Unerfüllter Kinderwunsch tut weh!
Viele Paare wünschen sich Kinder.
Leider hat jedes sechste Paar Schwierigkeiten, schwanger zu werden. Ein unerfüllter Kinderwunsch ist eine große Belastung und viele verzweifelte Paare empfinden diese sogar als genauso schlimm wie den Verlust eines Angehörigen oder eine schwerwiegende Erkrankung. Männer und Frauen leiden gleichermaßen und die männliche Seele ist in dieser Sache nicht robuster als die der Frau, auch wenn Frauen ihre Enttäuschung und Verzweiflung oft eher zeigen können.
Der Drang, den Nachwuchs um jeden Preis zu bekommen, ist so kraftvoll, dass viele Paare bereit sind, hohe Kosten und Schmerzen in Kauf zu nehmen, um ihren unerfüllten Kinderwunsch zu verwirklichen.
Jeder missglückte Versuch, schwanger zu werden, macht das Warten noch schlimmer. Und der damit verbundene Stress kann manchmal auch zur Entstehung eines Teufelskreises führen.
Je mehr sich die Frauen unter Druck setzen, desto mehr fangen die an der Fruchtbarkeit beteiligten Hormone an zu “spinnen”, vor allem bei Frauen, die über 35 sind oder sich wegen der erschöpften Eizellreserve in der Perimenopause befinden.
Auch wenn es bislang nur wenig klare Erkenntnisse darüber gibt, inwieweit die Psyche an ungewollter Kinderlosigkeit beteiligt ist, kann sich wohl jeder denken, dass ständiger Stress nie als positiver Faktor zu sehen ist.
Unerfüllter Kinderwunsch tut weh
Die Betroffenen können leider nicht brüllen und Aua schreien; schlimmer noch, sie leiden in aller Stille, weil der unerfüllte Kinderwunsch trotz der vielen Betroffenen ein großes Tabuthema ist. Vor allem ältere Paare wissen, dass sie an ihrem nicht-schwanger-werden-können teilweise selber schuld sind und schweigen darüber, selbst wenn die ungewollte Kinderlosigkeit zu einer Existenzfrage und einer andauernden Belastung für die Beziehung wird.
Zweifellos bringt die ungewollte Kinderlosigkeit Phasen mit sich, die das Paar psychisch stark belasten.
Ereignisse, die mit der Kinderwunsch-Behandlung oder letztendlich mit der erfolglosen Beendigung der Kinderwunsch-Behandlung, einhergehen, können von Mann und Frau als Kontrollverlust erlebt werden.
Sollten die Versuche, schwanger zu werden, immer wieder scheitern, ist es als Erstes sehr wichtig darüber zu sprechen: als Paar und am besten auch in der ganzen Familie oder wenigstens mit guten Freunden! Vielen Frauen hilft es, sich in Foren oder auf entsprechenden Seiten mit anderen zu unterhalten, die ähnliche Probleme haben.
Oft ist Einzel- und Paarberatung zu empfehlen. Die psychologische Hilfe unterstützt bei der Bewältigung von Trauer und gibt den Paaren die Möglichkeit, sich mit ihrem Phantasiebaby – einem gedanklich präsenten, aber physisch nicht existierenden Mitglied der Familie, auseinanderzusetzen.
Im Gespräch kann herausgefunden werden, wie am besten mit dem unterschiedlichen Erleben der Kinderlosigkeit umgegangen werden kann. So können die Wege zum Umgang mit Erwartungen und Enttäuschungen gesucht und gefunden werden. Und auch der Umgang mit möglichem Scheitern sollte besprochen werden.
Bei Paaren, die seit längerer Zeit erfolglos versuchen, schwanger zu werden, geht das Karussell der Emotionen dann heftig los, wenn sie anfangen, über die Risiken einer möglichen Kinderwunsch-Behandlung nachzudenken. Angst vor unbekannten und unkontrollierbaren Situationen setzt die Beziehung auf eine ganz neue Ebene (und oft auch eine harte Probe). Als Mann sieht man seine Partnerin durch die Höhen und Tiefen der Behandlung gehen und kann wenig an wirklicher Hilfe anbieten oder Schmerzen und Sorgen nehmen.
Nicht nur, dass man auf natürlichem Weg kein Kind bekommen kann, nein, man muss nun auch noch damit leben, dass es bei IVF und ICSI eine erhöhte Rate an unterschiedlichsten Komplikationen gibt: Mehrlingsschwangerschaft, Fehlgeburt, Fehlbildungen. Und damit sind nur einige der möglichen Risiken genannt.
Bis vor Kurzem war man ein Paar wie jedes andere, plötzlich schleudert der unerfüllte Kinderwunsch einen in eine völlig neue Situation. Die emotionale Belastung, die damit einhergeht, ist meist einfach zu groß, um sie allein und im Stillen zu bewältigen.
Seien Sie zu Ihrem Partner so offen, bis es wirklich nichts mehr zu sagen gibt. Selbstverständlich fällt es schwer, anfangs den Mund aufzumachen. Ein stark schwankendes Selbstwertgefühl gehört nun zum Alltag in dieser Phase. Die Balance zwischen der Notwendigkeit, Gespräche zu führen, aber andererseits seinen Partner auch nicht noch weiter zu belasten, ist schwer zu finden.
Es ist außerdem wichtig, die eigenen starken Gefühle zu akzeptieren; zu wissen, dass man nicht an einer psychischen Störung leidet, sondern sich „nur“ in einer extremen Belastungssituation befindet, in der die alten Bewältigungsmuster einfach nicht mehr ausreichen.
Und sollte sich das nicht-schwanger-werden-können zu einem Dauerzustand entwickeln und Sie sich Ihrer Lebensfreude beraubt fühlen, sollten Sie erwägen, professionelle psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.