Männliche Unfruchtbarkeit: Was Kliniken verschweigen und Paare wirklich wissen müssen
Meine Söhne sind noch jung, und ich erwische mich trotzdem regelmäßig dabei, wie ich ihnen sage: Nimm das Handy aus der Hosentasche, wenn du später eine Familie haben möchtest.
Oder: Iss nicht so viele Süßigkeiten – bald kommt die Pubertät.
Oder: Halte dein iPad nicht direkt am Körper.
Fast täglich sehe ich in meiner Beratung Spermiogramme, die für eine natürliche Schwangerschaft kaum ausreichend sind. Was mir dabei besonders auffällt: Oft wissen Frauen gar nicht, dass ihr unerfüllter Kinderwunsch zum großen Teil am Partner liegt. Häufig höre ich Sätze wie: „In der Klinik hat man uns gesagt, es wären genug Samenzellen da.“
Was dabei oft unausgesprochen bleibt, ist: Es sind genug Samenzellen für eine künstliche Befruchtung – nicht für eine natürliche Schwangerschaft.
Es gibt noch weitere Formulierungen, die eine schwache Samenqualität verschleiern, etwa „Samenqualität ist altersentsprechend“ oder „Die Zahl ist ausreichend“. Nach den neuen WHO-Kriterien werden jetzt alle beweglichen Samenzellen zusammengezählt – so verliert man den Überblick darüber, wie viele der Schwimmer tatsächlich die lange Strecke von über 20 cm bis zur Eizelle schaffen können.
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uch eine Morphologie von nur 4 %, die als „normal“ definiert wird, wirft viele Fragen auf…Evolutionsbiologisch besitzt Homo sapiens nicht die effizienteste Samenzellen – viele Affen zeigen aufgrund hoher männlicher Konkurrenz eine bessere Samenmorphologie als bei uns Menschen. Aber unterm Strich bleibt trotzdem: Die Samenqualität bei Männern in der westlichen Welt ist deutlich gesunken. Junge Männer haben heute deutlich weniger Samenzellen und deutlich weniger Testosteron als ihre Großväter.
Wie sie im Vergleich zu ihren Vorfahren vor Tausenden von Jahren stehen, wissen wir nicht – schließlich haben diese sicher keine Samenanalysen gemacht.
Eine schwache Samenqualität wird den Paaren oft nicht kommuniziert
Schwache Spermiogramme sind längst keine Ausnahme mehr, sondern werden zunehmend zur Normalität. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich diesem Trend angepasst und die Referenzwerte für die Beurteilung der Samenqualität, nach denen urologische, andrologische und Kinderwunschpraxen arbeiten, in den letzten 20 Jahren sechsmal nach unten korrigiert.
Während noch vor 70 Jahren eine Spermienkonzentration von 100 bis 200 Millionen pro Milliliter üblich war, liegt der aktuelle unterste Grenzwert bei nur noch 16 Millionen Spermien pro Milliliter (Wang C et al., 2022).
Der Wert für das Ejakulatsvolumen wurde zwar nur marginal gesenkt (Androfert Tabelle WHO 2010), die Beweglichkeit der Samenzellen jedoch deutlich.
Die Grenze liegt nun bei 32 % Gesamtbeweglichkeit – dabei werden gut, mittelgut und schlecht schwimmende Spermien zusammengezählt. Dadurch bleibt oft unklar, ob überhaupt Spermien der Gruppe A vorhanden waren. Ohne einige Langstreckenschwimmer, welche die längsten Distanzen im Körper der Frau zurücklegen, bleibt eine natürliche Befruchtung unwahrscheinlich.
Die Morphologie-Grenze liegt aktuell bei 4 %, und tatsächlich bewegen sich die meisten Spermiogramme nah an dieser Grenze (Levine H et al., 2023; Uniklinik Ulm).
Samenanalyse: WHO korrigiert die Kriterien seit 1980 SECHS MAL nach unten!?
Männer lassen sich ungern zur Samenanalyse bewegen
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Männliche Infertilität wird in der Klinik mit ICSI umgangen
Interessanterweise sind betroffene Frauen oft die Letzten, die erfahren, dass es ein Problem geben könnte.
Ein Spermiogramm wird beim Arzt oft als „ausreichend“ bewertet. Doch was das tatsächlich bedeutet, ist: „Es reicht für eine Befruchtung im Labor.“ In der Kinderwunschmedizin wird männliche Subfertilität seit Jahrzehnten umgangen, indem eine gute Samenzelle mittels intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI) direkt in die Eizelle gespritzt wird.
Nicht einmal eine sogenannte Normozoospermie im Befund ist heute eine verlässliche Aussage darüber, ob eine natürliche Schwangerschaft möglich ist.
Denn: Die Werte im Spermiogramm schwanken oft – selbst beim selben Mann. Deshalb ist es wichtig, diese einfache Untersuchung alle paar Monate zu wiederholen.
Gerade für Frauen, die erst mit Mitte 30 mit der Familienplanung beginnen, ist das schlimmste Szenario, nicht zu wissen, wie die Lage beim Partner aussieht.
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👉 Produzieren Männer immer weniger Samenzellen?
Ich bin sicher, dass Sie darin ein paar spannende und hilfreiche Infos finden. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Glück und Freude auf Ihrer Kinderwunschreise!
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Junge Männer haben heute deutlich weniger Samenzellen und deutlich weniger Testosteron als ihre Großväter. Die Morphologie-Grenze liegt aktuell bei 4 %, und tatsächlich bewegen sich die meisten Spermiogramme nah an dieser Grenze (Levine H et al., 2023; Uniklinik Ulm).
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In der Sprechstunde beim Arzt ist nicht viel Zeit, aber Sie haben Fragen und würden gern die Laborwerte von Ihnen oder Ihrem Mann besser verstehen?
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Zitate und Literatur:
- Wang C, et al. (2022). Evolution of the WHO „Semen“ processing manual… Fertil Steril.
- Levine H, et al. (2023). Temporal trends in sperm count… Hum Reprod Update.
- Lv MQ et al. (2019). Temporal trends in semen concentration… Hum Reprod.
- Mishra P et al. (2018). Decline in seminal quality… Reprod Biol Endocrinol.
- Uniklinik Ulm: https://www.uniklinik-ulm.de/aktuelles/detailansicht/die-grenzwerte-fuer-ein-spermiogramm-wurden-von-der-who-aktualisiert.html