Oregon Reproductive Medicine bietet seine Dienste in Deutschland an
Dieser Artikel entstand vor 4 Jahren, während der ersten Kinderwunsch-Messe in Berlin. Damals war ich beim Thema Leihmutterschaft sehr naiv. Ich habe meine Meinung aber geändert.
Vor kurzem hatte ich die Möglichkeit, mit Dr. Brandon J. Bankowski von der Oregon Fertility Clinic zu reden, einem der Organisatoren der Kinderwunsch-Messe in Berlin.
DW: Was hat Sie nach Deutschland geführt?
Dr. Brandon: Wir haben ein umfangreiches Fruchtbarkeitszentrum, das alle Arten von Behandlungen anbietet, angefangen von IVF, Eizellspenden, Leihmutterschaft bis zu komplexen Untersuchungen der Embryos wie prägenetisches und prädiagnostisches Screening (mein Kommentar: PGS konzentriert sich auf die Chromosomenzahlen und deren Abweichungen, während PGD überprüft, ob bestimmte Krankheiten vorliegen wie z.B. monogenetische Krankheiten, die in der Familie weiter vererbt werden.)
Es gibt also eine Anzahl von Möglichkeiten, die wir hier anbieten, die zur Zeit in Deutschland nicht erlaubt sind. Das ist der Grund, warum wir unsere Dienste jenen offerieren, die daran Interesse haben. Wir haben bereits viele Patienten aus anderen Ländern z.B. Israel, China und Großbritannien, um nur einige Beispiele zu nennen.
DW: Warum sollten Menschen aus Deutschland in die U.S.A. fliegen, um sich dort einer Fruchtbarkeitsbehandlung zu unterziehen? Selbst wenn einige der dortigen Technologien in Deutschland verboten sind (wie Eizellspende und Leihmutterschaft), werden diese doch auch von vielen anerkannten Kliniken in anderen europäischen Ländern angeboten. Warum also diese weite Reise antreten?
Dr. Brandon: Wenn die Menschen irgendwohin reisen müssen, weit weg von zu Hause, werden sie sehr wählerisch. Sie beginnen, vorher sehr viel zu recherchieren und fragen nach den Erfolgsraten der Behandlungen. Die U.S.A. sind das einzige Land, das eine nationale, geprüfte Datenbank hat, die die Erfolgsraten für jede Behandlung in jedem Programm speichert, so dass man sofort sehen kann, wo man die besten Erfolgschancen hat. Das macht den ganzen Prozess persönlicher.
Wir arbeiten mit Singles, aber auch mit vielen homosexuellen Paaren zusammen. Ungefähr die Hälfte unserer deutschen Patienten sind homosexuelle Paare. Das unterscheidet uns von anderen Kliniken, die nicht diese Art von Behandlung anbieten können (in diesem Fall Leihmütter) und auch nicht solche Erfolgsraten haben wie wir.
Was meinen Sie mit “Behandlung”? Was ist eine Leihmutter?
Leihmutterschaft ist eine Vereinbarung, in der eine Frau – die Leihmutter – schwanger wird und ein Kind im Namen einer anderen Person oder eines Paares gebiert. Es gibt verschiedene Arten dafür. Die Idee, von einer anderen Frau ein Kind für ein Paar austragen zu lassen, ist etwas, das schon seit Hunderten von Jahren vorkommt. In den letzten hundert Jahren oder so hat es mehrere medizinische und soziale Fortschritte gegeben, die die Leihmutterschaft akzeptabler und leichter zu verwalten gemacht haben. Der erste Fall von Leihmutterschaft war im Jahr 1985.
Meine weitere Interview-Artikel zum Thema Leihmutterschaft:
DW: Das möchte ich gern näher verstehen: zwei homosexuelle Männer, eine unbekannte, fremde Frau und ein Baby. Erschafft das nicht eine komplizierte gesetzliche Situation? Wer ist die Mutter, wer der Vater, und ist das Baby dann deutscher Nationalität? Und wie wird das Baby in Deutschland einreisen können?
Von Anfang an arbeiten die Paare mit Rechtsanwälten in beiden Ländern zusammen, um Verträge für den Vorgang der Leihmutterschaft abzuschließen. Hier, ich meine die US-amerikanischen Gesetze, die von Staat zu Staat unterschiedlich sind, ist es so, dass sobald das Baby geboren ist, die Elternschaft erklärt wird und das Baby bekommt einen amerikanischen Pass. Das ist der erste wichtige Schritt bei diesem Prozess. Wir arbeiten mit verschiedenen sehr erfahrenen Agenturen für Leihmütter zusammen und haben bisher ungefähr 1.000 Leihmutterschaften durchgeführt.
DW: Wie und wo findet man eine Leihmutter?
Dr. Brandon: Sie werden von Leihmütter-Agenturen gefunden und gewonnen. Wir Ärzte genehmigen die entsprechenden Leihmütter nach einer gründlichen medizinischen Untersuchung. Dabei liegt die Rate unter 10%.
Die Bewerberinnen müssen sich psychologischen Tests unterziehen, Überprüfungen ihres gesundheitlichen Zustandes, Hausbesuche und vieles mehr akzeptieren.
Wir haben auch Datenbanken von Eizellspenderinnen. Gemäß des neuesten Nationalreport gab es über 20.000 Eizellspenden und ungefähr 4.000 Leihmütter-Schwangerschaften in den U.S.A. Unser Zentrum hat mit beiden eine Menge Erfahrung.
DW: Danke Dr. Brandon für die Infos!