Kinderwunsch macht mich krank! Warum kreatives Schreiben entlastet
Der Phantomschmerz von Unfruchtbarkeit
Eigentlich ist es nichts Besonderes, schwanger zu werden. Außer, wenn es Ihnen nicht dann gelingt, wenn Sie es wollen.
Unerfüllter Kinderwunsch schmerzt.
Die meisten von Ihnen kennen die oft zitierte Zahl, dass jedes siebte Paar in Deutschland irgendwann von diesem Problem betroffen ist. Aber warum bekommen wir diese persönlichen Geschichten nicht öfter zu hören?
Krankheiten wie Herz-Kreislauf, Diabetes, Rückenschmerzen oder sogar Depressionen haben alle eine gewisse gesellschaftliche Akzeptanz erreicht und haben ihre eigenen Zeitschriften, Wohltätigkeitsorganisationen oder Fundraising-TV-Shows. Aber unerfüllter Kinderwunsch?
Trotz der Anzeichen dafür, dass psychische Folgen von Unfruchtbarkeit schädlicher sind als die meisten anderen häufigen Erkrankungen, leiden Menschen mit Unfruchtbarkeit in aller Stille. Meistens wissen nicht einmal ihre Familienmitglieder von dem Schmerz, den sie durchstehen.
Ich habe zwei Erklärungen dafür:
- Die erste kenne ich aus der wissenschaftlichen Forschung: Ein bestimmtes Phänomen muss existieren, damit man in der Lage ist, es zu beschreiben und es in Beziehung mit etwas anderem zu sehen. Im Falle des Fehlens einer Möglichkeit, ein neues Leben zu schenken, gibt es in gewisser Weise nichts, das man geistig erfassen kann, ein Vakuum. Und ein durchschnittlicher menschlicher Verstand ist einfach nicht gut im Umgang mit dem Abwesenden.
- Ein weiteres Problem ist: Es gilt geradezu als unanständig, über solche Dinge wie Unfruchtbarkeit zu reden.
Bei anderen Erkrankungen fühlt man sich bei der Erwähnung von Herz, Rücken oder sogar einer Bauchspeicheldrüse sicher. Und man kann nicht leugnen, dass Depression irgendwie ernsthaft klingt oder Burn-out fast schon eine Modeerscheinung ist.
Wie fängt man also an darüber zu sprechen, dass man kein Baby machen kann?
Das ganze Universum ist auf die eine oder andere Art dazu da, sich zu vermehren. Wie kommt es dann, dass Sie ständig dabei versagen?
Und sollte man darüber überhaupt sprechen?
Kann Kinderwunsch krank machen – wie beeinflusst Psyche Kinderwunsch?
Das Thema Kinderwunsch hat mich im Leben viel beschäftigt: erst einmal als Biologin, die im Labor Stammzellen untersuchte….als Patientin mit unerfülltem Kinderwunsch… als Frau, der es gelungen ist, ihre beide Kinder auf natürlichem Wege zu bekommen… und seit einigen Jahren als Kinderwunsch-Beraterin, die gelegentlich hobbymäßig die reproduktionsmedizinische Landschaft in Deutschland beobachtet und analysiert. Ich merke, wie ich zum Schluss gekommen bin, dass manche Tabus sinnvoll und nützlich sind, und man diese nicht unbedingt zerstören sollte.
Wenn ich im Internet immer wieder neue Webseiten und Blogs entdecke, in denen Frauen in peinlichsten Details über ihre Kinderwunschreisen erzählen, ihre medizinischen Geschichten dokumentieren (die englischsprachigen Blogs sind besonders krass), alle Menschen zu überzeugen versuchen: dieses letzte Tabu muss weg, dann weiß ich: diese Einstellung kommt nicht von der Wahrheit, sondern vom Schmerz.
Diese Frauen können es nämlich nicht anders.
Der Druck des unerfüllten Kinderwunsches ist enorm, und das Schreiben darüber verschafft eine Erleichterung – wenn auch nur temporär.
Das haben die Forscher schon kapiert und sogar in manchen Leitlinien und Empfehlungen an Patientinnen in Fertilitäts-Kliniken einfließen lassen, sich möglichst viel mit dem „expressive writing intervention (EWI)“, also mit kreativem Schreiben zu beschäftigen, um auf dem Weg zum Wunschkind noch bei Verstand zu bleiben.
Wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema:
Matthiesen S, Klonoff-Cohen H, Zachariae R, Jensen-Johansen MB, Nielsen BK, Frederiksen Y, Schmidt L, Ingerslev HJ. The effect of an expressive writing intervention (EWI) on stress in infertile couples undergoing assisted reproductive technology (ART) treatment: a randomized controlled pilot study. Br J Health Psychol. 2012 May;17(2):362-78.
“…Our preliminary results suggest expressive writing intervention to be a feasible, cost-effective, and efficient method for alleviating infertility-related stress…”
Frederiksen Y, O’Toole MS, Mehlsen MY, Hauge B, Elbaek HO, Zachariae R, Ingerslev HJ. The effect of expressive writing intervention for infertile couples: a randomized controlled trial. Hum Reprod. 2017 Feb;32(2):391-402. doi: 10.1093/humrep/dew320.
“…Expressive writing intervention is a potentially cost-effective and easy to implement home-based intervention, and even small effects may be relevant. When faced with infertility, EWI could thus be a relevant tool for alleviating depressive symptoms by allowing the expression of feelings about infertility that may be perceived as socially unacceptable. However, the implications do not seem to be applicable for men, who presented with increased infertility-related distress over time…”
Renzi A, Solano L, Di Trani M, Ginobbi F, Minutolo E, Tambelli R. The effects of an expressive writing intervention on pregnancy rates, alexithymia and psychophysical health during an assisted reproductive treatment. Psychol Health. 2020 Jun;35(6):718-733. doi: 10.1080/08870446.2019.1667500.
“…Ninety-one women admitted for an ART were randomly divided into two groups: an experimental one, where women wrote about their thoughts and emotions concerning the infertility experience, and a control group where women did not write…A significant difference in pregnancy rates between the experimental group and the control group was found (χ2 = 4.216; p < .04). The findings support the usefulness of the writing technique during ART in promoting treatment success…”
Ich befürchte, dass Frauen und Paare weiterhin in aller Stille leiden werden – egal wie viele davon betroffen sind.
Nur selten schafft es jemand, über Schmerz, über Vakuum, über das Unmögliche-und-durch-Nichts-Verschuldete etwas Vernünftiges zu sagen, und selbst dann redet man oft nur noch von den Begleiterscheinungen: gesundheitliche Störungen, Eheprobleme oder sexuelle Schwierigkeiten, psychisches Leiden, Versagensängste, finanzielle Last. Den negativen Schwangerschaftstest wegschmeißen.
Schweigen.
Keine Luft bekommen.
Schlecht schlafen.
Aufstehen und weitermachen.
Wie lang kann eine vernünftige Frau immer wieder auf das Prinzip Hoffnung setzen?
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