Zukunft der Reproduktionsmedizin: Ein Buch schlägt Entschärfung vor
Wenn normale Frauen einen Blog schreiben, dann sieht es oft so aus:
Die Frau entscheidet sich für ein Thema, das Menschen Freude macht (Mode, Kochen, Familienleben), und sobald ihr Blog eine bestimmte Besucherzahl erreicht hat, werden diese Frauen (“Bloggerinnen” genannt) mit diversen Geschenken und Kooperationsangeboten überhäuft. Diese kommen von Firmen, die in eben diesen Bereichen tätig sind und durch den Blog ihr Zielpublikum auf dem direkten Weg ansprechen wollen.
Ich dagegen schreibe seit Jahren über 1) Eizellen (wie viele Jahre Biologieunterricht braucht jede meiner Leserinnen, um sich darunter etwas vorstellen zu können?), über die 2) Ursachen von unerfülltem Kinderwunsch, darüber, 3) warum das deutsche Embryonenschutzgesetz wirklich nicht frauenfreundlich ist und über ähnliche unerfreuliche Themen.
Oft kommt es mir so vor, als wären die Firmen von meinem Blog eingeschüchtert.
Menschen, die an meiner Meinung über ihre Arbeit interessiert sind, haben typischerweise einen Doktortitel (oft sind es mehrere), haben mindestens ein Buch geschrieben, für das sie wiederum jahrelang aufwendig recherchiert haben, so dass es dementsprechend gut geworden ist und wirklich ein Gewinn für jeden darstellt, der es lesen will.
So war es auch dieses Mal.
Vom Verlag Kösel wurde mir ein Buch von Dr. Annemarie Schweizer-Arau geschickt: Der sanfte Weg zum Wunschkind: IVF fast ohne Hormone.
Auf der Rückseite des Buches steht wie ganz nebenbei: Die sanfte Revolution bei Kinderwunsch, und das erwähne ich zuerst, weil ich finde, dass die fünf schüchternen Worte wunderbar zusammenfassen, worum es eigentlich geht: um eben eine Revolution in der Art, in der Kinderwunsch-Behandlungen in der Zukunft verstanden und durchgeführt werden sollten.
Jetzt, wo die Reproduktionsmedizin die konventionelle künstliche Befruchtung mit großer Sicherheit beherrscht, sind wir auf den Punkt gekommen, an dem wir uns trauen müssen, in die harte Technik gelegentlich einzugreifen und diese bewusst zu entschärfen, wo immer es nur geht. Und das geht auf vielen Ebenen (lesen Sie bitte in diesem Beitrag, wie verschiedene Kinderwunsch-Behandlungen – IUI, IVF und ICSI – die Integrität der Eizelle berücksichtigen oder nicht).
Die sanfte Stimulation IVF
Heute, wenn im Labor vieles möglich ist und das Menschwerden zunehmend auf reine Zellkultur-Arbeit reduziert wird, müssen wir uns fragen:
• Sollten wir uns für eine ICSI entscheiden, da, wo eine konventionelle IVF reichen würde?
• Und warum die konventionelle IVF, wenn es mit einer Mini-IVF und etwas mehr Geduld und Zeitaufwand genauso gut geht?
• Warum eine starke hormonelle Stimulation, die auf die möglichst große Ausbeute von Eizellen zielt, wenn eine sanfte-IVF (fast ohne Hormone oder nur minimal stimuliert) in die Reifung der Eizellen viel weniger eingreift?
Überhaupt, warum die Methoden benutzen, die auf das Mikromilieu und die feine Mikroarchitektur der Eizelle keinerlei Rücksicht nehmen, wenn wir die Ur-Zelle (und die Mutter aller zukünftigen Zellen des Kindes) auch schonen könnten? Jetzt, wo die neuen Erkenntnisse von Jahr zu Jahr deutlicher machen, dass die Aufrechterhaltung der Gesundheit und des Potenzials der Eizelle, sich einzunisten, unsere oberste Priorität werden muss?
Warum sollten wir die Methoden der Reproduktionsmedizin benutzen, die auf die feine Mikroarchitektur der Eizelle keinerlei Rücksicht nehmen, wenn wir die Ur-Zelle (und die Mutter aller zukünftigen Zellen des Kindes) auch schonen können?
Hier erfahren Sie, dass eine IVF auch ohne bzw. nur mit ganz sanfter hormoneller Stimulation geht. Da eine sanfte IVF (Mini-IVF) seitens der Frau, die irgendwann nur noch möglichst schnell schwanger werden möchte, viel Geduld und seitens der Reproduktionsmediziner ein starkes, eingespieltes Team mit viel Fingerspitzengefühl erfordert, wird sie selten nachgefragt. Das ist im Licht sowohl der körperlichen und psychischen Nebenwirkungen für die Mutter als auch möglichen langzeitlichen Konsequenzen für die Gesundheit des Kindes einfach nicht richtig.
Deshalb ist dieses Buch eine wertvolle Hilfe für alle Frauen, die selbst mit entscheiden wollen, welche Behandlung für sie, für ihren Körper und ihr zukünftiges Kind richtig ist.
Also, für wen wäre eine sanfte-IVF empfehlenswert?
• Für Paare, bei dem die Unfruchtbarkeit auf seiten des Mannes liegt bzw. die Spermien-Qualität für eine natürliche Schwangerschaft nicht ausreicht (und das sind ca. 40% aller Fruchtbarkeitsstörungen).
• Für Low Responderinnen, also Frauen, die sowohl mit niedriger als auch mit stärkster Hormonstimulation nicht mehr als zwei Follikel produzieren.
• Für Frauen mit niedrigen AMH-Werten bzw. einer ausgeschöpften Eizellreserve. Anstatt sich für jede neue Stimulation und ICSI unter großen Leistungs- und finanziellen Druck zu stellen, sollten sie sich auf eine längere Durststrecke gefasst machen und bei einer Mini-IVF im natürlichen Zyklus bleiben, was längerfristig zu wesentlich besseren Schwangerschaftsraten und gesunden Babys führt.
Wenn Sie zu einer der obigen Gruppen gehören und mehr über die sanfte IVF erfahren wollen, finden Sie das Buch von Dr. Annemarie Schweizer-Arau hier.