzt anzusprechen und regelmäßig einen Fertilitätscheck durchzuführen. Auch der Lebensstil spielt eine Rolle: Das Gewicht und der Body-Mass-Index, die Ernährung, Schadstoffbelastungen, elektromagnetische Strahlung und andere Umweltfaktoren können die Qualität der Eizellen und die Fruchtbarkeit beeinflussen.

Welche medizinischen Untersuchungen sind die ersten Schritte bei einem unerfüllten Kinderwunsch?

Als Biochemikerin sage ich sofort: Zyklusmonitoring. Es gibt besonders günstige Tage im Zyklus, an denen Fruchtbarkeitshormone gut bestimmt werden können, insbesondere zwischen Zyklustag 2 und 5. In dieser Phase ist es ruhig, der letzte Zyklus ist vorbei, und bis zum nächsten Eisprung dauert es noch. Man schaut dabei vor allem auf zwei Hormone: FSH und AMH. FSH sagt aus, wie laut das Gehirn „nach unten“ schreien muss, damit ein Eisprung ausgelöst wird. Ein FSH-Wert von 6 bis 8 bedeutet eine gute Eizellreserve, Werte über 8-10 deuten auf einen Rückgang hin, und ab 12 wird es schwierig. AMH hingegen wird von den Zellen produziert, die die Eizelle umgeben, und gibt Auskunft über die Anzahl der Eizellen. Ein hoher AMH-Wert kann ein gutes Zeichen sein, aber bei polyzystischen Ovarien zeigt er eine Reifungsstörung an. Insgesamt reichen FSH und AMH, um die Eizellreserve gut einzuschätzen, aber weitere Untersuchungen spielen ebenfalls eine Rolle. Dr. Hannen kann dazu sicherlich mehr sagen.

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Wie geht Ihr in Eurer Praxis mit dem emotionalen Druck um, den viele Paare in dieser Situation verspüren?

Der emotionale Druck und die Ängste, die viele Paare bei unerfülltem Kinderwunsch erleben, sind enorm. In meiner Praxis nehme ich mir deshalb bewusst viel Zeit für meine Klientinnen und Klienten. Anders als in einer hektischen Arztpraxis kann ich mich voll und ganz auf die individuelle Situation jedes Paares konzentrieren. Wir setzen uns zusammen, besprechen ausführlich die gesamte Kinderwunsch-Reise, die das Paar bisher durchlaufen hat – egal, ob diese Reise einige Monate oder Jahre dauert. Gemeinsam analysieren wir alle Laborwerte, alle bisherigen Behandlungen und passen die Fruchtbarkeitsstrategie individuell an.

Dabei bin ich nicht nur da, um bei der Ernährungsumstellung oder der Auswahl der richtigen Supplemente zu helfen, sondern auch, um Paaren bei der Entscheidungsfindung für die nächsten Schritte zu unterstützen.

Jede Kinderwunsch-Geschichte ist einzigartig: Ob es um Social Freezing, den Wechsel von einem natürlichen Versuch zur Behandlung in der Klinik, oder um das Vorhaben einer alleinstehenden Frau geht – ich biete Raum für die persönliche Geschichte und helfe dabei, die nächste richtige Entscheidung zu treffen. Bei mir gibt es mehr Zeit für Individualisierung, für Gespräche über Ernährung und Lebensstil, die oft in klassischen Praxen zu kurz kommen.

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Welche verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Paare mit Kinderwunsch?

Das ist ein Bereich, den Dr. Hannen besonders gut erklären kann. Aber ich möchte eine wichtige Botschaft mitgeben: Bei unerfülltem Kinderwunsch kann fast immer geholfen werden. Statistiken zeigen, dass über 80% der Paare innerhalb von sechs Behandlungszyklen zu ihrem Wunschkind kommen. Auch wenn es im schlimmsten Fall etwas länger dauert, am Ende gibt es in den meisten Fällen ein Happy End.

Wichtig ist auch zu wissen: Die Kinderwunschmedizin in Deutschland ist viel besser, als ihr Ruf manchmal vermuten lässt. Zwar wird das Embryonenschutzgesetz hierzulande oft als zu traditionell kritisiert, aber gerade diese Vorsicht schützt uns vor den Wildwest-Praktiken, die wir in anderen Teilen der Welt sehen. In Deutschland muss man nicht monatelang auf Untersuchungen warten, die Qualität der Behandlungen ist hoch und landesweit gut standardisiert. Insgesamt können Paare in Deutschland sehr zuversichtlich sein, wenn sie sich für eine Kinderwunschbehandlung entscheiden.

 

Könnt Ihr den Ablauf einer In-vitro-Fertilisation (IVF) Schritt für Schritt erklären?

Das ist Dr. Hannens tägliche Arbeit und Expertise. Ich kümmere mich eher um die Vorbereitung: Zu mir kommen Frauen und Paare, um sich in den Monaten vor einer IVF oder einer geplanten Schwangerschaft optimal vorzubereiten. Ziel ist es, den Körper „babyfreundlich“ zu machen, damit die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung so hoch wie möglich sind.

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Was sind die häufigsten Mythen und Missverständnisse rund um das Thema Kinderwunsch und Fruchtbarkeit?

Ein großer Mythos, der mir immer wieder begegnet, ist das Missverständnis rund um die biologische Uhr der Frau. Viele Frauen wissen theoretisch, dass die Fruchtbarkeit mit Mitte 30 abnimmt, aber das tatsächliche Ausmaß wird oft unterschätzt. Die Quantität und Qualität der Eizellen nimmt mit zunehmendem Alter rapide ab, was viele nicht berücksichtigen. Es ist leider so, dass Eizellen am Anfang des Lebens schnell entstehen und am Ende der fruchtbaren Phase ebenso schnell zur Neige gehen.

Ein weiterer Irrglaube ist, dass Männer nicht von Anfang an mituntersucht werden müssen. Auch die männliche Fruchtbarkeit ist heutzutage nicht mehr das, was sie einmal war. Und vielleicht der größte Mythos überhaupt: Dass man sich mit der Kinderplanung Zeit lassen kann. Viele Frauen warten zu lange, bevor sie dieses wichtige Thema in ihrer Beziehung ansprechen.

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Wie beeinflussen hormonelle Störungen die Fruchtbarkeit und wie behandelt Ihr diese?

Hormone spielen eine zentrale Rolle im weiblichen Körper – sie sind die Werkzeuge, die Mädchen zu Frauen machen, Frauen schwanger werden lassen, und schließlich den Übergang zur Unfruchtbarkeit steuern.

Das bedeutet, dass hormonelle Störungen einen enormen Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben können. Wenn Hormone nicht richtig funktionieren oder nicht gut miteinander kommunizieren, kann das die Fruchtbarkeit stark beeinträchtigen. Ein Beispiel: Wenn eine Frau sagt, ihr AMH-Wert sei niedrig, etwa bei 0,4 ng/ml, dann bedeutet das, dass ihre Eizellreserve fast aufgebraucht ist und ihr fruchtbares Zeitfenster sich schließt. Natürlich ist es oft nicht so einfach, da manchmal mehrere Hormone leicht aus dem Gleichgewicht geraten sind. Hier kann gezielte Unterstützung viel bewirken, und Dr. Hannen kann sicher noch mehr dazu sagen.

Welche Rolle spielt die Ernährung bei der Fruchtbarkeit und gibt es spezielle Empfehlungen?

Die Bedeutung der Ernährung für die Fruchtbarkeit kann kaum überschätzt werden. Ich sage immer: Babys entstehen aus dem, was ihre Mütter gegessen haben.

Es ist daher essenziell, dass Frauen in den Monaten vor einer geplanten Schwangerschaft ihren Körper durch eine gesunde Ernährung „babyfreundlich“ gestalten. Empfehlenswert sind entzündungshemmende Lebensmittel, die Reduktion von Zucker, Vollkorn-Kohlenhydrate in Maßen, intermittierendes Fasten und Detox-Maßnahmen.

Besonders zu empfehlen ist die mediterrane Küche, die reich an Gemüse, Obst, Fisch und gesunden Fetten ist. Es gibt über 250 Studien, die die Vorteile dieser Ernährungsweise belegen, darunter auch im Hinblick auf die Fruchtbarkeit. Bereits 2010 zeigte eine Studie der Universität Rotterdam, dass Paare, die sich konsequent mediterran ernähren, bessere Chancen haben, schwanger zu werden und die Schwangerschaft zu halten.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Oft geht es nicht nur darum, was man essen sollte, sondern auch darum, was man vermeiden sollte. Ein gesunder Body-Mass-Index (BMI) zwischen 21 und 24 ist ideal. Studien zeigen, dass schlankere Frauen schneller schwanger werden, ob auf natürlichem Weg oder mit Unterstützung durch medizinische Technologie. Meine klare Empfehlung: Passen Sie Ihr Gewicht an, um die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft zu erhöhen.

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Das Gespräch geht bald weiter! Viel Spaß beim Lesen auf Paleo-Mama!

Eure Darja