Über 40 und keine Eizellen mehr übrig?
Die erste E-Mail, die ich heute Morgen las, war von meiner lieben Freundin Elena (Name geändert) aus Russland.
Ich wusste, dass Sie schon seit etwa einem Jahr versucht schwanger zu werden und mit jeder E-Mail von Ihr hoffte ein Teil von mir auf eine gute Nachricht.
Leider war die Nachricht von heute Morgen keine gute.
Elena und ihr neuer Ehemann waren in einer KiWu Klinik und mussten sich bereits mit der Idee eines Eizellenspende-Programms auseinandersetzen.
Das war ein ziemlicher Schock, besonders da auf der männlichen Seite alles in Ordnung war und auch Elenas AMH und FSH-Werte recht gut und sexy für ihr Alter von 41 waren.
Was meiner Freundin passierte, reflektiert die Realität der meisten anderen Frauen in ihrem Alter: sie haben zwar immer noch Eizellen übrig, aber die sind nicht mehr in der Lage, ein neues Leben zu starten.
Kein Wunder, dass Elena mit jemandem reden wollte.
Ich habe ihr folgendes gesagt:
Ja, eine Eizellenspende ist eine großartige Möglichkeit und alle Frauen, die sich heutzutage mit unerfülltem Kinderwunsch auseinandersetzen müssen, sollten tagtäglich froh und dankbar dafür sein, dass solche Programme existieren. Vorhergehende Generationen hätten von solchen Möglichkeiten nicht einmal träumen können.
Eizellenspenden können Beziehungen und Ehen retten, können Frauen ohne eigenen Eizellen noch zu Mütter machen und denen einen komplett neuen Sinn fürs Leben geben, wenn alle anderen Optionen scheitern.
Aber sie müssen erst scheitern.
Bevor das passiert, liebe Elena, folgendes solltest du noch wissen:
Auch mit 41 hat eine durchschnittliche Frau noch einige Eizellen übrig (für andere Leser: durschnittlich bedeutet, verlassen Sie sich nicht auf die Zahl, sondern lassen Sie Ihre AMH und FSH-Werte individuell bestimmen und besprechen Sie die Große Ihrer Eizellenreserve mit Ihrem Arzt!) Daher ist immer noch Material vorhanden und die Möglichkeit ein eigenes Kind zu bekommen, sollte nicht einfach verworfen werden!
Sehen Sie es mal so: Wenn bereits so viel Zeit damit verbracht wurde, zu probieren schwanger zu werden, dann werden 6-8 weitere Monate in Ihren frühen 40er keinen großen Unterschied mehr machen! Nehmen Sie sich also mindestens ein halbes Jahr Zeit und verbessern Sie die Qualität Ihrer Eizellen soweit wie möglich und werden Sie schwanger mit diesen – entweder natürlich oder durch IVFs.
Viele Frauen sind sich nicht darüber bewusst, dass der weibliche Körper auch noch im fortgeschrittenen Alter (Mitte 40 oder sogar noch später für eine gesunde Frau) schwanger werden kann, nur, dass dann höchstwahrcheinlich keine EIGENE Eizellen vorhanden sind.
Die Schwangerschaft scheint nicht das Problem zu sein; der Eisprung und die Befruchtung sind es
Meiner Meinung nach werden Spender-Eizellen erst dann relevant, wenn ein Eizellenvorrat komplett aufgebraucht ist; vorher kann sich ein Frau darauf konzentrieren ihre eigenen Eizellenreserven zu verbessern.
Ob Sie einem Eizellenspender-Programm mit 41, 45 oder noch später beitreten macht keinen Unterschied in Bezug auf ein positives Ergebnis aus. IVF-Behandlungen mit Spender-Eizellen haben Erfolgsquoten ähnlich denen bei jungen Frauen (etwa 30%), warum also nicht erst die eigenen biologischen Karten ausspielen?
Wenn wir miteinander sprechen, ist Elena gelassen und erfreut sich an meinen rhetorischen Ausbrüchen. Das hat mir bei unserem E-Mail-Verkehr gefehlt.
Ich habe ihr als erstes geraten DHEA zu nehmen um ihre Eizellen aufzubessern.
Wenn sich Athleten nicht scheuen, über Jahre hinweg jede Menge DHEA zu nehmen um nur geringfügig bessere Muskeldefinitionen zu bekommen, warum sollten Sie dann zögern, etwa 75mg täglich zu nehmen, wenn Sie versuchen, endlich Mutter zu werden?
Ich höre immer wieder Bedenken zu Nebeneffekten von DHEA: Ist DHEA ein Hormon?
Eine Freundin von mir nahm nur 5mg und hatte WENIGER Eizellen in ihrer IVF!?
Mein Doktor glaubt nicht an DHEA?
Ich habe in Diskussionsforen gelesen, dass es nicht möglich ist, die Eizellenqualität zu verbessern?
Diese und viele ähnliche Einwände bekomme ich oft zu hören (besonders von deutschen Frauen, da es starke kulturelle Unterschiede zu diesem Thema gibt). Was kann ich dazu sagen?
Erstens, sollten Sie kein DHEA nehmen, wenn Sie sich nicht wohl dabei fühlen. Es ist Ihr Körper und es ist OK zu entscheiden, wie Sie ihn behandeln.
Zweitens, wenn Sie Probleme im Zusammenhang mit Testosteron, PCOS, Schilddrüse oder irgendwelche anderen ernsten Gesundheitsbeschwerden haben, nehmen Sie kein DHEA.
Um zurück zum Thema der Nebenwirkungen zu kommen – ja, es gibt Nebenwirkungen bei DHEA.
Und ich liebe sie alle.
In den Monaten, in denen ich 100mg DHEA täglich nahm, sah meine Haut besser aus (bestätigt von objektiven Dritten, die mich lange nicht gesehen haben) und viele Falten in meinen Gesicht verschwanden.
Außerdem war ich nicht so oft krank wie in den Jahren davor (aber das könnte auch einer leicht veränderten Ernährung und einigen anderen Nahrungsergänzungsmitteln liegen, die ich genommen habe).
Schlussendlich musste ich mich niemals im Geringsten dazu drängen Verkehr zu haben, obwohl der Kinderwunsch die schönste Zeit unserer Beziehung bereits stark beanspruchte. Bitte erzählen Sie mir nicht, dass Sie diese Probleme nicht kennen und DHEA allein dafür zu nehmen ist es nicht Wert.
Was habe ich also Elena noch empfohlen zu nehmen?
Vitamin D (hier können Sie mehr über Vitamin D und Fruchtbarkeit lesen, inklusive Dosierung und wissenschaftlichen Belegen)
CoQ10 (hier steht wie CoQ10 die Energiestatus der Eizellen verbessert)
Omega 3 (und nicht nur Omega 3, sondern auch dessen Verhältnis zu Omega 6 und wie man es korrigiert).
Abschließend kann man sagen, dass es keinerlei Gründe gibt, frühzeitig oder leichtfertig aufzugeben! So lange wie noch Eizellen vorhanden sind, gibt es Hoffnung und frau kann daran arbeiten, deren Qualität zu verbessern. Betrachten Sie es so, als würden Sie Ihre Eizellen auf einen Marathon vorbereiten – Anfangs wird es schwer sein, morgens aufzustehen und loszurennen, aber nach einigen Monaten werden sie ganz von alleine wach und wollen an die frische Luft. Fangen Sie einfach an und Ihr Körper wird Ihnen sagen, wie es weiter gehen soll.