Eizellspende in Spanien: Wenn man im Urlaub schwanger wird
Vor wenigen Monaten habe ich in hier auf Paleo-Mama berichtet, wie ich auf einem Kongress für Kinderwunschmedizin ein paar engagierte Mitarbeiter der Universitätsklinik Dexeus in Barcelona getroffen habe.
Bei Dexeus wurde 1988 die erste Eizellspende in Spanien durchgeführt und die Klinik ist für hervorragende Erfolgsraten bei der Eizellspende bekannt.
Mein Besuch in der Universitätsklinik Dexeus
Ich wollte ins Labor herein – mit Leuten reden, die Eizellspenden durchführen und Kinderwünsche erfüllen.
Dank netten Mitarbeitern von Dexeus Women’s Health bekam ich eine wunderbare Gelegenheit, mich mit zwei Spezialistinnen für In-Vitro Fertilization mit Eizellspende zu unterhalten, der Behandlungsärztin und Reproduktionsmedizinerin Dr. Marta Devesa und der Embryologin Dr. Elizabet Clua, die für das Eizellspendeprogramm verantwortlich ist.
Einige der Fragen, die ich oft von meinen Leserinnen bekomme, habe ich direkt an diejenigen, die sich damit beschäftigen, weitergeleitet und viele interessante Antworten bekommen, wie z.B. diese hier:
Leserfrage: Die Kinderwunschbehandlungen, in denen wir uns seit längerer Zeit befinden, sind bis jetzt erfolglos geblieben. Woran erkenne ich, dass eine Eizellspende für mich das Richtige wäre? Gibt es bestimmte Blut- und Hormonwerte, die darauf deuten, dass eine Frau mit eigenen Eizellen nicht mehr schwanger werden kann?
Dr. Marta Devesa: Wenn ein Paar bereits mehrere erfolglose IVF Behandlungen hinter sich hat, ist es wichtig, dass der Fall sowohl vom klinischen Standpunkt aus (Alter der Frau, Eizellreserve, Samenanalyse des Partners usw.) als auch vom biologischen Standpunkt aus (die Befruchtungsrate, die Entwicklungsrate und Qualität der Embryos) untersucht wird.
Die Eizellspende kann die Ergebnisse in folgenden Fällen verbessern: 1) bei älteren Frauen (insbesondere nach dem 42. Lebensjahr), 2) bei niedriger Eizellreserve und 3) bei schwacher Reaktion der Eierstöcke bzw. schlechter Eizellqualität.
Innerhalb der strengen Aufnahmekriterien unserer Spenderinnen sind die ausschlaggebenden Faktoren das Alter (18 – 35 Jahren) und die Eizellreserve (welche normal sein muss). Deshalb kann man in einem Eizellspende-Behandlungszyklus eine zufriedenstellende Reaktion sowohl vom quantitativen als auch qualitativen Standpunkt aus erwarten.
Die Marker der Eizellreserve ermöglichen uns, die Wirkung der hormonellen Stimulationstherapie vorherzusagen, aber selbst wenn das Ergebnis nicht so günstig ausfällt, bedeutet dies nicht, dass sich ein Paar nicht dieser Behandlung unterziehen sollte. Die Hauptmarker der Eizellreserve sind die Anzahl der Antralfollikel (Ultraschallparameter) und das AMH (hormonelles Parameter).
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Leserfrage: Im Unterschied zur deutschen Rechtslage, ist die Eizellspende in Spanien erlaubt. Teilen Sie die Bedenken des deutschen Gesetzgebers nicht? Liegt es daran, dass es eine experimentelle Methode ist? Und eine gesundheitliche Belastung sogar?
Dr. Elizabet Clua: Während in Deutschland die Eizellspende leider verboten ist, wird sie in Spanien oft angewendet.
Die Eizellspende ist in Spanien längst gesetzlich geregelt. Sie wurde durch das Gesetz 35/1988 über die unterstützte Fortpflanzungstechnik Wirklichkeit. Aufgrund wissenschaftlichen Fortschritts wurde das Gesetz 2003 verbessert. Die Eizellspende wird nicht als ein experimentelles Verfahren betrachtet, sondern als ein sowohl vom wissenschaftlichen als auch vom klinischen Standpunkt aus geprüftes Verfahren.
Die Eizellspende als medizinische Behandlung ist mit starken Emotionen verbunden und stellt eine starke emotionale Belastung dar. Bevor die Behandlung in Angriff genommen wird, ist es wichtig, sich psychisch nicht von der genetischen Seite dieses Vorganges überwältigen zu lassen, was für einige Patienten oft schwierig ist. Für diese Patienten bieten wir eine psychologische Unterstützung und Begleitung während des gesamten Prozesses an.
Meine Frage an Dr.Clua: Wie viele Kinder sind bis jetzt dank einer Eizellspende in Ihrer Klinik entstanden?
Dr. Elizabet Clua: Das erste Kind, das dank einer Eizellspende in Spanien geboren wurde, hat 1988 in unserer Klinik das Licht der Welt erblickt. Seitdem sind mehr als 3.000 Kinder auf diese Weise in unserer Klinik geboren worden. Die Erfolgsrate liegt bei ungefähr 60%, eine der höchsten in Europa.
Haben sich die Patienten entschlossen, sich einer Eizellspenden-Behandlung zu unterziehen, kontaktieren sie erstmal die Internationale Abteilung. Dort bekommen sie einen Arzttermin, damit der Fall zuerst eingehend untersucht werden kann. Obwohl es keine Warteliste gibt, kann es vorkommen, dass die Empfängerin ein bis drei Monate abwarten muss, bis wir die für sie optimal passende Person finden, ganz besonders dann, wenn es sich um ein Erscheinungsbild handelt, das in unserer Region selten vorkommt.
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Leserfrage: Soll ich meine eigene Spenderin mitbringen? Oder findet die Klinik eine für mich und wie findet sie diese? Wie wird das Matching gemacht und welchen Untersuchungen werden die Spenderinnen unterzogen?
Dr. Elizabet Clua: In Spanien ist die Eizellspende ein kostenloser, anonymer, formaler Vertrag zwischen der Spenderin und dem Zentrum. Man kann mehr Informationen über diesen Vorgang auf verschiedene Weise erhalten: eine davon sind direkte Informationsgespräche in den Kinderwunschzentren.
Um eine passende Spenderin zu finden, versucht das Team der Biologen sein Bestes, um zwischen der Empfängerin und der Spenderin eine größtmögliche Übereinstimmung von sowohl Erscheinungsbild als auch immunologischer Ähnlichkeit sicherzustellen.
Dazu zählen u.a. Merkmale wie Haarfarbe, Augenfarbe, Hautfarbe, Größe, Gewicht, Eigenschaften, Blutgruppe und Rh-Faktor.
Die Spenderinnen sind zwischen 18 und 35 Jahre alt. Sie müssen sowohl physisch als auch psychisch gesund sein.
Ein genauer Fragebogen wird durchgegangen, um festzustellen, dass die Spenderinnen nicht an übertragbaren genetischen, Erb- oder infektiösen Krankheiten leiden. Dazu kommen folgende Untersuchungen:
- Ein gynäkologischer Check-up einschließlich Pap-Abstrich und Ultraschall
- Eine Gesamtanalyse – Serologie, Karyotyp, HIV-Test, PCR (Polymerase Kettenreaktion) und EKG
- Ein psychologischer Test und
- Ein Gentest, der die Gene identifizieren kann, die bis zu 200 Krankheiten hervorrufen können (wie z.B. Mukoviszidose, Martin-Bell-Syndrom, Muskelschwund.).
Wir arbeiten mit vielen Frauen aus Deutschland. In jeder Abteilung gibt es Fachärzte und Arzthelferinnen, die Englisch, Französisch, Italienisch oder Deutsch sprechen. Der erste Termin ist kostenlos und wird sowohl persönlich als auch per Videokonferenz vermittelt – es gibt sogar eine Internationale Abteilung.