Der Arzt sagt, die Eizellqualität kann man nicht verbessern?!
Sie haben sicherlich bemerkt, dass mein Blog sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch läuft? Gehen Sie auf paleo-mama.com und schon können Sie die englische Version sehen.
Wahrscheinlich vermuten Sie, die beiden Blogs wären inhaltlich gleich?
Schön wäre es.
So habe ich es mir nämlich auch vorgestellt, als ich vor zwei Jahren angefangen habe, diesen Blog zu führen.
Witziger Weise haben sich im Laufe der Zeit aus einem Blog zwei fast komplett verschiedene Webseiten entwickelt, bei denen ich so viel zu tun habe, dass das Ganze schon längst über das Hobby einer verärgerten Zellbiologin hinausgewachsen ist.
Aber warum biete ich meinem deutschen Publikum andere Texte an?
Aus dem einfachen Grund, weil bei den Frauen über 35 aus Deutschland, die einen Kinderwunsch haben und die Qualität ihrer Eizellen verbessern wollen, oft gewisse Vorkenntnisse fehlen. Daher versuchen viele meiner Texte erst einmal, diese Lücken zu füllen. Einfach gesagt, der Wissensstand der Frauen in Sachen Eizellen ist in Deutschland wirklich nichts, worauf man besonders stolz sein könnte.
Kinderwunsch-Wissen in Deutschland vs. Ausland
Mal abgesehen von meinem Blog: Wenn Sie einmal andere Blogs aus dem englischen Internetraum (wie hier z.B. bei Melanie von Stirrup Queens), die sich mit dem Thema Kinderwunsch beschäftigen, anklicken, werden Sie sofort merken, wovon ich rede.
Auf Englisch wird fleißig diskutiert: Wie kann man am schnellsten die Eierstöcke anregen und die Qualität und Quantität der Eizellen darin verbessern?
Welche Vitaminpräparate funktionieren und in welcher Dosierung?
Was ist bei Frauen über 40 besonders zu beachten?
Welche Kinderwunsch-Zentren setzen unterstützend auf natürliche Methoden zur Verbesserung der Fruchtbarkeit und mit welchen Erfolgen?
In welchem Maße sollten die Eizellen-Spenderinnen entlohnt werden, welche Geschenke dürfen sie akzeptieren?
Generell betrachtet: Frauen im englischsprachigen Ausland sind wesentlich besser informiert und auch eher bereit, selbst ihre Eierstöcke “in die Hand zu nehmen”.
In Deutschland dagegen drehen sich meine Texte oft um eine einzige Frage. Diese eine Frage hat die reproduktionsbiologische Forschung allerdings vor über 20 Jahren beantwortet und dazu gibt es eine beinahe unüberschaubare Zahl von Studien, die seit Jahren fleißig durch die Fachpresse gehen.
Die Frage lautet:
Lässt sich die Aktivität der Eierstöcke wirklich beeinflussen? Lässt sich die Qualität der Eizellen wirklich verbessern?
Oder funktionieren die Eierstöcke der Frau völlig mysteriös, unabhängig von dem, wie wir leben?
Die allermeisten Frauenärzte klammern sich nämlich trotz wissenschaftlichen Fortschritts immer noch gern an das alte Dogma, man könne die Eizellen nicht beeinflussen.
Sie funktionieren wie kleine Küchen-Uhren, für 40 Jahre aufgezogen und mit klar definiertem Ablaufdatum. Die Frau hat halt keinerlei Kontrolle über ihre Eierstöcke und so soll es auch bleiben.
Die gleichen Ärzte, die kein Problem damit haben zu akzeptieren, dass man sein Herz (falls man an einer Herz-Kreislauf-Störung erkrankt ist), sein Pankreas (beim Diabetes) und sogar sein Gehirn (bei früh erkannten Demenzstörungen) unterstützen kann, indem man seinen Lebensstil, seine Ernährung und Vitamine anpasst, brauchen anscheinend noch Zeit, um zu akzeptieren, dass eine Frau ihren Eierstöcken nachhelfen kann.
Ja, (fast) jede Frau kann ihren Eierstöcken helfen, damit sie im fortgeschrittenen Alter aktiver bleiben und weiter Eizellen produzieren. Und zwar in einer Qualität, die ihre Eizellen hatten, als sie um einige Jahre jünger waren. Also, auch Sie können Ihre Eierstöcke um einiges fitter machen und Ihre biologische Uhr um ein paar Minuten zurückdrehen (oder auch mehr, das ist wirklich sehr individuell).
Wo steht Deutschland in Sachen Kinderwunschforschung?
Jedenfalls nicht weit vorn.
Mein Lieblingsbeispiel eines Landes mit fortgeschrittener Reproduktionsmedizin ist Kanada. Dort leben die Frauen so ziemlich im Hier und Jetzt, was die Verwirklichung des Kinderwunsches betrifft (in dem Sinne, dass wissenschaftlicher Fortschritt zügig in der Praxis seinen Platz findet).
Die Frauen aus den USA bleiben zwar ein paar Schritte hinter Kanada, haben es aber auch gut, wenn es mit dem Kinderwunsch auf dem natürlichen Wege nicht klappt.
In den USA ist so ziemlich alles, was die Reproduktionsmedizin anbietet, erlaubt, wird aber wenig reguliert und ist generell sehr teuer.
Dennoch stehen sie gut da, wenn es um die Verbindung von teuren Technologien mit natürlichen Methoden geht. Mein Lieblingsbeispiel: Die CHR, eine der führenden Kliniken für Reproduktionsmedizin weltweit, empfiehlt den Frauen schon auf ihrer Webseite, CoQ10, DHEA und diverse andere Vitaminpräparate einzunehmen, bevor sie diese in ihrem Programm überhaupt aufnehmen. Denn von guten Eizellen profitieren alle – die Ärzte, die auf Erfolgsquoten ihrer Kliniken achten müssen, und die Frauen, die es noch vor der Kinderwunsch-Behandlung vielleicht schaffen, spontan auf natürlichem Weg im eigenen Bett schwanger zu werden.
Die gleichen Ärzte, die kein Problem damit haben zu akzeptieren, dass man sein Herz (falls man an einer Herz-Kreislauf-Störung erkrankt ist), sein Pankreas (beim Diabetes) und sogar sein Gehirn (bei früh erkannten Demenzstörungen) unterstützen kann, indem man seinen Lebensstil, seine Ernährung und Vitamine anpasst, brauchen anscheinend noch Zeit, um zu akzeptieren, dass eine Frau ihren Eierstöcken nachhelfen kann.
Deutschland hinkt in Sachen Eizellen ziemlich weit hinterher, eigentlich ganz unlogisch bei einem Land mit dem dritt- teuersten Gesundheitssystem der Welt, und der Abstand wird immer größer.
Das deutsche Embryonenschutzgesetz (ESchG) stammt aus dem Jahr 1991, was etwa als Jungsteinzeit der Reproduktionsmedizin gilt. In dieser Zeit gab es nämlich noch keine Präimplantationsdiagnostik. Eine Eizellspende war ebenfalls damals noch kein aktuelles Thema. Deshalb werden diese Methoden (für die der Bedarf mittlerweile explodiert ist, da so viele Frauen erst über 35 sich trauen, Mutter zu werden) bei uns gar nicht diskutiert bzw. sind einfach verboten.
Und das ist schlimm – nicht nur, weil es verhindert, dass viele Paare zu ihrem Wunschkind kommen, sondern weil es einen ungesunden Nährboden schafft, auf dem entweder illegale Geschäfte blühen oder deutsche Frauen ins Ausland gehen und sich wahnsinnigen logistischen und anderen Herausforderungen stellen, um ihre Kinderwunsch-Behandlungen fortzusetzen.
Warum eigentlich?
Warum haben wir in Deutschland kein Problem damit, auf Fortschritt zu setzen, wenn es darum geht, Autos herzustellen, zögern aber so massiv bei allem, was mit den Reproduktionsorganen der Frau zu tun hat?