Kinderwunsch durch Hypnose unterstützen: Im Gespräch mit Alexandra Kopf
Als ich Alexandra Kopf vor wenigen Monaten beim Treffen der Berliner Mompreneurs kennenlernte, bin ich sofort hellgörig geworden. Sie erzählte über Ihre Arbeit und dabei nutzte sie Worte wie: selbstbestimmt, Traumgeburt, Trance, und Gelassen durch die Kinderwunschzeit. Ich fühlte mich sofort weniger allein und dachte, Alexandra gehört zu den Menschen, die wissen, worum es geht!
Also ich hatte praktisch keine Wahl, als sie darum zu bitten, einige Ihrer Erfahrungen mit euch liebe Leserinnen, zu teilen.
In welchem Bereich bist Du tätig?
Ich bin Diplom-Psychologin und Physiotherapeutin. Seit 11 Jahren arbeite ich in freier Praxis in Berlinin freier Praxis in Berlin. Hypnotherapie, Lösungsorientierte Kurzzeittherapie und Systemisches Coaching sind meine Schwerpunkte in der Beratung.
Ich begleite Menschen durch Veränderungsphasen und lege einen besonderen Fokus auf das Thema Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt.
Zum Thema Geburt habe ich ein Buch „Traumgeburt. Gelassenheit, Entspannung und Schmerzkontrolle durch Selbsthypnose“ im Carl-Auer-Verlag veröffentlicht. Als Dozentin biete ich Fortbildungen zum Thema „Kommunikation und Hypnose im medizinischen Kontext“ an, denn die Macht der Worte ist immens und wirkt sich durch eine achtsame und positive Wortwahl auf die Heilung und Selbstermächtigung der PatientInnen aus. Zudem erleichtert es die Arbeit der professionellen HelferInnen.
Kannst Du von ein paar besonders interessanten Erfahrungen aus Deiner Praxis berichten?
Wichtig erscheint mir, in welchem körperlichen und mentalen Zustand die Frauen den Prozess der Kinderwunschbehandlung erleben. Viele rutschen unwillkürlich, dass heißt nicht bewusst, aber es passiert ob man will oder nicht, in einen Zustand großer Anspannung und erleben sich unter Druck. Dies wirkt sich auf die Muskelspannung, Durchblutung, Atmung und natürlich auf den Hormonfluss aus.
Hypnotherapie kann während der Kinderwunschbehandlung nachweislich hilfreich sein, denn sie wirkt sich entspannend auf Herzfrequenz und Blutdruck aus, dämpft das Stresshormon Cortisol und den Anstieg von Prolaktin, wodurch die Fruchtbarkeit gefördert wird.
Die Frage ist, welcher Zustand ist förderlich für das Wohlbefinden der Frau und die Empfängnis?
Hypnotherapeutisch zu arbeiten heißt, sich seiner eigenen Vorstellungen und Wünsche gewahr werden. Diese sind immer ganz individuell und werden von inneren Bildern und Gedanken begleitet. Ich unterstütze die Frauen darin, sich auf ihre Kraftquellen und das innere Wissen über sich selbst zu fokussieren.
Ambivalente Gefühle zwischen Hoffnung und positiven Erwartungen und der Angst vor Enttäuschung und Versagen begleiten jede Frau und jeden Mann mehr oder weniger stark. Wenn Erfolgsdruck und Versagensangst zunehmen, wird dies oft wie ein Tunnel erlebt und es entsteht eine ängstliche Erstarrung oder starke Bedrückung.
Zudem schützen wir uns vor dem Gefühl zu Versagen und der Angst vor Beschämung, indem wir uns keine positiven Erwartungen erlauben. Das ist menschlich und durch unserer Kultur geprägt. Führt jedoch letztendlich zu einem leidvollen Prozess, denn man schneidet sich von vielen Potenzialen ab, die Zuversicht und Selbstbewusstsein nähren. Sich diese Muster bewusst zu machen ist ein Teil meiner Beratung. Der größere Teil jedoch besteht darin, sich der eigenen Ressourcen bewusst zu werden und zu fragen, was statt dessen erlebt werden soll. Für die verschiedenen Phasen der Kinderwunschbehandlung ist es hilfreich, die ganz eigenen Vorstellungen zu visualisieren und Selbsthypnose zu trainieren.
Im medizinischen Kontext mit seinen technischen, sterilen Umgebungsfaktoren entwickelt fast jeder Mensch Trancephänomene, die sich durch Anspannung und besondere Aufmerksamkeitsfokussierung zeigen. Ich erlebe oft, dass die Frauen dann nicht auf Bewältigungsstrategien zurückgreifen können, um sich zu entspannen oder den eigenen Körper positiv wahrzunehmen. Die Aufmerksamkeit ist mehr im äußeren Geschehen und führt zur Anspannung. Die eigenen inneren Bilder und kraftspendenden Gefühle zuzulassen und darauf in anspannenden Momenten zurückzugreifen entsteht in der Beratung mit den Frauen.
Eine Klientin berichtete mir, wie sie sich erlebt, wenn der Termin zum Embryonentransfer feststeht: Dann steht eine längere Autofahrt zur Klinik an und sie fühlt sich wie die Copilotin ihres Mannes, der den Rennwagen über die Autobahn steuert. Sie ist extrem angespannt, da ihre Aufmerksamkeit ganz von der Fahrsituation absorbiert ist. Zweifel und Ängste, ob es diesmal klappt, versucht sie zu verdrängen und verbraucht dafür viel Energie. Dementsprechend kommt sie in der Klinik an, fühlt sich gerädert und erschöpft. Das Procedere und die Umgebung in der Klinik empfindet sie kalt und technisch.
Auf meine Frage, in welchem Zustand sie denn lieber wäre, entwickelt sie folgende Vorstellung: sich entspannt zurücklehnen und sich das Gefühl von Freude und Zuversicht ausbreiten lassen, sich bewusst machen, dass ihr Mann ein sehr guter Autofahrer ist und sie sicher ans Ziel steuert, sie braucht unterdessen gar nichts zu tun als sich zu entspannen und in genau den Wohlfühlort einzutauchen, der für sie für Ruhe und Wohlgefühl steht. Für die Klientin ist dies ein Hotel im Regenwald, in dem sie einmal war und wo sie sich ganz Eins mit sich und der Welt gefühlt hat. Einen solchen Ort hat fast jeder Mensch und der damit verbundene Zustand, wie körperliche Entspannung, angenehme Temperaturen, gute Luft, Farben und Formen, werden bewusst gemacht und in der Trance verankert.
Selbsthypnose dient dazu ein gewünschtes Erleben mit positiven inneren Bildern und Gefühlen zu aktivieren, um eine Situation besser regulieren zu können. Während des Transfers taucht sie immer wieder in ihre Entspannung und aktiviert die Vorstellung der inneren Abläufe ihres Körpers, mit Farben und Formen und begleitet den Embryo, während sie warm und bequem am Pool unter sattgrünen tropischen Blättern liegt.
Ein wichtiger Punkt ist der, den eigenen Körper zu spüren und es sich trotz aller Interventionen von außen auf sich zu konzentrieren. Sich selbst zu beruhigen, die Gefühle zu regulieren und Sicherheit zu gewinnen kann ein Ziel sein, das von jeder Frau ganz individuell formuliert und erlebt wird.
Wie hoch sind die Erfolgschancen bei der Hypnotherapie?
Ich denke die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche ist etwas, was heute immer weniger in Frage gestellt wird.
Unser Denken wirkt sich körperlich aus und beeinflusst die Gefühle. Schlussendlich muss man sich jedoch davor hüten zu behaupten: „Denk doch einfach positiv, dann klappt es schon.“ Denn wenn es nicht läuft, entstehen ganz automatisch Schuldgefühle und es entsteht ein lähmender Teufelskreis. Sich dies bewusst zu machen und immer wieder auf die eigenen Bewältigungsstrategien zurückgreifen zu können ist wichtig. Im Gespräch und im Erleben während der Trance wird dies fest verankert, so dass die Frauen darauf zurückgreifen können. Dann entsteht statt eines Tunnels, eine Seelenlandschaft mit vielen Wegen.
Hypnotherapie findet in der medizinischen Behandlung und in der Psychotherapie immer mehr Einzug. Ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich fundiert. Eine israelische Studie zeigt, dass Frauen, die vor der Rückgabe der Embryonen in die Gebärmutter mit Hypnose begleitet wurden, eine Schwangerschaftsrate von 50 % erreichten. Im Vergleich, in der Kontrollgruppe ohne Hypnose kam es beizu ca. 30 % zur Schwangerschaft.
Die Wahrscheinlichkeit kann sich erhöhen und Meine Erfahrung zeigt auch, dass ein gezieltes Selbsthypnosetraining und eine ressourcenorientierte Begleitung die Frauen und Paare stärkt und eine gute Balance auf diesem besonderen Weg zur Erfüllung des Kinderwunsches bringt. Jede Frau bekommt von mir eine eigene CD mit der gemeinsam erarbeiteten Trancegeschichte. Meist reichen zwei bis drei Sitzungen, um mögliche Blockaden zu lösen und mehr Selbstsicherheit für den eigenen Weg zu haben.
Danke Alexandra, für die wertvollen Informationen und Tipps! Hoffentlich werden einige der Paleo-Mama Leserinnen durch die Hypnose einen Schritt weitergebracht werden, zuerst auf dem Weg zu Ihrem Wunschkind und auch später, in der Vorbereitung auf eine möglich sanfte Geburt!
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Bis nächste Woche,
Darja