Was Frauen über 35 auf meinem Blog gern lesen (aber niemandem davon erzählen)
Frauen über 35 lesen gern meinen Blog.
Minutenlang bleiben sie bei den einzelnen Artikeln. Das bewertet Google als “lang”.
Das Internet ist voll mit Ratschlägen wie “Was Sie tun müssen, damit Ihre Leser eine ganze Minute auf Ihrer Webseite bleiben”.
Bei mir scheinen die Leserinnen nicht weggehen zu wollen.
Auf manchen Seiten bleiben sie so lange, dass ich mich frage, wie lange braucht man, um zu akzeptieren, dass Frauen über 30 nur noch über 12% ihrer Eizellreserve verfügen?
Das die Qualität der Eizellen wirklich verbessert werden kann?
Ich danke Ihnen. Ich bin sehr froh, dass Sie da sind.
Manchmal erreichen mich solche E-Mails: Liebe Darja, bin heute auf Ihre tolle, interessante Seite gestoßen. Supertoll, hilfreich, schön, danke dafür!! Und ich habe auch gleich spontan einen Comment geschrieben! Mein Freund meinte nun, dass es nicht so klug sei, da mein Arbeitgeber nichts von meinem Kinderwunsch weiß. Könnten Sie bitte so nett sein und meinen Kommentar von Ihrer Seite wieder entfernen?
Klar, entferne ich gerne. Viele Kommentare entferne ich, noch bevor ich gefragt werde. Und ich wundere mich dabei immer wieder, dass manche Leute so wenig Gespür fürs Internet haben.
Es tut mir nur leid, das viele Frauen so viel leiden müssen und von ihrem „nicht-schwanger-werden-können“ niemandem erzählen können und wollen.
Selbstverständlich ist der Kinderwunsch ein heikles Thema und man sollte nicht schon alle darüber informieren, bevor es überhaupt richtig losgeht bzw. Sie den dritten Schwangerschaftsmonat erfolgreich hinter sich gebracht haben.
Aber wie lange darf und kann man über seinen eigenen unerfüllten Kinderwunsch schweigen?
Wie sagt man in der Anwesenheit der Schwiegermutter: “Übrigens, ich bin unfruchtbar.”?
Und falls Sie sich in einer Kinderwunsch-Behandlung befinden, wem sollten Sie davon erzählen?
Wann ist der Chef dran? Und gibt es jemanden auf der Welt, dem man sagen darf: “Ich muss für den Rest der Tages weg, weil der Eisprung bei mir bevorsteht.” Wie viel schlechtes Gewissen sollte man dem Arbeitgeber gegenüber haben?
Ich weiß es nicht. Ich habe wirklich keine Ahnung.
Es ist so, wie es ist. Ein unerfüllter Kinderwunsch ist eine wirklich komische, unlogische Sache und es fällt unheimlich schwer, darüber zu reden. Ich sehe nicht, dass sich in absehbarer Zukunft daran etwas ändern wird.
Was ist Ihre Meinung dazu: Wem sollte man von seinem unerfüllten Kinderwunsch erzählen?
Mein Rat wäre: wenn Sie nicht gerade ein wahnsinnig gutes Verhältnis zu Ihren Eltern, Freunden und dem Arbeitgeber haben, dann behalten Sie Ihren Kinderwunsch lieber für sich.
Die allermeisten Vorgänge, die den unerfüllten Kinderwunsch begleiten, sind so extrem emotional (und manchmal auch körperlich) belastend, dass die Menschen, die es selbst nicht erlebt haben, kein Verständnis für die Situation aufbringen können. Und am besten setzt man sie nicht unter Druck und ruft hohe Erwartungen hervor, die dann zu Enttäuschung und weiteren Verletzungen führen. Oder, wie sehen Sie das?