Meine Woche bei Dexeus (einer der Top-Kinderwunschkliniken Europas)
“Meine Mutter wurde hier geboren. Ich wurde hier geboren. Meine beiden Töchter wurden hier geboren”, sagt Sofia Veiga sichtlich bewegt. Sie ist die internationale Managerin der Dexeus Frauenklinik (Dexeus Clinic for Woman’s Health).
So sprechen Menschen normalerweise über die Lieblingsorte ihrer Kindheit, aber kaum über eine Universitätsklinik! Doch Dexeus in Barcelona ist da eine Ausnahme.
Vor ungefähr einem Jahr hatte ich mehrere ihrer Mitarbeiter bei einer Konferenz in Deutschland getroffen. Wir blieben in Kontakt und dieses Jahr wurde ich im September von ihnen nach Spanien eingeladen. Ich konnte an einem einwöchigen Workshop in der Abteilung für Reproduktionsmedizin teilnehmen und mit jedem der Experten, die dort arbeiten, reden und Fragen stellen.
Wenn man wie ich über den Kinderwunsch von Frauen über 35 schreibt, ist es das Beste was einem passieren kann.
Warum?
Weil Spanien weltweit eines der fortschrittlichsten Gesetze über die Reproduktionsmedizin hat und es werden dort erfolgreich Dinge durchgeführt, von denen man in vielen anderen Ländern, einschließlich Deutschland, nur träumen kann.
Sofia Veiga sprach weiter, während wir durch die Klinik gingen:
“Wir haben in unserer Klink 75-jährige Patientinnen, die wir ihr ganzes Leben schon begleitet haben.
Das erste spanische IVF Baby wurde 1984 in unserer Klinik geboren. Übrigens hat meine Schwester Anna Veiga das Team mitgeleitet, das dieses Baby erzeugt hat. Der andere Teampartner war Dr. Pedro N. Barri, der nun der Direktor unserer Klinik ist.”
(Später begrüßt auch er mich in seinem Büro und ich bin sprachlos, wie entspannt und offen alle zu mir sind.)
Sofia erzählt weiter:
“Dr. Barris Sohn ist Gynäkologe und arbeitet auch in der Klinik. Zur Zeit ist er aber nicht anwesend. Er verbringt gemeinsam mit ein paar Kollegen aus der Klinik seinen Urlaub in Madagaskar. Dort operiert er die Frauen, die ansonsten keinen Zugang zu modernen medizinschen Behandlungen haben.”(Hier können Sie mehr darüber lesen).
Ich staune, als ich sehe, wie entspannt die Kinderwunschmedizin sein kann.
“Die erste Eizellenspende wurde im Dexeus im Jahr 1986 durchgeführt”, fährt Sofia fort.
1986?!
Ich werde rot und denke, wie es bei uns noch kein Gesetz gibt, das eine Eizellspende erlauben würde (Stand November 2016). Aus vielerlei Gründen (die viel mit Geschichte und nichts mit biologischen Realitäten zu tun haben), bemüht man sich in Deutschland darum, an der Spitze der technologischen Entwicklung zu stehen, doch ist man sehr konservativ, wenn es sich um etwas handelt, was mit der Gebärmutter zu tun hat.
Deshalb fühle ich mich für den Rest der Woche in der Dexeus-Klinik wie in einer anderen Welt.
Ich spreche mit Experten für Eizellspenden und diese Gespräche überzeugen mich noch mehr davon, was für ein Segen diese Methode für Frauen ist, deren Eizellreserve erschöpft ist.
Ich besuche ein Labor für prägenetisches Screening und bin beeindruckt, wie eine einzige Klinik in einer Woche mehr Präimplantationsdiagnostik durchführt als Deutschland in einem ganzen Jahr. Ich rede mit vielen Kinderwunschexperten und stelle einfach Fragen, die mir von Ihnen, liebe Leserinnen, schon einmal gestellt wurden.
In den nächsten Wochen kommen also viele interessante Interviews, schauen Sie bitte wieder vorbei!
Bis bald,
Darja