Homöopathie bei Kinderwunsch: Ein Gespräch mit Andra Dattler
Ich wünsche euch ein gutes, gesundes, frohes Neues Jahr!
Jetzt, wo meine Webseite zu den größten Kinderwunschblogs im deutschsprachigem Raum gehört, dachte ich, ich möchte mich nicht die ganze Zeit selbst reden hören. Seit dem ich vor zwei Jahren angefangen habe, gelegentlich Interviews mit ÄrztInnen und ForscherInnen zu führen, merkte ich, wie gut es uns allen tut, mehr Gespräch und weniger Eigenmeinung darzustellen.
In diesem Jahr möchte ich einen Schritt weg von Medizin und Biochemie und hin zur Psyche und Emotion gehen. Deshalb werdet ihr hier in den nächsten Wochen mehrere Interviews mit ausgewählten Heilpraktikern und diversen Therapeuten lesen, die sich in Ihrer täglicher Arbeit mit dem Thema Kinderwunsch befassen.
Ich beginne mit der Berliner Heilpraktikerin Andra Dattler (geboren in München und Mutter zweier Kinder). Folgende Fragen von euch habe ich an sie weitergegeben:
Andra, kann Homöopathie bei Kinderwunsch helfen? Wie sieht eine homöopathische Behandlung aus?
In meiner Praxis (Andras Kontaktdaten finden Sie hier) beginnen wir immer mit einer zweistündigen Erstanamnese, in der ich den ganzen Menschen kennenlernen und begreifen möchte. Wir sprechen also nicht nur über Kinderwunsch oder Hormone, sondern auch über andere körperliche und emotionale Themen. Dann wähle ich ein homöopathisches Mittel, manchmal gibt es auch eine Kombination von Mitteln.
Die Einnahme ist ganz unterschiedlich und kann täglich oder auch viel seltener sein. Wichtig ist, dass das homöopathische Mittel wirklich gut zu der Person passt. Es ist eine sehr individuelle Verschreibung, die sich nicht nur an den Krankheiten oder Syndromen orientiert. Immer Sepia oder Pulsatilla bei Kinderwunsch kann gar nicht funktionieren – das sind Internet-Gerüchte, über die ich mich immer sehr ärgern muss. Genauso ist die naturheilkundliche Anwendung von Mönchspfeffer nicht wirklich sinnvoll, wenn es nicht zu dem jeweiligen Symptombild passt.
In den Gesprächen beleuchten wir auch mögliche Hindernisse im psychischen Bereich. Wenn jemand in seiner Kindheit zum Beispiel ein schlimmes Trauma erlebt hat, kann das dem Kinderwunsch im Weg stehen. Oder manche Paare machen sich unbewusst Sorgen. Daran arbeiten wir in den Folgeterminen, die alle vier Wochen stattfinden. Ich passe die Mittel oder die Potenzen an. Zu meiner Behandlung gehört auch immer eine Beratung zur Ernährung, zum Lebenswandel und manchmal auch zur Sexualität. Außerdem arbeite ich mit der Fruchtbarkeitsmassage nach GowriMotha, die ich durch einige Techniken aus der Osteopathie und der Energie-Heilung ergänze.
Mit dem richtigen homöopathischen Mittel spüren die Menschen ein inneres Gleichgewicht, körperliche Symptome werden gelindert oder gehen ganz weg, der Zyklus wird regelmäßig und eine positive Haltung macht sich bemerkbar. Nach einigen Zyklen kommt sehr häufig der freudige Anruf: Ich möchte den Termin absagen, ich bin schwanger!
Muss man bei seiner Ernährung etwas beachten, wenn man homöopathische Mittel einnimmt?
Grundsätzlich ist es besser Kaffee, Alkohol und natürlich jegliche Drogen wegzulassen. Aber das ist für Kinderwunschpaare ja sowieso angezeigt. Wenn man aber ab und zu eine Tasse Kaffee trinkt ist das auch nicht sooo schlimm. Zu meiner Behandlung gehört auch eine Beratung zur Ernährung. Viele Paare wissen nicht, wie wichtig es ist, sich wirklich gesund zu ernähren und Hormone zu vermeiden, wenn sie eine natürliche Empfängnis anstreben. Hormonell wirksame Substanzen sind in vielen Herbiziden oder Pestiziden enthalten – also auf Bio umstellen. Milchprodukte enthalten häufig Hormone, weil fast immer auch tragende Kühe gemolken werden. Von Fleisch aus konventioneller Herstellung rate ich ebenfalls ab. Aber auch in Naturkosmetik, in Plastikflaschen und im ganz normalen Trinkwasser finden sich hormonell wirksame Substanzen. Was diese wilde Mischung mit dem Organismus macht, ist natürlich wissenschaftlich überhaupt nicht untersucht. Aber klar ist, dass es diese künstlich zugeführten Hormone vor 100 Jahren noch kaum gab und dass es immer mehr kinderlose Paare gibt.
Kann man die Homöopathie parallel zu medizinischen Fruchtbarkeitsbehandlungen anwenden?
Ich behandle auch parallel zur künstlichen Befruchtung – viel lieber aber davor, bevor die Paare sich für diesen Weg entscheiden. Die sogenannte Konstitutionsbehandlung zielt darauf ab, den Menschen insgesamt ins Gleichgewicht zu bringen. Wer gelassen und gestärkt in die künstliche Befruchtung geht, kommt mit den Aufs und Abs dieses Prozesses besser klar. Ich unterstütze aber auch die Eizellreifung oder den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut mit sogenannten organotropen Mitteln. Wenn Nebenwirkungen der hohen Hormongaben wie Kopfschmerzen, geschwollene Brüste oder ein aufgeblähter Bauch auftreten, kann ich unterstützend etwas dafür geben. Am wichtigsten ist es, dass die Frau in der Hibbel-Zeit die Ruhe bewahren kann und nicht mit zusätzlichen Stresshormonen eine Einnistung erschwert.
Wie hoch schätzt Du die Chance ein, mit Hilfe einer homöopathischen Behandlung schwanger zu werden und ein Kind zu bekommen?
Uh, das ist eine sehr schwierige Frage. Jedes Paar kommt ja mit ganz anderen Voraussetzungen in die Praxis und häufig wird nicht nur Homöopathie angewendet, sondern auch Akupunktur oder Nahrungsergänzungsmittel, Hypnose oder andere alternative Methoden. Wenn ein Paar kommt, das sich einig ist mit dem Kinderwunsch – es gibt ja auch viele Frauen, die mit ihrem Kinderwunsch relativ alleine gelassen werden– wenn die Spermien des Mannes in Ordnung sind und keine sehr schwerwiegenden Hindernisse wie eine Eileiterverklebung vorliegen, und wenn die Partner einigermaßen gesund gelebt haben und nicht all zu alt sind, sind die Chancen recht hoch, auf natürliche Weise schwanger zu werden und das Kind natürlich auch zu bekommen. Bei Menschen, die mit sehr viel Stress leben und das nicht reduzieren können oder wollen, bei Menschen, die an ein altes Trauma einfach nicht herangehen können und bei Paaren, die sich über den Kinderwunsch nicht 100% einig sind, sind die Chancen gleich viel schlechter.
Kann die Wirkungsweise der Homöopathie durch andere Mittel bzw. Methoden verstärkt werden?
Es gibt in den alternativen Heilmethoden unzählige tolle Möglichkeiten, den Kinderwunsch gut zu unterstützen.
Ich denke, dass alles was Stress reduziert oder für Entspannung sorgt in der Kinderwunschzeit sehr wichtig ist. Vor allem für die Frauen. Viele berufstätige Frauen leben auf einem Stresslevel, der so hoch ist, dass eine Empfängnis kaum möglich ist. Empfangen hat mit Ruhe, Ausgeglichenheit und Wohlbefinden zu tun. Deshalb ist für die meisten Frauen alles gut, was mit Entspannung zu tun hat: Yoga, Meditation, Qi-Gong oder einfach nur Spazieren gehen.
Die Akupunktur kann oft ganz gezielt energetische Blockaden öffnen und Meridiane aktivieren. Osteopathie rate ich Patientinnen mit einer Skoliose im Lendenwirbelbereich oder anderen starken Rückenproblemen – weil hier die Reflexpunkte für die Nieren und den Unterleib sitzen. Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel sind – wie schon gesagt – ebenso ein wichtiger Bestandteil.
Bei den Männern kann es auch wichtig sein, das Yang zu unterstützen – je nach Typ. Das heißt, dass es für manche Männer besser ist, schnellen Sport zu betreiben, Kampfsport oder schnelles Rennen. Oder dass sie sich ein ehrgeiziges Projekt suchen, wo sie ihr Vorwärtsstreben besser ausleben können, als es in ihrem sonstigen Leben vielleicht möglich ist. Bei vielen Männern ist es aber auch so, dass sie sich eher zu sehr verausgaben für ihre Arbeit. Dann kann neben der Homöopathie auch die chinesische Kräutermedizin die Akkus wieder auffüllen.
In meinen Seminaren unterrichte ich auch eine spezielle Meditation aus dem Qi-Gong für Frauen, die den Unterleib energetisiert und harmonisiert. Das ist fast als würde man sich selbst eine Fruchtbarkeitsmassage geben.
Vielen Dank für das interessante Gespräch und für die vielen Informationen!
Andra Dattler finden Sie hier: http://andra-dattler.de
Bis bald!
Darja