Ab wann ist eine Eizellspende sinnvoll?
Auswahl der Klinik und andere Fragen
Vor wenigen Tagen fuhr ich mit dem Fahrrad zu einem Vortrag.
Ich radelte ganz normal und auf keinen Fall zu schnell; trotzdem bin ich fast mit einem riesigen Müllcontainer zusammengestoßen, den BSR-Mitarbeiter kanonenartig über den Fahrradweg quer rollten. „Nicht so schnell!“, schrie einer mich an.
Noch im Schock und dankbar, dass nichts passiert war, fuhr ich in gleicher Geschwindigkeit weiter, aber schon nach wenigen hundert Metern hupte der Fahrer eines riesigen Lkws mich laut an – anscheinend von meinem zu langsamen Fahrstil irritiert.
Es ist manchmal so: egal, was Sie tun, es scheint nicht zu reichen und nicht richtig zu sein.
Alles probiert und noch nicht schwanger
Wenn Sie schon länger versuchen, ein Baby zu bekommen, ist es genauso. Manchmal haben Sie alles versucht und trotzdem klappt es nicht, schwanger zu werden (und ein Kind auch zu bekommen).
Lange haben Sie bei sich selbst nach Fehlern gesucht.
Sich für jede Tasse Kaffee fertig gemacht (wie viel Koffein ist nicht zu ungesund?); sich über jeden Sporttermin, zu dem Sie nicht gegangen sind, und über jede Vitamintablette, die Sie vergessen haben zu nehmen, geärgert.
Sie haben so ziemlich alle medizinischen Optionen ausprobiert: Inseminationen, IVF, ICSI. Sie haben mit Stimulationsprotokollen experimentiert und dann doch wieder die Schuld bei sich selbst gesucht.
Gelegentlich kommen Sie immer noch auf neue Ideen. Vielleicht gibt es doch eine neue Methode oder eine Blutuntersuchung, die eine Wende in Ihre Kinderwunschreise bringen könnte?
Dr. Peet von der Praxis für Fertilität in Berlin: Wird Eizellspende in Deutschland bald legal? Im Gespräch mit Dr.David Peet
Ab wann ist eine Eizellspende sinnvoll?
Es ist nicht richtig und auch nicht fair.
Und trotzdem gehört es zum Leben dazu.
Sie können noch lange bei sich selbst nach Fehlern suchen und sich fragen, warum es alle anderen scheinbar schaffen, Kinder zu bekommen, nur Sie nicht.
Ist es Ihre Gebärmutter (zu feindlich, um ein Kind dort wachsen zu lassen?).
Ist es Ihr Kopf (habe ich psychische Blockaden, die eine Schwangerschaft verhindern?).
Oder ist es die Epigenetik Ihres Partners, die die Embryonen genetisch verhext hat?
Vielleicht.
Aber aller Wahrscheinlichkeit nach liegt es überhaupt nicht an Ihnen.
Die Tatsache, dass es mit der Schwangerschaft noch nicht geklappt hat und Sie jetzt diesen Text lesen anstatt auf dem Spielplatz im Sand Ihre Zeit zu verbringen, hat nichts mit Ihnen zu tun.
Der Misserfolg liegt an der Qualität der Eizellen bzw. den daraus entstandenen Embryonen. Damit meine ich Folgendes:
Eizellspende vs. eigene Eizellen: Ein paar ernüchternde Zahlen
Schauen Sie sich das kleine Foto unten an. Bis zum Alter von ungefähr 35 Jahren verhalten sich die blaue und die rosa Linie ungefähr gleich. Das bedeutet, eine Frau hat gleich große Chancen, schwanger zu werden, ob mit ihren eigenen oder mit fremden Eizellen (deshalb brauchen jüngere Frauen logischerweise keine Eizellspende).
Embryonen der jüngeren Frauen sind fitter, kräftiger und schaffen es relativ leicht, eine Gebärmutter zu überzeugen, sie aufzunehmen und über neun Monate durchzufüttern!
Aber nach dem 35. Lebensjahr scheiden sich die zwei Linien scherenartig. Die blaue Linie – Schwangerschaftsraten mit Eizellen von jungen Spenderinnen – bleibt weiterhin hoch, während die mit den Eizellen von Frauen, die schon 40 und älter sind, nur noch eine geringe Chance haben, sich zu einem gesunden Kind zu entwickeln.
Das ist eine biologische Gegebenheit von uns Frauen.
Bis wann klappt es auf natürlichem Wege schwanger zu werden?
Das war auch nie anders und wird sich auch nicht so schnell ändern. Also, wenn Sie mit 42 oder später mit eigenen Eizellen nicht mehr schwanger werden, dann liegt es nicht daran, dass Sie etwas falsch machen. Die Natur hat es vorgesehen, gewisse Prozesse in diesem Alter herunterzufahren (vermutlich deshalb, weil in der menschlichen Vorgeschichte Frauen in dem Alter bei der Erziehung der Enkel nützlicher waren und es vernünftiger war, ihre Lebensenergie nicht in erneute Schwangerschaften zu stecken).
Es ist also kein Wunder, dass es ab 40 und manchmal auch früher mit der Schwangerschaft auf dem natürlichen Wege immer seltener klappt. Mit gespendeten Eizellen ist es seltsamerweise überhaupt kein Problem – ein Frauenkörper kann auch noch mit 50 problemlos eine Schwangerschaft austragen. Es sind nur die kostbaren Eizellen, die ab einem gewissen Zeitpunkt verschwinden.
Manchmal sind alle Möglichkeiten erschöpft und es ist Zeit, weiterzugehen.
Eizellspende – wohin zur Behandlung?
Gibt es Orte und Kliniken, die besonders gut sind?
In meinen Beratungsgesprächen gibt es manchmal einen Punkt, an dem Paare zu mir sagen: „Wir wollen einfach dorthin gehen, wo es klappen wird. Sagen Sie uns, wo das ist. Ob im europäischen Ausland oder in Übersee, es spielt für uns keine Rolle.“
Es ist aber nicht so einfach.
Es gibt in Sachen Eizellspende nicht nur den einen besten Ort der Welt. Es gibt viele Orte, an denen Ihnen geholfen werden kann. In Deutschland ist eine Eizellspende nach aktueller Gesetzeslage leider nicht möglich – das hat viel mit der komplizierten deutschen Geschichte zu tun. Darauf werde ich in einem anderen Artikel eingehen.
Viele Länder sind in Sachen Eizellspende sehr erfahren
Oft geht es nicht nur um das technische Können einer Klinik – darin sind die allermeisten Kinderwunschzentren im Ausland ohnehin fit. In den Überlegungen für eine Eizellspende stellen Sie sich vielleicht auch folgende Fragen wie diese:
- Gibt es ein Land, zu dem Sie eine besondere Verbindung haben, sei es genetisch oder emotional?
- Sind Sie dunkelhaarig und südländisch oder sehen Sie eher nordisch blond aus?
- Was sagt Ihr Bauchgefühl dazu?
Eine Entscheidung für die Eizellspende ist sehr individuell und jedes Paar muss diese für sich selber treffen.
Unerfüllter Kinderwunsch? Verlieren Sie keine Zeit, lassen Sie sich kompetent beraten
Manche Themen lassen sich gut beim Frauenarzt besprechen oder man recherchiert dazu im Internet. Andere Themen sind jedoch sehr speziell und erfordern Hilfe von jemandem, der sich auskennt. Wenn Sie sich näher über Eizellspende, Samenspende oder Embryodiagnostik informieren möchten, können wir gerne ein persönliches Gespräch vereinbaren. Weitere Beratungsinhalte umfassen:
- Anpassung der Vitaminpräparate für Sie und Ihren Partner, um Ihr Hormonprofil bestmöglich zu unterstützen und Ihren Körper effektiv auf die Schwangerschaft vorzubereiten
- Entscheidungshilfe bei den Behandlungen und/oder Auswahl der Klinik
- Analyse und Interpretation der Blutwerte und Hormondaten aus dem Zyklusmonitoring der Kinderwunschkliniken
- Ernährungsberatung
- Psychologische Betreuung nach HPPsych.
- Ablauf an einer Kinderwunschklinik in Ihrem Fall
Ich habe in mehreren Kliniken für Eizellspende und Samenspende im Ausland hospitiert und während meiner Ausbildungen interessante Gespräche und Interviews geführt. Dadurch habe ich Einblicke in die Prozesse gewonnen, die sogar vielen Ärzten in Deutschland verborgen bleiben. Wie eine Beratung bei mir funktioniert, ist hier erklärt.
Testimonials und Erfahrungen meiner Patientinnen: Schwanger bessere Ei- und Samenzellen Testimonials
Warum werden Frauen in den USA früher zur Eizellspende geschickt als in Europa?!
Ich arbeite oft mit internationalen Klienten und merke immer wieder, dass Frauen in manchen Ländern, z.B. in den USA, eine Eizellspende viel zu früh angeboten wird. Frauen, die nicht einmal 40 sind, noch keine einzige IVF hatten, bekommen manchmal bei dem ersten längeren Gespräch in ihrer Kinderwunschklinik gesagt, sie sollten an ihre Eizellen nicht mehr glauben. Brutal, oder?
Warum tun ihre Ärzte das?
Because they can.
In den Ländern, in denen Eizellspende erlaubt ist und Kliniken gleichzeitig unter enormem wirtschaftlichen Druck stehen, Babies zu produzieren, fokussieren die Ärzte sich irgendwann einfach darauf, was in ihrem besten Interesse liegt: dass Frauen gesunde Kinder zur Welt bringen und glücklich nach Hause gehen.
Dabei scheint man sich nicht zu viele Gedanken darüber zu machen, wessen Gene im Kind stecken. Das übermüdete Fachpersonal mancher Top-Kliniken hat immer weniger Zeit für komplizierte Fragen. Darüber habe ich einen Artikel geschrieben. Falls Sie Englisch lesen können, schauen Sie unbedingt rein:
Why are women advised egg donation earlier in the US than in Europe?
Eizellspende – wie hoch sind die Erfolgsraten?
Zu Eizellspende gehen Frauen und Paare, die alle andere Möglichkeiten schon erschöpft haben; die schon viel Kraft und Geld in die Kinderwunschbehandlungen investiert haben und immer noch ohne Kind dastehen. Manche Frauen entscheiden oft im Ausland erst nach einer Präimplantationsdiagnostik und einem letzten Versuch mit den eigenen Eizellen, ob es noch Sinn macht, mit den eigenen Zellen weiterzumachen.
Welche Erfolgsquote hat die Behandlung mit der Eizellspende?
Bei den meisten Kliniken liegt die Erfolgsquote der Eizellspende bei fast 60%.
Gibt es eine Altersgrenze bzw. ein empfohlenes Alter bei der Eizellspende?
Ja, und sie liegt bei den Frauen bei 44-50 Jahren, je nach Land. In den letzten Jahren werden die Altersgrenzen nach und nach aufgehoben, was ich als Biologin für eine sehr schlechte Idee halte.
Noch wissenswert
Die Eizellen der Frauen altern sozusagen mit. Im Gegenteil dazu ist keine einzige Samenzelle älter als drei Monate.
Die Samen-Vorläuferzellen vermehren sich erst einmal durch einfache Teilungen. Die Hälfte der neugebildeten Zellen füllt die Vorläuferpopulation wieder auf, die andere Hälfte entwickelt sich weiter zu fertigen, reifen Samenzellen. Der Prozess heißt Spermatogenese und dauert etwa 74 Tage. So ungerecht das vorkommen mag: bei den Männern werden täglich neue Spermien produziert; bei Frauen altern die Eizellen mit. Jede Frau hat bei der Geburt schon alle Eizellen, die sie je haben wird.