Wie der Lifestyle in der Frühschwangerschaft das Testosteron erwachsener Söhne beeinflusst
Homo sapiens als gefährdete Spezies?
Dieser Artikel über sinkende Fruchtbarkeit bei Männern ist Teil eines längeren Essays, an dem ich in den letzten Wochen gearbeitet habe. Das Thema fasziniert mich: Schlechte Spermiogramme sind keine Seltenheit mehr, vielmehr sind es die guten!
Wenn ich in meiner Kinderwunschberatung einem wirklich „bombensicheren“ Spermiogramm begegne, merke ich, wie ich die Zahlen genau beobachte, als wären sie „nicht normal“, und manchmal sage ich der Frau, dass es ein Privileg sei, dass es bei ihr auch zu Hause klappen könnte. Seltsam, oder?
Wenige Spermien oder haben die Großväter ihre nicht gemessen?
Studiendaten sind eindeutig: Die Spermienzahl bei Männern ist im Vergleich zu ihren Großvätern um etwa die Hälfte gesunken. Einige Experten behaupten immer noch, dass kein Grund zur Panik besteht. Zum einen argumentieren sie, dass die Andrologie eine vergleichsweise junge Disziplin ist, die vor 70 Jahren noch keine genauen Messmethoden hatte. Zum anderen wird spekuliert, dass moderne Männer möglicherweise häufiger sexuell aktiv sind oder im Durchschnitt häufiger ejakulieren als ihre Vorfahren, was zu einer regelmäßigeren Entleerung der Samenspeicher führt und somit die Spermienzahl verringert.
Dies könnte theoretisch erklären, warum Studiendaten aus mittlerweile über 250 Studien mit insgesamt über 500.000 untersuchten Spermiogrammen aus 23 Ländern – darunter Westeuropa, Nord- und Südamerika sowie China und Indien – ähnliche Ergebnisse zeigen: eine langsame, aber stetige Abnahme der Samenqualität in den letzten Jahrzehnten.
Folgender Fakt steht fest: Die Häufigkeit von Entwicklungsstörungen im männlichen Fortpflanzungssystem sowie Hodenkrebs nimmt zu. Forscher vermuten, dass Umweltbelastung, westliche Ernährung und Strahlenbelastung als Ursachen hierfür verantwortlich sein könnten.
Schadstoffe in der Umwelt – Auswirkungen auf die männliche Fruchtbarkeit?
Unsere Umwelt – Luft und Böden – ist weltweit mit Schadstoffen belastet. In unseren Körpern befinden sich, wenn auch in sehr geringen Mengen, hunderte von Substanzen, die absolut nichts mit unserer evolutionären Geschichte zu tun haben.
Einige Schadstoffe gelten als besonders schädlich, wie Phthalate und BPA. Phthalate, die Kunststoffe weich und flexibel machen, sind in Alltagsgegenständen wie Plastiktüten und Kosmetika zu finden. BPA wird verwendet, um Plastik zu härten und ist in Lebensmittelverpackungen und Kleidung enthalten. Diese Themen wurden bereits auf Paleo-Mama diskutiert.
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Wie der Lifestyle der Mutter in der Frühschwangerschaft Testosteron bei ihren Söhnen beeinflusst
Prof. Shanna Swan, weltweit bekannte Forscherin und Autorin des Bestseller-Buchs „Countdown“, fand heraus, dass Phthalate im Körper der Mutter während der Schwangerschaft bei männlichen Babys im Durchschnitt zu einer kleineren Penisgröße führen können. Das bedeutet, dass Schadstoffe im Blut der Mutter die Fruchtbarkeit der Söhne im späteren Leben beeinflussen können. Ein komischer Gedanke, nicht wahr?
Das Maß, das diese Wirkung zusammenfasst, ist die anogenitale Distanz (AGD) – der Abstand vom Anus zu den Genitalien. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Phthalat-Belastung und kürzeren AGDs: je kürzer die AGD, desto niedriger ist die Spermienzahl, berichtet Prof. Swan in ihrem Buch.
Je kürzer der Abstand vom Anus zu den Genitalien, desto geringer ist die Spermienzahl.
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- Stellen Sie sich vor, Spermien wären wie ein aufgeschnittener Apfel, der anfängt, braun zu werden – das passiert durch Oxidationsschäden, die bis zu 80 % der männlichen Unfruchtbarkeit ausmachen!
- Hier kommen Antioxidantien ins Spiel – denken Sie daran, dass Ihr Partner genug Vitamin C tankt – ob durch Vitamine, Limonaden oder tägliche Smoothies. Das unterstützt die Entgiftung in der Leber, stärkt sein Immunsystem und kann helfen, das Spermiogramm erheblich zu verbessern.
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Die Rolle von LH und Testosteron
Die Ernährung und der Lifestyle der Mutter in der frühen Schwangerschaft können beeinflussen, ob ihr Sohn später im Leben Vater werden kann und wie seine Genitalien sich entwickeln. Besonders empfindlich sind in diesem Zusammenhang die Hormone Testosteron und LH und ihre Werte sind schon im frühen Alter ein verlässliches Indiz dafür, was später kommen könnte.
Zum Beispiel ist der Testosteronspiegel im Serum eines 3 Monate alten Babys ein guter Vorhersagewert für die Gesamtanzahl der Spermien im Erwachsenenalter dieses Mannes. Andererseits kann eine höhere Belastung mit Bisphenol A im Blut der Mutter zu erhöhten LH-Werten bei ihren erwachsenen Söhnen führen (LH ist bei Männern ein Marker für die Leydig-Zellfunktion).
In den Samenkanälchen findet man die Leydig-Zellen, die das männliche Geschlechtshormon Testosteron produzieren und damit eine zentrale Rolle in der männlichen Hormonbildung spielen.
Auch ein höherer Phthalatspiegel während der Schwangerschaft kann noch nach 18-20 Jahren zu erhöhtem luteinisierendem Hormon bei Söhnen führen. Unsere Vorfahren hatten also recht – eine schwangere Frau ist wirklich ein besonderes Wesen (in meiner Heimat sagt man: „im anderen Zustand“). Die Bedeutung ihrer Ernährung und eines gesunden Lebensstils kann man gar nicht genug würdigen und unterstützen.
Mein Kinderwunschtipp für heute:
Lebensmittel in Glas und Papier aufbewahren und das Erhitzen von Lebensmitteln in Plastikbehältern unbedingt vermeiden. Heute wissen wir, dass Phthalate aus der Verpackung austreten und in die Lebensmittel gelangen können.
Literatur:
- Levine H, Jørgensen N, Martino-Andrade A, Mendiola J, Weksler-Derri D, Jolles M, Pinotti R, Swan SH. Temporal trends in sperm count: a systematic review and meta-regression analysis of samples collected globally in the 20th and 21st centuries. Hum Reprod Update. 2023 Mar 1;29(2):157-176.
- https://www.tagesspiegel.de/wissen/was-hinter-dem-angeblichen-spermienschwund-steckt-4163500.html
- Lv MQ, Ge P, Zhang J, Yang YQ, Zhou L, Zhou DX. Temporal trends in semen concentration and count among 327 373 Chinese healthy men from 1981 to 2019: a systematic review. Hum Reprod. 2021 Jun 18;36(7):1751-1775.
- Mishra P, Negi MPS, Srivastava M, Singh K, Rajender S. Decline in seminal quality in Indian men over the last 37 years. Reprod Biol Endocrinol. 2018 Oct 23;16(1):103
- Thacharodi A, Hassan S, Acharya G, Vithlani A, Hoang Le Q, Pugazhendhi A. Endocrine disrupting chemicals and their effects on the reproductive health in men. Environ Res. 2023 Nov 1;236(Pt 2):116825.
- Henriksen LS, Frederiksen H, Jørgensen N, Juul A, Skakkebæk NE, Toppari J, Petersen JH, Main KM. Maternal phthalate exposure during pregnancy and testis function of young adult sons. Sci Total Environ. 2023 May 1;871:161914.
- Scheutz Henriksen L, Holm Petersen J, Skakkebæk NE, Jørgensen N, Virtanen HE, Priskorn L, Juul A, Toppari J, Main KM. Serum Testosterone Levels in 3-Month-Old Boys Predict Their Semen Quality as Young Adults. J Clin Endocrinol Metab. 2022 Jun 16;107(7):1965-1975.