Wie Politiker in Straßburg bereits versuchten, das Leihmutterschaftsverbot auf EU-Ebene zu kippen
Der folgende Text gehört zu der Serie der Recherchen und Artikel, die in den Monaten vor der Corona Krise entstanden sind. Ich habe mit der Veröffentlichung gezögert, weil ich die Ergebnisse meiner Recherchen von einem gewissen Zeitabstand sehen und bewerten wollte. Lesen Sie in Ruhe.Gern würde ich sagen, teilen Sie diesen Artikel mit allen Menschen, die Ihnen am Herzen liegen. Leider geht es um Themen, über die man in der Öffentlichkeit nicht spricht und deshalb: machen Sie den Mund auf, erzählen Sie davon in Ihrem persönlichem Umkreis. Lassen Sie Ihre Freunde und Bekannte wissen, was hinter geschlossenen Türen in Sachen Leihmutterschaft und reproduktiver Rechte der Frau läuft.
Als ich vor einigen Monaten berichtete, dass die neuen Vorschläge der Nationalen Akademie der Wissenschaften für das Kinderwunsch-Gesetz irgendwie seltsam sind und sich außerdem wie eine versteckte Empfehlung zur Leihmutterschaft lesen, fiel mir das Schreiben nicht leicht.
Denn wenn das so ist, warum berichten darüber keine Zeitungen? Warum sind die Feministinnen nicht auf den Barrikaden? In der Zwischenzeit wissen wir mehr.
Schon 2015 wurde in Straßburg versucht, das vom europäischen Parlament fest verankerte Leihmutterschaftsverbot auf EU-Ebene zu kippen.
Hätte das geklappt, wäre es viel leichter geworden, die nationalen Gesetze stillschweigend anzupassen und die Leihmutterschaft europaweit ganz unter dem Radar der öffentlichen Kritik einzuführen – leise und durch die Hintertür, so wie es in manchen non-EU Ländern schon gemacht wurde (Georgien, Ukraine, möglicherweise kommen bald einige ex-jugoslawische Republiken dazu).
Aus Mamas Leihmütter machen – deshalb schicken wir Politiker nach Straßburg und Brüssel?!
Beachten Sie bitte, dass im März 2015 die Legalisierung der Leihmutterschaft auf EU-Ebene mit einer Stimme Mehrheit zurückgewiesen wurde, und wie die Vertreter der SPD und der LINKEN seit Jahren an der Verwirklichung der Leihmutterschaft hin gearbeitet haben. Das Ärzteblatt berichtete in 2016:
” …hat die Parlamentarische Versammlung des Europarats in ihrer Sitzung in Straßburg einen Antrag abgelehnt, der die Leihmutterschaft in Europa etablieren wollte. Ein erster Antrag im März war vom Sozialausschuss des Europarates mit einer Stimme Mehrheit ebenfalls zurückgewiesen. Die parlamentarische Versammlung bestätigte dies nun mit 90 zu 57 Stimmen. Die deutschen parlamentarischer Stimmen waren geteilt: während die Vertreter von CDU/CSU und der Vertreter der Grünen den Antrag ablehnten, stimmten die SPD-Parlamentarier sowie der Vertreter der Linken dafür.”
Warum wird Leihmutterschaft in Deutschland überhaupt diskutiert?
Eine solche Perversität hat es in der Geschichte der Menschen noch nie gegeben. Warum sollten die Frauen überhaupt anfangen, fremde Kinder zu austragen?
Der Grund liegt auf der Hand. Nachdem in den letzten Jahren ein europäisches Land nach dem andern die Öffnung der Ehe legalisiert hat, arbeiten die zuständigen Juristen daran, auch die dazugehörigen Gesetze anzupassen. Also nehmen Sie die Sache mit der Leihmutterschaft nicht persönlich. Die Nationale Akademie der Wissenschaften sowie unzählige Juristen und Sozialwissenschaftler in diversen Ministerien, Stiftungen, Familienorganisationen usw. machen einfach ihre Arbeit.
Zu jeder Ehe gehören Kinder juristisch automatisch mit dazu. Deshalb sollten aus der “Ehe für alle” irgendwie auch “Kinder für alle” ermöglicht werden. Das ist nicht einfach und man muss sich fantasievolle Lösungen einfallen lassen.
Eine der Lösungen heißt “Familienbildung mit Hilfe Dritter”.
Ein extra Bonus bei diesem Model wäre, dass man die Leihmutterschaft zusammen mit Eizellspende und Samenspende juristisch verpacken und quasi zusammenschmeissen könnte – aus diesem Grund werden alle drei Begriffe, in der Öffentlichkeit in einem Atemzug ausgesprochen.
In der Realität haben sie nichts miteinander zu tun. Bei der Eizellspende und der Samenspende wird eine nur unter dem Mikroskop sichtbare Zelle an die Paare verschenkt, damit sie nach jahrelangen Kinderwunschbehandlungen endlich eine Familie bilden können.
Bei der Leihmutterschaft dagegen kaufen die Paare (oft aus Lifestyle-Gründen) zuerst die Eizellen von unbekannten Frauen. Aus denen lassen sie Embryonen herstellen, die zum Schluss von Leihmüttern im Ausland austragen werden.
Deutschland ist also dabei, in den Kinderhandel einzusteigen und die höchsten akademischen Institutionen unterstützen das Konzept. Toll. (Stand Juni 2020)
Diese Artikeln könnten Sie noch interessieren:
Leihmutterschaft darf nicht ins Embryo-Gesetz! Nicht jetzt und nicht in der Zukunft!!
Eine Expertin erklärt: Warum betroffene Kinder möglichst früh über die Samenspende erfahren sollten
Jetzt erzählt eine Leihmutter! Noch dazu: Eizellspende – was lernen wir von anderen Ländern?
Europaweit werden Kinderwunsch-Gesetze neu geschrieben: Ein Grund für jede gebärfähige Frau, nervös zu werden
Wenn Sie in den Zeitungen lesen, dass ” Deutschland nach 30 Jahren dringend ein neues und zeitgemäßes Embryo-Gesetz braucht“, ist das nur die halbe Wahrheit.
In der Realität werden europaweit Kinderwunsch-Gesetze erneuert (oder ganz neu geschrieben in den Ländern, die bis jetzt keine hatten).
Die Rechtsprechung ist ja biegsam – die Juristen suchen und finden immer einen Weg, politische Beschlüsse gesetzlich geltend zu machen.
Das kann nicht jeder, aber dafür sind die top-Experten da. Zum Beispiel hat der Verfasser des Leopoldina-Entwurfs letztes Jahr das goldene Bundesverdienstkreuz bekommen, wie man hier nachlesen kann.
Ein außergewöhnlicher Bericht: Leihmutterschaft bald im Fortpflanzungsmedizingesetz in Deutschland?!
Dabei ist ein klarer Trend zu beobachten. In den Ländern, die 1) wirtschaftlich stark sind, mit 2) vielen praktizierenden Christen und/oder 3) starken feministischen Organisationen wie z.B. in Frankreich, Spanien und Österreich, wird an der roten Linie der Leihmutterschaft nicht gerüttelt bzw. wird diese nicht überschritten.
In Frankreich sind die Feministinnen auf die Straße gegangen, weil Präsident Macron noch während seiner Kandidatur klar gemacht hat, dass die Gesetzeserweiterung vor allem die künstliche Befruchtung für lesbische Paare bedeutet, und dass es Leihmuttershaft nicht geben wird.
Eine feministische Organisation, die sich um das weltweite Verbot von Leihmutterschaft einsetzt, “Stop Surrogacy Now”, vereint unter ihrem Schirm mehr als 50 Frauenorganisationen (fragen Sie lieber nicht, wie viele davon aus Deutschland kommen…).
Und noch ganz traurig: je ärmer das Land, desto großzügiger seine Leihmutterschaftsgesetze; als wären diese gerade so gemacht, dass die reichen Wunscheltern aus dem Westen in der Zukunft ihre Babys billig am Rand Europas bestellen können.
Also, während wir hier in Deutschland schöne Märchen vorgelesen bekommen über die Vorzüge der Familienbildung mit “Hilfe Dritter” und altruistischen Frauen, die selbstbestimmt ihre Gebärmutter zu Verfügung stellen, werden Verträge unterzeichnet, in denen Leihmütter eine enge Freundschaft zu den Wunscheltern erklären und gleichzeitig auch akzeptieren, Babys während der Schwangerschaft abzutreiben, falls die Verkäufer es sich anders überlegen.
Ein Teil dieser Propagandamaschinerie läuft schon. Lesen Sie nachher auch hier:
Ich beobachte mit Sorge, wie meine neue Heimat Deutschland dabei ist, die Leihmutterschaft durch die Hintertür zu legalisieren. Und mit viel Sorge lese ich, wie in meiner früheren Heimat schon zwei Teilrepubliken – Mazedonien und Serbien, ein weiteres Land kommt vielleicht bald dazu – in letzter Zeit Gesetze erlassen haben, die den Verkauf von Frauenkörpern in fast allen möglichen Variationen legalisieren.
Vielleicht ein neuer Preis des EU-Beitritts?
Legalisierung in Deutschland – Leihmütter im Ausland
Erfahrungen aus den Ländern, die Leihmutterschaft schon legalisiert haben, zeigen, dass in wirtschaftlich starken Ländern Frauen im Großen und Ganzen nicht freiwillig Leihmütter werden wollen und eine gesellschaftliche Stigmatisierung auch nicht riskieren. In der Regel fahren die Paare, die eine Leihmutter suchen ins Ausland und nehmen dort Frauen unter Vertrag.
Zeigen Sie bitte, dass Sie damit nicht einverstanden sind.
Jede Frau auf der Welt hat das Recht, sich nicht Schaden zufügen zu müssen, um zu überleben, und ihren leiblichen Kindern eine Schule zu ermöglichen, Miete zu bezahlen usw.
So wie Menschen ihre Organe nicht verkaufen dürfen, selbst wenn sie das “freiwillig und selbstbestimmt entscheiden”, genauso muss es möglich sein, ein Verbot für den Handel mit Babys durchzusetzen. Und zwar weltweit.
Es geht doch: Kinderhandel verbieten, Leihmutterschaftsagenturen durchsuchen lassen
Spanien – wahrscheinlich die erste Weltmacht in allen Bereichen der Kinderwunsch-Forschung und Verwirklichung, geht mit gutem Beispiel voran: nachdem neuerdings etwa 30 Familien die Rückkehr aus Kiew mit frisch gekauften Babys aus der Ukraine verweigert wurde, lassen sie jetzt Leihmutterschafts-Agenturen, die auf spanischem Boden wirken, staatsanwaltlich durchsuchen. Mehr Infos finden Sie hier:
“…Das Justizministerium hat bei der Generalstaatsanwaltschaft die Aufnahme von Ermittlungen gegen Agenturen für Leihmütter im Ausland beantragt…Diese Agenturen vermitteln am häufigsten in die Ukraine, die USA, Kanada und Georgien. Das Ministerium weist in seinem Antrag darauf hin, dass die Agenturen von der Vermittlung einer in Spanien verbotenen Aktivität profitieren….In ihrem Antrag ersucht die Regierung die Generalstaatsanwaltschaft auch zu prüfen, ob die Rechte der Leihmütter verletzt werden. Die Regierung spricht von einer Ausbeutung der Frau…”
Während der gleichen Zeit beschäftigen sich in Deutschland Obergerichte z.B damit, die Urteile von Landgerichten zu kippen und damit eine dem Kinderhandel vergleichbare Praxis zu ermöglichen.
Warum, eigentlich? Warum kann das zweitgrößte Land in Europa nicht selbstverständlich und selbstsicher mit gutem Beispiel vorangehen?
Was ich Ihnen mit auf den Weg geben möchte
Ich möchte Ihnen, meine liebe Leserin zeigen, dass es bei der reproduktiven Bestimmung der Frau keinesfalls nur um die Leihmutterschaft geht.
Leihmutterschaft ist nur ein sehr krasses Beispiel, das durch einen unverantwortlichen Umgang mit der Reproduktionsmedizin ermöglicht wurde. Es zeigt, wie weit manche Pathologien in der westlichen Gesellschaft schon vorangeschritten sind.
Meine Befürchtung: Alle jungen Frauen werden dringend lernen müssen, die reproduktive Ausbeutung mittels Reproduktionstechnologien abzuwehren.
Denn die Zahl der Menschen, die keine Kinder machen können oder wollen, wird in der Zukunft tendenziell nicht weniger, sondern eher mehr. Somit werden die zukünftigen Generationen der Frauen verinnerlichen müssen, ihre reproduktiven Rechte immer aufs Neue zu verteidigen.
Was bedeutet das?
Das bedeutet, dass nur Sie entscheiden, was, wann und ob in Ihrem Bauch etwas passiert.
Ob, wann und mit wem Sie Lust auf Sex haben, oder nicht. Mit wem, wann und wie viele Kinder Sie zur Welt bringen wollen, oder nicht. Ob Sie überhaupt Mutter werden wollen, auf welche Art und Weise – Ihr Bauch gehört Ihnen allein.
Verbinden Sie sich mit anderen Frauen. Wie war das – jeder Mensch kennt jeden anderen Menschen auf der Welt über maximal sechs Ecken? Reden Sie mit Ihren Mitmenschen am besten persönlich.
Diese Themen werden logischerweise nicht in sozialen Medien diskutiert.
Glauben Sie nicht, Sie wären nicht nett, Sie wären reaktionär, altmodisch oder konservativ, wenn Sie in dieser Sache zu Ihren Rechten stehen.
Sie sind ein Teil des Netzwerks, unterschätzen Sie Ihre Bedeutung in dieser Welt nicht.
Verpassen Sie bitte nie die Wahlen – egal ob auf Landes- oder Bundesebene, und sorgen Sie bitte dafür, dass die Frauen aus Ihrem Freundeskreis diese auch nicht verpassen.
Die Zahl der Menschen, die keine Kinder machen können oder wollen, wird in der Zukunft tendenziell nicht weniger, sondern eher mehr. Somit werden die zukünftigen Generationen der Frauen verinnerlichen müssen, ihre reproduktiven Rechte immer aufs Neue zu verteidigen.