Unerfüllter Kinderwunsch:
Die Väter nicht vergessen!
Was steigert die Fruchtbarkeit beim Mann?
Folgender Artikel wurde vor kurzem im ACOM Fachmagazin für angewandte Komplementärmedizin veröffentlicht.
Als die Forscher vor fünf Jahren zum ersten Mal publizierten, dass die Samenqualität in den westlichen Ländern (und wie sich später herausstellte auch in China und Afrika) seit den letzten Jahrzehnten tendenziell sinkt und wir nicht wissen warum, war es erst einmal eine große Überraschung.
In 2023 veröffentlichte ein israelisches Forschungsteam in der Zeitschrift Human Reproduction eine Metaanalyse, welche, basierend auf 288 Studien aus 53 Ländern, bei denen insgesamt 57.000 Männer untersucht wurden, bestätigen konnte, dass in den letzten 46 Jahren ein signifikanter Rückgang der Spermienzahl im zweistelligen Bereich weltweit stattgefunden hat.
Aber welche Faktoren verursachen den weltweiten Rückgang der menschlichen Samenqualität?
Was steigert die Fruchtbarkeit beim Mann – Vitalstoffe zur Verbesserung der männlichen Fruchtbarkeit
Laut einer Studie von 2018 (Durairajanayagam D et al.), zählen zu den Hauptübeltätern Lifestyle Gewohnheiten wie Zigarettenrauchen, Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung und fortgeschrittenes Alter des Vaters. Auch andere Faktoren wie Hodenhitzestress, Pestizide, Herbizide und die Belastung durch elektromagnetische Strahlung durch die Nutzung von Mobiltelefonen können nicht mehr ignoriert werden.
Die negativen Auswirkungen der Lifestyle Faktoren können oft überwunden oder verhindert werden, so dass eine maximale „natürliche“ Fruchtbarkeit wiederhergestellt wird. Aber wie?
Coenzyme Q10 für männliche Fruchtbarkeit
An der Klärung dieser Fragen arbeiten in andrologischen Einrichtungen weltweit viele Forschungslabore. In einer 2022 veröffentlichten brasilianischen klinischen Studie (Humaidan P et al., 2022) wurden 93 Männer mit Subfertilität und multiplen fehlgeschlagenen IVF/ICSI Versuchen detailliert nach ihren Lifestyle Gewohnheiten befragt. Die Samenanalyse wurde gemäß dem WHO-Handbuch durchgeführt und die Spermien-DNA-Fragmentierung (SDF) bestimmt. Teilnehmer mit einem hohen DNA-Fragmentierungsindex von 15-30% durchliefen ein dreimonatiges Lifestyle Interventionsprogramm, das hauptsächlich auf Diät und Bewegung basierte. Alle subfertilen Männer erhielten des Weiteren eine antioxidative Therapie, die als erstes aus einer täglichen Zufuhr von 100 mg Coenzym Q10 bestand.
Es ist aus der zellbiologischen Forschung bekannt, dass CoQ10 den Spermien „Beine macht“ bzw. die Motilität verbessern kann. Besonders gut belegt durch die wissenschaftlichen Daten der Q-Symbio Studien (Mortensen AL et al., 2019; Opstad TB et al., 2023) ist z.B. Bio-Qinon Gold von Pharma Nord. Ferner bekamen die Probanden noch 1 Gramm Omega 3 täglich (Kombination von EPA und DHA) sowie eine Multivitamintablette.
Veränderungen in der Ernährung und eine Supplementierung führten nach drei Monaten zu einer signifikanten Abnahme des Defragmentierungsindexes von 25 auf 18 % (die Verbesserung betrug im Mittelwert 7,2% im Vergleich zu 0,42 % bei der Kontrollgruppe).
Schneller zur Schwangerschaft mit einfachen Mitteln
Die „waiting time to woman’s pregnancy“ betrug bei den Männern mit hohem Defragmentierungsindex (SDF) im Durchschnitt 4 -12 Monate im Unterschied zu den Männern mit einem geringen SDF, die es meist in weniger als vier Monaten schafften, ihre Partnerin zu schwängern.
In diesem Sinne lässt sich das Endergebnis von 7,2% Verbesserung durch den Einsatz von Diät und Supplementierung jedenfalls sehen. Solche minimalen Lifestyle Interventionen sind leicht durchführbar und Paare mit Kinderwunsch sollten nicht zögern, sie in der Kinderwunschzeit umzusetzen.
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Ein weiteres wichtiges Thema ist das gestiegene durchschnittliche Alter der Väter. Das Risiko bei einem Mann, ein autistisches Kind zu bekommen, wächst laut einer berühmten israelischen Studie von Weiser al. aus dem Jahre 2008 ab dem 50. Lebensjahr von zuvor 6 von 10.000 auf 5 von 1.000. Also, von den Kindern der Väter über 50 erkrankten im Durchschnitt 1 von 200 an einer Form vom Autismus. Zusammenhänge mit bipolaren und ein paar weiteren psychiatrischen Störungen werden zurzeit erforscht und es wird nach ihren Biomarkern im Samen gesucht.
Warum sinkt die Spermienzahl – Samenqualität des Mannes als Signalzeichen seiner Gesundheit und Vitalität
Auch wenn jeder Mensch ein Individuum ist und auch wenn es bei Spermiogrammen erhebliche individuelle Abweichungen gibt, eine Wahrheit steht fest und begleitet uns seit Jahrmillionen: die Samenqualität des Mannes ist ein Marker und ein Signalzeichen seiner Gesundheit und Vitalität.
Ein klassisches Beispiel dafür ist, dass unfruchtbare Männer ein höheres Risiko für Hodenkrebs haben. Auch wenn es leichtfällt, eine gemeinsame Ätiologie zwischen gestörter Samenproduktion und Hodenkarzinogenese zu vermuten, haben Forscher die männliche Unfruchtbarkeit auch mit anderen Krebsarten, z.B. Prostata und Lymphe, in Verbindung gebracht.
Daher kann eine rechtzeitige Samenanalyse neben der Erfüllung des Kinderwunsches dazu beitragen, schwerwiegende medizinische Probleme zu erkennen und eine Gelegenheit für eine Neuausrichtung im Leben eines Mannes zu schaffen.
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In Zusammenarbeit mit PharmaNord
Eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, die Qualität der Ei- und Samenzellen auf natürlichem Wege zu verbessern ist eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D. Ein wunderbares Präparat, das erst seit einigen Monaten im Handel ist, und 38mcg bzw. 1520 IE Vitamin D pro Kapsel enthält, sind Vitamin D-Pearls von PharmaNord.
Zurzeit wird vermutet, dass Vitamin D in den letzten Stadien der Eizellreifung und bei den Zellteilungen in frühen Embryostadien eine wichtige Rolle spielen könnte. Desweiteren gibt es Meinungen, dass Vitamin D die Empfänglichkeit (Einnistungsbereitschaft) der Gebärmutterschleimhaut beeinflusst und damit indirekt die Einnistung des Embryos unterstützt.
Fazit: Männer – das neue schwache Geschlecht?
Es ist sinnvoll und wichtig, die öffentliche Wahrnehmung auf das gefährdete Fortpflanzungspotential des Mannes zu richten und Paare mit Kinderwunsch zu diesem wichtigen Thema zu sensibilisieren. Urologische und Kinderwunschpraxen könnten z.B. die Informationen über die Bedeutung der Samenanalyse direkt an ihre Patienten leiten.
Biomedizinische Wissenschaftler in Deutschland, die in andrologischer Forschung auch international ohnehin viel Ansehen haben, könnten viel mehr daran arbeiten, die genauen Risikofaktoren zu identifizieren, die durch den Lifestyle der Männer entstehen.
Auch Bundesgesundheitsbehörden haben viele Möglichkeiten, Lehrmaterialien zu entwickeln, um die Öffentlichkeit über dieses wichtige Thema aufzuklären. Des Weiteren könnten die vielen auf dem Markt erhältlichen Fruchtbarkeits- und Verhütungs-Apps Hinweise zur Bedeutung der Männergesundheit für den Kinderwunsch hinzufügen.
Auch wenn jeder Mensch ein Individuum ist und auch wenn es bei Spermiogrammen erhebliche individuelle Abweichungen gibt, eine Wahrheit steht fest und begleitet uns seit Jahrmillionen: die Samenqualität des Mannes ist ein Marker und ein Signalzeichen seiner Gesundheit und Vitalität.
Autor Bio: Dr. Darja Wagner ist promovierte Biologin und Autorin vom Kinderwunsch Blog-Magazin www.paleo-mama.de. Sie hat über das Thema promoviert, wie man mit Vitaminen und Hormonen das Verhalten der adulten Stammzellen steuert, und ist Autorin vom top bewerteten Buch “Die Qualität der Eizellen verbessern: Schwanger werden mit 35 plus”. Darja hilft Frauen und Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch, ihren Körper optimal auf die Schwangerschaft vorzubereiten.
Bibliograpie:
- Balercia G, Buldreghini E, Vignini A, Tiano L, Paggi F, Amoroso S, Ricciardo-Lamonica G, Boscaro M, Lenzi A, Littarru G. Coenzyme Q10 treatment in infertile men with idiopathic asthenozoospermia: a placebo-controlled, double-blind randomized trial. Fertil Steril. 2009 May;91(5):1785-92.
- Barratt CLR, De Jonge CJ, Sharpe RM. ‘Man Up’: the importance and strategy for placing male reproductive health centre stage in the political and research agenda. Hum Reprod. 2018 Apr 1;33(4):541-545.
- De Jonge C, Barratt CLR. The present crisis in male reproductive health: an urgent need for a political, social, and research roadmap. Andrology 2019; 7: 762-768.
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- Humaidan P, Haahr T, Povlsen BB, Kofod L, Laursen RJ, Alsbjerg B, Elbaek HO, Esteves SC. The combined effect of lifestyle intervention and antioxidant therapy on sperm DNA fragmentation and seminal oxidative stress in IVF patients: a pilot study. Int Braz J Urol. 2022 Jan-Feb;48(1):131-156.
- Levine H, Jørgensen N, Martino-Andrade A, Mendiola J, Weksler-Derri D, Mindlis I, Pinotti R, Swan SH. Temporal trends in sperm count: a systematic review and meta-regression analysis. Hum Reprod Update. 2017 Nov 1;23(6):646-659.
Männliche Fruchtbarkeit – weitere Referenzen:
- Levine H, Jørgensen N, Martino-Andrade A, Mendiola J, Weksler-Derri D, Jolles M, Pinotti R, Swan SH. Temporal trends in sperm count: a systematic review and meta-regression analysis of samples collected globally in the 20th and 21st centuries. Hum Reprod Update. 2023 Mar 1;29(2):157-176.
- Lv MQ, Ge P, Zhang J, Yang YQ, Zhou L, Zhou DX. Temporal trends in semen concentration and count among 327 373 Chinese healthy men from 1981 to 2019: a systematic review. Hum Reprod. 2021 Jun 18;36(7):1751-1775.
- Mortensen AL, Rosenfeldt F, Filipiak KJ. Effect of coenzyme Q10 in Europeans with chronic heart failure: A sub-group analysis of the Q-SYMBIO randomized double-blind trial. Cardiol J. 2019;26(2):147-156.
- Opstad TB, Alexander J, Aaseth J, Larsson A, Seljeflot I, Alehagen U. Increased SIRT1 Concentration Following Four Years of Selenium and Q10 Intervention Associated with Reduced Cardiovascular Mortality at 10-Year Follow-Up—Sub-Study of a Previous Prospective Double-Blind Placebo-Controlled Randomized Clinical Trial. Antioxidants. 2023; 12(3):759.
- Salonia A, Matloob R, Gallina A, Abdollah F, Saccà A, Briganti A, Suardi N, Colombo R, Rocchini L, Guazzoni G, Rigatti P, Montorsi F. Are infertile men less healthy than fertile men? Results of a prospective case-control survey. Eur Urol. 2009 Dec;56(6):1025-31.
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- Weiser M, Reichenberg A, Werbeloff N, Kleinhaus K, Lubin G, Shmushkevitch M, Caspi A, Malaspina D, Davidson M. Advanced parental age at birth is associated with poorer social functioning in adolescent males: shedding light on a core symptom of schizophrenia and autism. Schizophr Bull. 2008 Nov;34(6):1042-6.