KinderwunschTage 2018:
Wie viel Angst verträgt eine Kinderwunschmesse?
Vor wenigen Wochen haben die Kinderwunsch Tage erneut in Berlin stattgefunden. Darüber habe ich schon geschrieben und auch einige Freikarten verteilt.
Kinderwunsch Tage sind eine große Veranstaltung, bei der sich Kliniken, Praxen und viele, deren Arbeit mit der Verwirklichung vom Kinderwunsch zusammenhängt, vorstellen und für Fragen offenstehen. Parallel dazu laufen bei der Veranstaltung viele Seminare und Vorträge, sodass es wirklich jede Menge wichtige und kostbare Informationen gibt.
Auch für mich gab es dieses Mal Neues zu erfahren. Genauer gesagt, ich konnte kaum aufhören, Fragen zu stellen und mich zu wundern, wie weit die Kinderwunschmedizin an manchen Orten der Welt gekommen ist und welche Methoden Frauen in anderen Ländern zur Verfügung stehen, um ihren Kinderwunsch zu erfüllen.
Wirklich schade, dass Sie nicht bei der Kinderwunschmesse waren.
Woher ich das weiß?
Weil es insgesamt relativ wenige Besucher gab und die Chance, dass Sie zu diesen gehörten, verglichen mit der Wahrscheinlichkeit, dass Sie nach derselben Information im Internet suchen, wirklich gering ist.
Wie viel Angst verträgt eine Kinderwunschmesse?
Es ist leicht nachzuvollziehen, warum viele der Interessierten, sowie Aussteller und Besucher bei der einzigen offenen Veranstaltung dieser Art in Deutschland nicht anwesend waren.
Von etwa 20 aus dem Großraum Berlin war eine einzige Kinderwunschpraxis anwesend und zwar genau die gleiche, die sich schon letztes Jahr viel um Aufklärung und die Organisation der Messe bemüht hatte (hier zur Praxis für Fertilität Kinderwunschzentrum Berlin).
Darüber, wie die Kinderwunschmesse damals gelaufen war und warum einige der Vorträge am Tag der Messe abgesagt wurden, habe ich schon geschrieben (Die “umstrittene” Kinderwunsch-Messe: warum Berliner Ärzte ihre Vorträge zurückzogen und Ihnen das nicht egal sein sollte).
Also, woran liegt es, dass die Kinderwunschärzte auch dieses Jahr nicht an die Öffentlichkeit treten wollen?
Sind ihre Praxen auch ohne öffentliche Veranstaltungen so voll?
Ist es Angst vor schlechter Presse, die es letzes Jahr im Vorfeld zur Veranstaltung reichlich gab?
– Leider müssen die Kinderwunschärzte um ihren guten Ruf fürchten, wenn sie bei der gleichen Veranstaltung auftreten, bei der ausländische Kliniken für Methoden werben, die in Deutschland verboten sind, erklärte Dr.David Peet.
Dr. Peet ist der Leiter der einzigen Kinderwunschpraxis aus Berlin, der erschienen ist und es dadurch ermöglichte, dass die Veranstaltung nicht genau zu dem mutierte, wovor sich alle fürchten: eine exklusive Schaubühne für ausländische Kinderwunschkliniken.
Also, wer sind diese Kliniken, die deutsche Frauen zu illegalen Methoden überreden wollen?
Ich habe mich genau umgeschaut und kann Ihnen sagen: einige der Aussteller gehören definitiv zu den Besten in ihrer Branche.
Wie z.B. Dexeus aus Barcelona , in der das erste IVF-Baby Europas gezeugt wurde und die erste Eizellspende vor beinah 30 Jahren durchgeführt wurde. Mit dabei waren noch viele andere Kliniken (aus Spanien, aber auch aus Tschechien, der Türkei usw.), die mit Methoden werben, von denen wir in Deutschland nur träumen können: immunologische Verfahren, Verjüngung der Eizellen durch das Zytoplasma jüngerer Frauen, und große Zellbanken mit gespendeten Eizellen.
Fast alle werben mit Präimplantationsdiagnostik – mich beeindruckt immer wieder zu erfahren, wie eine einzige Klinik irgendwo im Ausland in einer Woche mehr Embryonen auf genetische Krankheiten untersucht als ganz Deutschland in einem Jahr. Und dazu noch zu einem viel geringeren Preis (darüber kommt bald ein separater Artikel).
Nicht, dass Kinderwunschärzte bzw. Embryologen in Deutschland all das nicht könnten und nicht gern machen würden.
Meine neue Heimat Deutschland beeindruckt mich immer wieder mit allem, was technisch gut, solide und zuverlässig gemacht werden kann, wenn Menschen das wollen.
Leider ist vieles davon, was fast überall in der EU (und den USA sowieso) zum Standard der Reproduktionsmedizin für Frauen geworden ist, in Deutschland nicht erlaubt. Und obwohl deutsche Forscher, Biologen und Ärzte aus den Eizellen alles machen, was im Rahmen des Gesetzes möglich ist, gibt es noch vieles, weswegen Tausende Paare jedes Jahr ins Ausland gehen (oder zuhause davon träumen, weil sich nicht jeder die Preise leisten kann).
Warum soviel Konservativismus in Sachen Eizellen?
Weil Methoden, die in Deutschland heutzutage als verboten gelten, in der Zeit als das Embryonenschutzgesetz entworfen wurde, noch nicht existiert haben.
Oder sie befanden sich in einer frühen experimentellen Phase, wie die Reproduktionsmedizin selbst. Es ist ja eine neue Disziplin, die vor wenigen Jahrzehnten an der Grenze der Biologie und der Medizin gewachsen ist. Komischerweise äußern sich darüber in den Medien fast alle, aber die Biologen und Mediziner selbst nur selten. Weil sie alle Hände voll zu tun haben und weil sie nicht nach ihrer Meinung gefragt werden.
Jetzt fragen Sie sich, warum Deutschland immer noch ein Embryonenschutzgesetz pflegt, das aus der frühen Steinzeit der Reproduktionsmedizin stammt? Warum wurde es nicht schon längst geändert und den neuen biomedizinischen Realitäten angepasst?
Warum ist es in jeder Kinderwunschpraxis problemlos möglich, einem unfruchtbaren Mann zu helfen, Vater zu werden, aber einer Frau nicht bzw. nur eingeschränkt Mutter zu werden?
Warum ist fast alles, was bei den Spermien erlaubt ist (diese im Labor aufpeppen, nachreifen, vorselektieren, sich von anderen Männern spenden lassen usw), bei den Eizellen verboten?
Und wann werden deutsche Frauen das begreifen und etwas tun, um diese himmelschreiende Ungerechtigkeit zu ändern? Ausgerechnet deutsche Frauen, die sonst so selbstbewusst und emanzipiert sind, lassen sich in der Sache Reproduktion so etwas gefallen?
Darüber gibt es verschiedene Meinungen – sie haben mit Politik, Kirche und deutscher Geschichte zu tun, aber rein gar nichts mit den biomedizinischen Realitäten. Deshalb befürchte ich, dass sich die Situation nicht so bald ändern wird.
In Zusammenarbeit mit PharmaNord
Ich arbeite gern mit PharmaNord zusammen, weil dort erfahrene Biologen und Chemiker sowie andere Wissenschaftler mit großer Verantwortung ihre Vitaminpräparate herstellen und alle Schritte wirklich strikt kontrollieren–angefangen von den Rohstoffen bis zu den fertigen Kapseln, genauso wie sie es mit den Medikamenten tun.
PharmaNord macht vieles, was auf dem Markt keine Selbstverständlichkeit ist: umfangreiche Zusammenarbeit mit zahllosen Forschern auf der ganzen Welt, Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften sowie Vorträge auf internationalen Kongressen.
CoQ10 Bio-Qinon GOLD z.B. ist der “goldenen Standard” und offizielles Referenzprodukt des ICQA (Internationaler Coenzym Q10-Verband).
Auch Vitamin D, Omega-3 sowie die Folsäure haben die gleiche Spitzenqualität und ihre Wirksamkeit und Bioverfügbarkeit wurden bis jetzt in über 130 veröffentlichen Studien bestätigt. Zu den Vitaminpräparaten (10% Rabatt im Link eingebaut).
Aber zurück zur Messe:
Auch dieses Jahr gab es viele interessante Vorträge. Die meisten waren mit vielen Daten, Fakten und Statistiken beladen, aber nicht so sehr, um für ein interessiertes, aufgewecktes Publikum nicht verständlich zu sein.
Viele heikle Themen wurden direkt angesprochen:
- Der Einfluss des Alters auf die Fertilität,
- Ursachen und Möglichkeiten, erfolglose ICSI zu therapieren,
- aktuelle gesetzliche Änderungen in der Behandlung mit Fremdsamen, um nur einige (wenige) zu nennen.
Sehr spannend fand ich den Vortrag von Dr. Annette Nickel: Zusatzmaßnahmen und Ergänzungsmittel bei Kinderwunsch.
Unter anderem wurde über das DHEA gesprochen, Studiendaten sowie Tipps aus der Praxis angesprochen – eine wirklich angenehme Abwechslung zu dem üblichen “mein Frauenarzt hat nichts von DHEA gehört” oder “mein Frauenarzt sagt, die Eizellqualität lässt sich nicht verbessern“.
Um die menschlichen, weichen, verträumten Aspekte des Kinderwunsches haben sich Katrin Steinke mit ihrer Hypnotherapie zur Unterstützung in der Kinderwunschzeit (darüber habe ich schon geschrieben Wie sie Panik in der Kinderwunschzeit vermeiden) sowie Sabine Weissinger-Tholen mit “Traumreisen als Mediationsmethode zur Unterstützung während der Kinderwunschbehandlung” bemüht.
Mehrere amerikanische Agenturen und Kliniken waren dabei. Ich staunte nicht schlecht bei den Workshops wie z.B. US and German legal landscape. Es ist echt unvorstellbar wie Dinge, die in einem Land als selbstverständlich, im anderen als unmöglich oder schwer zumutbar gelten.
Zum Thema Eizellspende und Leihmutterschaft in den USA habe ich mehrere Gespräche geführt. Sie werden demnächst als separate Artikel auf dem Blog erscheinen. Eines kann ich Ihnen sagen: Amerikaner beeindrucken mich sehr mit ihrer Professionalität und gleichzeitig mit ihrer Leichtigkeit, über die persönlichsten Dinge ganz offen zu reden. Bei den amerikanischen Agenturen weiß man: das, was sie anbieten, wird ihre Kundschaft finden, auch wenn es ganz viel kostet.
Unerfüllter Kinderwunsch im Messe-Format, in Deutschland…irgendwie nicht so einfach.
Kurz zusammengefasst: die Messe hat wieder ganz viele tolle Leute zusammengeführt: Reproduktionsmediziner aus bekannten Kliniken sowie andere Experten, die sich ihre Leistungen hoch honorieren lassen und bei denen sonst Termine schwer zu bekommen sind. Und obwohl man sich mit allen ausführlich (und sogar kostenlos) unterhalten konnte, war es nicht sehr voll.
Ob die Kinderwunschmesse wieder in diesem Format stattfinden wird?
Es sieht so aus, als ob sich einiges bald ändern könnte. Einige der Aussteller waren mit der Organisation der Messe deutlich unzufrieden und fühlten sich ungerecht behandelt. In den Wochen vor der Messe gab es kaum sichtbare Werbung (im Unterschied zum letzten Jahr, als es wenigstens viel schlechte Presse gab) – genug Gründe für die Besucher auszubleiben und für die Aussteller, zukünftig nach anderen Wegen zu suchen, die Information an Interessierte weiterzugeben.
Bald kommt die Kinderwunschmesse nach Köln. Vielleicht wird es da anders?
Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Bis bald,
Darja