Unerfüllter Kinderwunsch wird langsam salonfähig
Sie haben es sicherlich bemerkt: die Themen rund um den unerfüllten Kinderwunsch werden langsam salonfähig (der Post wurde in 2016 geschrieben).
Ob das Einfrieren von Eizellen, Einzelheiten zu den Kinderwunschbehandlungen, oder die vielen Webseiten und Blogs, welche die emotionale Seite des Kinderkriegens ausführlich behandeln – über alles wird viel offener und mit deutlich weniger Schamgefühl als vor nur wenigen Jahren gesprochen.
Trotzdem habe ich nicht wenig gestaunt, als in meinen GoogleAlerts vor wenigen Tagen ein Bericht auftauchte, in dem sich eine prominente CNN Moderatorin zu ihrem unerfüllten Kinderwunsch bekennt und sogar ihr eigenes Buch zu diesem Thema vorstellt.
Und seit wann sind Trends, die aus den USA kommen für uns nicht wichtig, besonders wenn es um Geschäfte geht, für die allein im letzten Jahr in Amerika über 5 Milliarden Dollar ausgegeben wurde?
Also, in dem Video hier CNN-Nachrichtensprecherin Kyra Philips, Mutter von 4-jährigen Zwillingen, stellt ihr Buch über eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben einer Frau vor: Kinder oder Karriere? Oder Kinder und Karriere?
Viele Frauen verschieben ihren Kinderwunsch, um sich auf ihre Karriere zu konzentrieren, nur um später festzustellen, dass sie nicht mehr in der Lage sind, Kinder zu bekommen.
In „The Whole Life Fertility Plan“ (Fruchtbarkeits-Plan für das ganze Leben) erzählt die prominente Moderatorin von ihrer eigenen Erfahrung, zu einem relativ späten Zeitpunkt im Leben noch Zwillinge zu bekommen, nachdem sie bis in die 30er vor allem für ihre Karriere gearbeitet und damit unter anderem ihre Ehe in den Sand gesetzt hat. Von klein an wusste sie, dass sie Journalistin werden wollte, und arbeitete nur auf dieses Ziel hin, und nun stand sie vor einem Trümmerhaufen und durchlebte eine Lebenskrise, aus der sie schließlich gestärkt hervor ging. Sie lernte ihren heutigen Mann kennen, der ihren Kinderwunsch teilte und sie bei den Kinderwunschbehandlungen unterstützte. Heute sind sie glückliche Eltern von Zwillingen.
Was ich noch interessant fand, ist wie die Interviewerin selbst sich outete und berichtete von ihrer großen Entscheidung, mit 33 Jahren Eizellen einfrieren zu lassen, um zu einem späteren Zeitpunkt aus diesen Zellen Babys bekommen zu können.
Sie ist glücklich mit dieser Entscheidung, glücklicherweise hat auch noch ihre Krankenversicherung einen großen Teil der Kosten übernommen. Viele Unternehmen (wenigstens in den USA) unterstützen heutzutage schon junge Frauen, die ihre Karriereziele verfolgen, aber nicht auf eine eigene Familie verzichten möchten, indem sie für das Einfrieren ihrer Eizellen die Kosten tragen.
Es ist bei allermeisten Frauen möglich, auch zu einem späteren Zeitpunkt im Leben Schwangershaft auszutragen – nur die Eizellen sind irgendwann nicht mehr fit und befruchtungsfähig. Deshalb kann es sinnvoll sein, die Eizellen rechtzeitig einfrieren zu lassen, wenn sie noch gesund und fruchtbar sind.
Es geht aber nicht nur um das Einfrieren von Eizellen: Weitere Punkte werden in dem Buch angesprochen, die die Fruchtbarkeit beeinflussen und schließlich zu Fruchtbarkeitsproblemen bei den Frauen über 35 führen können: Bestimmte Kosmetika, Chemikalien, Über- und Untergewicht, übermäßiges Fitnesstraining, Alkoholkonsum, und viele weitere Faktoren. Zum Beispiel können bestimmte Lippenstifte, die Blei enthalten, Fehlgeburten sogar auslösen.
Zugleich spricht die Autorin das Problem an, dass viele Männer nicht zeugungsfähig sind, auch ihre Fertilität wird durch externe Faktoren massiv beeinflusst.
Zusammengefasst, ich würde mir auch in Deutschland mehr Bücher wünschen, die so viele Hinweise geben, wie schon junge Frauen zukünftige Unfruchtbarkeit vorbeugen können, was für Behandlungsmöglichkeiten es später gibt, und wie Frauen ihr Leben somit selbst in die Hand besser nehmen können.