Befruchtung der Eizelle: Die Zeit davor ist entscheidend für die zukünftige Gesundheit des Kindes
Dieser Beitrag ist Teil des Artikels “Chancen auf Schwangerschaft mit Vitalstoffen verbessern? – konkrete Therapieoptionen”, den ich neulich für das Fachmagazin Die Naturheilkunde geschrieben habe.
Die Fruchtbarkeit der Frau findet im Schulsystem wenig Beachtung, genauso wie die biologische Uhr oder die Erhaltung der Gesundheit der wichtigsten Stammzellen im menschlichen Körper – Eizellen und Spermien. Das ist schade, denn diese Zellen sind die Grundlage, aus der die nächsten Generationen entstehen. Alle Fehler, die in den Ausgangszellen entstehen, können unzählige Male amplifiziert werden und direkt weitervererbt werden.
Beide Elternteile nehmen mit ihrem Lebensstil einen direkten Einfluss auf die Reifung der Gameten (Eizellen und Spermien) sowie die frühe Entwicklung der daraus entstehenden Embryonen. Obwohl die mütterlichen Einflüsse wesentlich stärker sind, verantworten beide, Mutter und Vater, einen Teil der Langzeitrisiken für kardiovaskuläre, metabolische, immunologische und neurologische Krankheiten ihrer Kinder.
Befruchtung der Eizelle: Die Umgebung der Eizelle kann nicht ignoriert werden
Jedes 7. Paar in Deutschland hadert irgendwann mit unerfülltem Kinderwunsch, was ungewollte Kinderlosigkeit zu einem gesellschaftlich relevanten Problem macht.
Die Paare entscheiden sich immer später für eine Elternschaft. In den letzten 20 Jahren hat sich das Alter der Erstgebärenden bei den Frauen dramatisch erhöht: bei 39- bis 43-jährigen sogar um mehr als 70%. Viele dieser Kinder verdanken ihr Leben der modernsten Technik – nach Daten aus dem IVF-Register wurden bis jetzt mehr als 340. 000 Kinder mit Hilfe aus dem Labor geboren (ungefähr ein Kind pro Schulklasse, Tendenz steigend).
Jahrzehntelang wurde geglaubt, man könnte auf die Qualität der Eizellen und der Spermien keinen Einfluss nehmen. Insbesondere die Eizellen wurden wie kleine „Küchenuhren“ gesehen – auf eine Zeit von etwa 40 Jahren aufgezogen und mit einem klaren Verfallsdatum. Auch Spermien wurde keine besondere Beachtung geschenkt, da die Spermatogenese bei gesunden Männern fast lebenslang erhalten bleibt.
Drei Monate vor der Befruchtung der Eizelle sind entscheidend für die zukünftige Gesundheit des Kindes
Der Horizont unseres Verstehens hat sich allerdings in den letzten Jahren geändert. Dank der Fortschritte in der Reproduktionsbiologie wissen wir, dass die Eizellen erst einmal Jahrzehnte in den Eierstöcken zwar ruhen, in einem fast inaktiven metabolischen Zustand, in dem man sie äußerlich tatsächlich nicht beeinflussen kann (mit Ausnahme von extremen Faktoren wie z.B. Strahlungstherapie, welche die Eizell-Vorläufer zerstört).
In den Monaten vor einer möglichen Befruchtung wachen die Eizellen unter dem Einfluss weiblicher Hormone auf und starten danach ein intensives Reifungsprogramm (das nennt sich „Differenzierung“ und ist typisch für alle adulten Stammzellen – Genesung und Regeneration wären ohne die Differenzierung der Zellen nicht möglich).
Eizell-Vorläuferinnen gehören zu den Stammzellen (sie sind die ultimativen Stammzellen, könnte man sagen) und bei jeder Frau in jedem Zyklus, in der gesamten Zeit ihrer reproduktiven Jahre, erwacht eine neue Gruppe von Eizellen im Eierstock und fängt die Differenzierung an, die mit einem Eisprung endet und im besten Fall zu einer Schwangerschaft führt. Eine ähnliche Zeitspanne von knapp drei Monaten benötigen übrigens auch die Samenzellen für ihre Differenzierung vom Stammzellstadium zu den befruchtungskompetenten Spermien.
Was passiert vor der Befruchtung? In den Monaten vor einer möglichen Befruchtung wachen die Eizellen unter dem Einfluss weiblicher Hormone auf und starten danach ein intensives Reifungsprogramm.
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Lifestyle der Eltern in der Zeit vor der Befruchtung der Eizelle beeinflusst die zukünftige Gesundheit ihrer Kinder
Die Zeit vor der Entstehung und Einnistung eines Embryos ist ein kritisches Zeitfenster für die zukünftige Gesundheit des Kindes. Deshalb kann die Umgebung, in der die Befruchtung stattfindet (Eileiter, Gebärmutterschleimhaut), so wie die Qualität der Zellen, die ein neues Leben entstehen lassen, nicht ignoriert werden.
Laut eines Artikels von Stephenson J et al aus dem Jahr 2018, der im Lancet, einer der führenden medizinischen Fachzeitschriften veröffentlicht wurde (1), haben Lebensstil und Ernährung der Mutter in der Zeit vor der Befruchtung eine entscheidende Bedeutung für die zukünftige Gesundheit des Kindes (die wissenschaftliche Literatur nennt diese Zeit „perikonzeptionelles Fenster” – periconception window).
Als wichtigste perikonzeptionelle Herausforderung bezeichnet Lancet die Zeitspanne von etwa 3 Monaten vor der Befruchtung, denn ungefähr so lange dauert die Entwicklung der Spermien sowie die Reifung und Selektion der Eizellen von primären Vorläufer-Zellen (Oogonien) bis hin zu den Antralfollikeln und befruchtungsreifen Eizellen. Außerdem sind drei Monate auch die Zeit, welche junge, fruchtbare Paare für die Entstehung einer Schwangerschaft im Durchschnitt benötigen (bei älteren Paaren und Frauen über 35 beträgt die „waiting time to pregnancy“ 6 bis 12 Monate).
Entscheidende Bedeutung für die Qualität der Eizellen und der Spermien und die zukünftige Gesundheit des Kindes hat laut Lancet der Lifestyle der Mutter (vor allem ihr Alter, aber auch die unmittelbaren Faktoren wie Rauchen, Body-Mass-Index, Einnahme von Medikamenten wie Antidepressiva und Antibiotika usw.), sowie Umweltfaktoren (Belastung mit Schwermetallen, Schadstoffen, Strahlung, Luftverschmutzung, um nur einige zu benennen, die zurzeit weltweit intensiv erforscht werden).
FAZIT: Etwa drei Monate dauert die Entwicklung der Spermien sowie die Reifung und Selektion der Eizellen. Außerdem sind drei Monate auch die Zeit, welche junge, fruchtbare Paare für die Entstehung einer Schwangerschaft im Durchschnitt benötigen (bei älteren Paaren und Frauen über 35 sind es 6 bis 12 Monate).
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Bibliographie:
- Darja Wagner: Chancen auf Schwangerschaft mit Vitalstoffen verbessern? – konkrete Therapieoptionen, Die Naturheilkunde, Ausgabe 4 2022, www.forum-medizin.de
- Stephenson J, Heslehurst N, Hall J, et al. Before the beginning: nutrition and lifestyle in the preconception period and its importance for future health. 2018;391(10132):1830–1841.