Zusammenhang von AMH und Vitamin D – was ist wirklich dran?
Eizellen brauchen Vitamin D zum Reifen. Frauen mit Kinderwunsch brauchen gute, fitte Eizellen, um überhaupt schwanger werden zu können. Und trotzdem haben die allermeisten Frauen im gebärfähigen Alter in Deutschland einen Mangel an Vitamin D.
Ich merke aber, dass sich in den letzen Jahren auf diesem Gebiet vieles geändert hat. Viele Frauen ergreifen Initiative und wirken dem Vitamin-D-Mangel vorbeugend entgegen, und auch Ärzte und Heilpraktiker verschreiben Vitamin D viel öfter als vor wenigen Jahren. Ich höre auch nicht selten von Frauen, dass sie Vitamin D als Depot von 20.000 IE alle fünf Tage einnehmen.
Ich persönlich nehme 4.000-5.000 IE Vitamin D täglich und mache nur in den Sommermonaten eine Pause.
Vitamin D und Kinderwunsch
Vor einiger Zeit gab es Berichte, dass Vitamin D die Reifung der Eizellen in den Ovarien beeinflusst, in dem es sich auf die Produktion von AMH positiv auswirkt.
AMH (Anti-Müller Hormon) ist ein Hormon, das in den Satellitenzellen, die die Eizellen umgeben, produziert wird. Ganz grob gesagt, je höher der AMH-Wert, desto mehr Eizellen hat die Frau. Aber was ist wirklich dran? Gibt es einen positiven Zusammenhang zwischen Vitamin D und AMH?
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Was AMH-Wert bedeutet
Wenn eine Frau sich mit ihrem AMH-Wert beschäftigt, ist dieser typischerweise schon im Keller und man erfährt ihn im Büro eines Kinderwunsch-Arztes.
Im typischen Fall findet eine über 35-jährige Frau heraus, dass ihr AMH-Wert im niedrigen Bereich liegt, was auf eine niedrige Eizellreserve hindeutet.
Deshalb möchte sie selbstverständlich wissen, wie viel Zeit ihr noch zur Verwirklichung ihres Kinderwunsches bleibt? Fünf Jahre? Fünf Monate? Wie kann sie ihren AMH-Wert verbessern?
Dabei ist es so, dass der Bereich von <0,3 ng/ml schon an die Grenze der Nachweisbarkeit der meisten Labortests stößt und die Abweichungen deshalb zu erwarten sind.
AMH-Werte: Tabelle
AMH-Werte sind im Bereich von 0,4-3,5 ng/ml wirklich aussagekräftig und bedeuten Folgendes:
1. Je höher der AMH-Wert, desto höher die Eizellreserve des Eierstockes.
2. Je höher der AMH-Wert, desto höher die Sensitivität der Eierstöcke auf Medikamente (wichtig für diejenigen, die sich in einer Kinderwunsch-Behandlung befinden).
Und hier ist, was der AMH-Wert nicht voraussagt:
1. AMH sagt wenig bis nichts über die Qualität der Eizellen aus, sondern nur etwas über die Quantität der vorhandenen Eizellen.
2. AMH sagt auch nicht, ob die Wechseljahre bei Ihnen schon eingetreten sind (der Beginn der Wechseljahre hängt vor allem vom Alter der Frau ab und noch ein paar anderen Hormonwerten).
In der nachfolgenden Tabelle finden Sie eine altersabhängige Darstellung der AMH-Werte. Achten Sie bitte auf die Einheiten, die auf Ihrem Laborbefund angegeben sind (pmol/L oder ng/ml).
Eizellenvorrat pmol/L ng/mL
Sehr gute Eizellreserve 28.6 – 48.5 4.0 – 6.8
Ausreichende Eizellreserve 15.7 – 28.6 2.2 – 4.0
Niedrige Eizellreserve 2.2 – 15.7 0.3 – 2.2
Sehr niedrige Eizellreserve 0.0 – 2.2 0.0 – 0.3
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Zusammenhang zwischen AMH und Vitamin D
Sowohl der Vitamin D – als auch der AMH-Spiegel zeigen leichte saisonale Schwankungen bei Frauen.
Im Winter kann der AMH im Vergleich zum Sommer bis zu 18 Prozent zurückgehen und der Grad der Veränderung korreliert mit dem anfänglichen Vitamin-D-Wert. Interessanterweise kann eine Ergänzung mit Vitamin D bei manchen Frauen die saisonale AMH Oszillation umkehren.
Der Eingangsbereich von AMH enthält eine Bindungsstelle für den Vitamin-D-Rezeptor.
Das bedeutet, dass Schwankungen in der Vitamin-D-Konzentration die Produktion von AMH theoretisch beeinflussen könnten. Aber bedeutet das in der Praxis, dass ein Vitamin-D-Mangel die Fruchtbarkeit der Frauen nachteilig beeinträchtigt? Nachdem ich mir diverse Artikel, die sich mit dem Zusammenhang von AMH und Vitamin D beschäftigen, angesehen habe, fand ich nur wenige Texte, die eine Referenz auf Forschungsarbeiten enthielten. Insgesamt handelte es sich um wenige Studien, und ich fand nur eine wirklich von Relevanz für Frauen über 35 mit Kinderwunsch.
AMH Wert natürlich verbessern?
In dieser Studie, die in Fertility and Sterility veröffentlicht wurde, stellten die Forscher die Hypothese auf, dass eine Vitamin D-Ergänzung den AMH-Spiegel der Vitamin-D-defizienten Frauen erhöhen würde.
Zu diesem Zweck bekamen 49 Frauen mit biochemisch nachweisbarem Vitamin D-Mangel (<20 ng/mL) wöchentlich 50.000 IE Vitamin D über einen Zeitraum von zweieinhalb Monaten. Der AMH-Wert wurde einmal davor und einmal danach gemessen. Die interessantesten Ergebnisse fasse ich in folgenden Punkten zusammen.
Wird AMH besser mit Vitamin D – Zusammenfassung
1. Nicht alle Frauen zeigten den gleichen Anstieg des Vitamin-D-Spiegels in Blut, trotz gleicher Einnahme von 50.000 IE pro Woche. Dickere Frauen brauchten wesentlich mehr Vitamin D, um auf das gleiche Niveau zu kommen wie schlanke Frauen, da Vitamin D im Fettgewebe verschwindet.
2. Frauen, die keinen nachweisbaren AMH-Wert zum Anfang der Studie hatten, hatten auch kein AMH zum Ende der Studienzeit gebildet. Was gut zu dem passt, was wir schon lange wissen: Es gibt keine magischen Pillen und wenn es keine Eizellen mehr gibt, werden keine neuen mehr entstehen.
3. Das wichtigste Ergebnis: 31 Prozent der Frauen mit einem niedrigen AMH zeigten eine 50-Prozent Steigung im AMH-Spiegel nach der Vitamin-D-Therapie.
Vielleicht noch wichtiger, für all diejenigen, die nicht zu der 31 Prozent Gewinner-Gruppe zählten: Je höher die Steigung des Vitamin D-Spiegels war, desto geringer war die Abnahme des AMH. Das bedeutet: Die Vitamin-D-Einnahme bei Frauen mit einem niedrigen AMH-Wert führte dazu, dass das AMH entweder stieg oder wenigstens langsamer verschwand. Das ist nicht nur das beste Ergebnis der Studie, sondern auch die einzige, nachweisbare Möglichkeit bei Frauen in fortgeschrittenem biologischem Alter, ihre innere Uhr ein wenig zu verlangsamen.
Vielleicht noch wichtiger, für all diejenigen, die nicht zu der 31 Prozent Gewinner-Gruppe zählten: Je höher die Steigung des Vitamin-D-Spiegels war, desto geringer war die Abnahme des AMH.
4. Ein weiteres Ergebnis der Studie war, dass fast 80 Prozent der Frauen mit einem AMH> 3.5 ng/ml (was auf molekularer Ebene auf ein latentes PCOS hindeutet) zeigten einen 36-prozentigen Rückgang des AMH nach Vitamin-D-Ergänzung.
Vitamin D wurde also zu einem positiven Regulator der AMH-Produktion bei Frauen, insbesondere bei denjenigen, die eine niedrige (aber noch nachweisbare) Eizellreserve haben, aber auch die PCOS Patientinnen profitierten von der Vitamin-D-Einnahme.
Falls Sie weitere Details brauchen oder die Daten mit Ihren Ärzten oder Heilpraktikern besprechen möchten, unten finden Sie Links zu den Originalstudien.
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Bibliographie zum Thema AMH und Vitamin D:
Irani, D. Seifer, H. Minkoff, Z. Merhi. Vitamin D supplementation appears to normalize serum AMH levels in vitamin D deficient premenopausal women. Fertility and Sterility, Volume 100, Issue 3, Page S338. Fertil Steril. 2012 Jul;98(1):228-34.
Joana Osório. Reproductive endocrinology: Vitamin D and AMH levels are correlated in human adults. Nature Reviews Endocrinology 8, 380 (July 2012).
Merhi ZO, Seifer DB, Weedon J, Adeyemi O, Holman S, Anastos K, Golub ET, Young M, Karim R, Greenblatt R, Minkoff H. Circulating vitamin D correlates with serum antimüllerian hormone levels in late-reproductive-aged women: Women’s Interagency HIV Study. Fertil Steril. 2012 Jul;98(1):228-34.
Qin LL, Lu FG, Yang SH, Xu HL, Luo BA. Does Maternal Vitamin D Deficiency Increase the Risk of Preterm Birth: A Meta-Analysis of Observational Studies. Nutrients. 2016 May 20;8(5).
Nicola A. Dennis Lisa A. Houghton Gregory T. Jones Andre M. van Rij Kirstie Morgan Ian S. McLennan. The level of serum anti-Müllerian hormone correlates with vitamin D status in men and women but not in boys. J Clin Endocrinol Metab. 2012 Jul;97(7):2450-5. doi: 10.1210/jc.2012-1213.