Beginn der Menopause ist zum Teil von der Mutter vererbt
Wie ich schon 2014 in meinem Buch berichtete und seitdem auf dieser Website immer wieder erzähle, sollten Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch, noch bevor sie zum Arzt gehen, zuerst mal mit ihren Müttern und ihren Großmüttern sprechen. Dabei sollten sie herausfinden, in welchem Alter sie in die Wechseljahre gekommen sind!!
Denn etwa 5 % aller Frauen kommen ganz früh in die Wechseljahre – Anfang 30 oder noch früher. Und bei welcher Frau dies der Fall sein wird, ist zum Teil genetisch vorbestimmt.
Kürzlich erschien in der Fachzeitschrift Nature eine neue Studie. Dort wurde eine große Anzahl von Frauen (über 200.000!) untersucht und ein Zusammenhang zwischen dem Eintrittspunkt der Wechseljahre und den Unterschieden in ihrem Genom festgestellt.
Ruth, K.S., Day, F.R., Hussain, J. et al. Genetic insights into biological mechanisms governing human ovarian ageing. Genetic insights into biological mechanisms governing human ovarian ageing. Nature 596, 393–397 (2021).
Etwa 30 Gene bestimmen den genauen Eintritt der Menopause
Zusammengefasst haben neue genetische Forschungen ergeben, dass ca. 300 genetische Variationen den Zeitpunkt beeinflussen, an dem die Menopause bei einer Frau beginnt, sagt Prof. Anna Murray, eine der Autoren und außerordentliche Professorin für Humangenetik an der University of Exeter Medical School. Ich übersetze hier die wichtigsten Teile aus ihrem Interview für SkyNews:
„Wir beschäftigen uns seit vielen Jahren mit der Fruchtbarkeit der Frau und den Faktoren, von denen sie beeinflusst wird. Einer der wichtigsten Zeitpunkte für die Fortpflanzung bei der Frau ist der Beginn der Menopause. Wir wissen seit vielen Jahren, dass die Genetik dabei eine wesentliche Rolle spielt.
Unsere letzte Studie, die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, hat Genome von mehr als 200.000 Frauen aus der ganzen Welt untersucht und festgestellt, dass Variationen von etwa 300 Genen den Zeitpunkt der Menopause beeinflussen. Einige der Gene beeinflussen den Beginn der Wechseljahre nur für wenige Wochen, andere aber für einige Jahre!
Dies ist also wirklich ein großer Fortschritt in unserem Verständnis der Menopause. Es bleibt noch sehr viel zu tun, aber zumindest haben wir einige der biologischen Faktoren verstanden, die für das Ende der fruchtbaren Phase der Frau entscheidend sind.
Überraschenderweise hat sich herausgestellt, dass zelluläre Prozesse, die an der Reparatur beschädigter DNA beteiligt sind, die wichtigste Rolle bei der Bestimmung des genauen Zeitpunkts der Wechseljahre spielen.
Schon in der Zeit vor der Menopause werden Frauen zunehmend unfruchtbar
Einer der Gründe, warum es wichtig ist, dieses Thema zu verstehen, ist der Zusammenhang zwischen dem Beginn der Menopause und der weiblichen Fruchtbarkeit. Wir wissen, dass Frauen einige Jahre vor den eigentlichen Wechseljahren auf natürliche Weise unfruchtbar werden (mein Kommentar: der Zyklus besteht im Durchschnitt noch 12 Jahre weiter, nachdem die Eizellen aufgebraucht sind).
Das neue Verständnis des reproduktiven Alterungsprozesses wird jungen Frauen hoffentlich helfen, ihre Fruchtbarkeit besser zu verstehen und das gewonnene Wissen in ihre zukünftige Familienplanung zu integrieren.
Etwa 5 % aller Frauen kommen ganz früh in die Wechseljahre – Anfang 30 oder noch früher. Und bei welcher Frau dies der Fall sein wird, ist zum Teil genetisch vorbestimmt.
Prof Murray erzählte ferner:
“…Die Ergebnisse unserer Studie sind durch eine weltweite Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus mehr als 180 Institutionen zusammengekommen: wie z.B. University of Exeter, MRC Epidemiologie Abteilung der University of Cambridge, Institute of Biotechnology and Biomedicine der Universitat Autònoma de Barcelona und das DNRF Center der Universität Kopenhagen.
Analysiert haben wir die Datensätze – Genome von Hunderttausenden von Frauen aus der UK Biobank und 23andMe. Die genetischen Daten wurden von Kunden bereitgestellt, die sich an diesem Forschungsprojekt unbedingt beteiligen wollten. Die große Mehrheit der analysierten Daten kam von Frauen europäischer Abstammung, aber auch die Daten von fast 80.000 Frauen ostasiatischer Herkunft haben weitgehend ähnliche Ergebnisse geliefert.
An der DNA-Reparatur beteiligte Gene spielen die größte Rolle
Wie bereits erwähnt war die wichtigste Erkenntnis, dass viele der an dem Menopause-Eintritt beteiligten Gene mit Prozessen der DNA-Reparatur verbunden sind (DNA-repair sowie „Zeitgeber“ – clock genes).
Zum ersten Mal konnte gezeigt werden, dass viele dieser Gene schon während der embryonalen Entwicklung aktiv sind – also in der Zeit, wenn die Eizellen der Frau entstehen (16-20. Woche). Aber auch später im Leben schalten sie nie komplett aus. Einige Beispiele sind die Gene – bekannt als Zellzyklus-Checkpoint-Signale CHEK1 und CHEK2, die eine Vielzahl von DNA-Reparaturprozessen regulieren. Das Ausschalten von CHEK2 z.B. mit gleichzeitiger Überexpression von CHEK1, führte bei Mäusen jeweils zu einer um etwa 25 Prozent länger bestehenden Fruchtbarkeit.”
Aber Mäuse haben ja keine Menopause und deshalb sind solche Ergebnisse immer mit sehr viel Vorsicht zu interpretieren.
Weitere Experimente, die auch Frauen untersuchten, denen von Natur aus ein aktives CHEK2-Gen fehlt, konnten feststellen, dass sie im Durchschnitt 3,5 Jahre später die Menopause erreichten als Frauen mit einem normal aktiven Gen.
Was bedeutet das alles? Gibt es doch „gute“ oder „schlechte“ Gene?
Nein (!!!), alle Gene sind von Natur aus sinnvoll angelegt, und oft bedeutet ein kleiner Nachteil bei einer Eigenschaft einen großen Vorteil bei einer anderen! Z.B.:
Eine genetisch bedingt frühere Menopause mag eine geringere Fruchtbarkeit bedeuten; sogar das Risiko für Typ-2-Diabetes sowie Osteoporose ist leicht erhöht. Dafür scheint das Risiko bei diesen Frauen an einigen Krebsarten zu erkranken, wie Eierstock- und Brustkrebs (von denen bekannt ist, dass sie auf Sexualhormone reagieren, die während der Menstruation auf höherem Niveau sind), wesentlich geringer zu sein
Unerfüllter Kinderwunsch? Online-Beratung mit Biologin Dr. Darja Wagner
Sie würden gern Ihre Hormon- und Blutdaten besser verstehen? Oder haben Fragen zu Mikronährstoffen und Schwangerschaftschancen? In meiner Kinderwunschberatung habe ich bereits zahlreichen Frauen und Paaren geholfen, die Eizell- und Samenqualität zu verbessern sowie ihre Hormonwerte zu verstehen und weitere Schritte zu planen. Gerne helfe ich Ihnen, Ihre Mikronährstoffe, Ernährung und Lebensstil so anzupassen, dass sie Ihr Hormonprofil optimal unterstützen. Nehmen Sie sich Zeit vor der Schwangerschaft, um Ihren Körper vorzubereiten und ihn „babyfreundlich“ zu machen – es lohnt sich.
Buchen Sie meine Beratung hier: Dr. Darja Wagner Online-Beratung.
Testimonials und Erfahrungen meiner Patientinnen: Schwanger – bessere Ei- und Samenzellen Testimonials
Wann beginnt die Menopause?
Während die Lebenserwartung in den letzten 150 Jahren drastisch zugenommen hat, ist das Alter, in dem die meisten Frauen die natürlichen Wechseljahre durchlaufen, mit etwa 50 Jahren relativ konstant geblieben.
Auch in der Zukunft wird sich daran nichts ändern.
Frauen werden mit all den Eizellen geboren, die sie jemals haben werden und diese gehen mit zunehmendem Alter allmählich verloren. Schon beim Eintritt in die Pubertät haben Frauen kaum noch ein Drittel der Eizellen, die sie zu Beginn ihres Lebens als Baby hatten. Warum die Natur ausgerechnet mit den Eizellen der Frauen so „verschwenderisch“ umgeht, wissen wir nicht. Aber damit leben müssen wir trotzdem.
Eine andere Co-Autorin, Professorin Eva Hoffmann von der Universität Kopenhagen sagte: „Jetzt ist klar, dass die DNA-Reparatur-Mechanismen eine entscheidende Rolle in der Entstehung der Eizellreserve spielen. Von diesen Werkzeugen, die den eventuell entstandenen Schaden in Eizellen sofort beseitigen, hängt es ab, wie lang die Eizellreserve „reicht“ und wie schnell die einzelnen Eizellen im Laufe des Lebens verloren gehen.“
Ein weiteres Menopause-Paper von der gleichen Arbeitsgruppe:
Ruth, K., Perry, J., Henley, W. et al. Events in Early Life are Associated with Female Reproductive Ageing: A UK Biobank Study. Sci Rep 6, 24710 (2016). https://doi.org/10.1038/srep24710