Chronische Entzündungen und Kinderwunsch
Wenn unterschwellige Entzündungen den Traum vom Baby erschweren
In leicht veränderter Form ist dieser Text als Teil eines Essays in der letzten Ausgabe des biomedizinischen Magazins „Orthomolekulare Medizin und Ernährung“ erschienen.
In meiner Kinderwunschberatung sitzen manchmal Frauen, die eigentlich gar keine „Patientinnen“ im klassischen Sinn sind. Ihr unerfüllter Kinderwunsch ist nicht krankheitsbedingt, sondern lifestylebedingt. Vor zehn Jahren wären sie wahrscheinlich noch schwanger geworden – doch inzwischen haben sie ihr fruchtbares Fenster verpasst.
Viele andere Frauen dagegen bringen eine „echte“ Diagnose mit. Viele davon sind lokale, chronische Entzündungen in der Gebärmutterschleimhaut, aus denen Polypen, Myome, Zysten, Narben und außer Kontrolle geratene Immunzellen entstehen können – all das erschwert oder verhindert die embryonale Einnistung.
Manchmal sind es intrazelluläre Parasiten wie Chlamydien oder Ureaplasmen, die zur Entzündung führen und die feinen Mikrovilli der Eileiter verkleben – sodass Spermien und Eizelle nicht mehr in die richtige Richtung gelenkt werden können. Auch ein aus dem Gleichgewicht geratenes Mikrobiom kann das Scheidenmilieu in eine Dysbiose und danach in eine Entzündung kippen lassen (Ravel J et al., 2021; Isola JVV et al., 2024).
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Entzündungen und Kinderwunsch
Dieser oft benutzte Begriff kann vieles bedeuten. Meist beschreibt man damit chronische, subklinische Entzündungen und unterschwellige, inflammatorische Prozesse im Körper, die oft unentdeckt bleiben, weil sie keine eindeutigen Symptome verursachen oder immer wieder ein- und auftauchen. Dauerhafte inflammatorische Prozesse sind bei Kinderwunsch nicht lustig, denn über Zeit können sie zu vielen Problemen führen, z. B.:
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Eizell- und Spermienqualität verschlechtern
Chronische Entzündungen führen zu oxidativem Stress, was wiederum zu DNA-Schäden führt. Das senkt Befruchtungsraten und erhöht das Risiko für Fehlgeburten. -
Hormone kommen aus dem Gleichgewicht
Entzündungen stören die Steuerung der Sexualhormone im Thalamus. Das kann zu Zyklusstörungen führen und auch die Eisprunghäufigkeit durcheinanderbringen. -
Die Gebärmutterschleimhaut ist nicht babyfreundlich
Die Einnistung klappt nicht – das sieht man in der Praxis häufig. Dieser Punkt reduziert die Schwangerschaftschancen erheblich. -
Auch sonst reproduktives Gewebe schädigen
Chronische Endometritis und Endometriose verursachen Narben und Verwachsungen, die die Einnistung, fetale Entwicklung und Geburt erschweren können.
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Video Sprechstunde: Hormonanalyse & Einschätzung Ihrer Schwangerschaftschancen
Wenn Sie eine persönliche Einschätzung zu Ihrer Situation haben möchten, können Sie mich gern kontaktieren. In meiner Kinderwunschberatung habe ich zahlreichen Frauen und Paaren geholfen, ihre Schwangerschaftschancen, ihre Hormonwerte etc besser zu verstehen, sowie weitere Schritte zu planen und die Qualität der Eizellen zu verbessern.
Gerne unterstütze ich Sie dabei, Ihre Vitaminpräparate, Ernährung und Ihren Lebensstil so anzupassen, dass sie Ihre Kinderwunschreise optimal unterstützen. Nehmen Sie sich vor der Schwangerschaft Zeit, um Ihren Körper vorzubereiten und ihn „babyfreundlich“ zu machen – das ist der beste Weg, um schwanger zu werden und auch zu bleiben.
Hier finden Sie mehr Infos, wie eine Online-Beratung mit mir aussieht und was andere Frauen darüber gesagt haben:
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Kleine Feuer, die selten von selbst erlöschen
Silent Inflammation können überall im Körper entstehen: durch Verletzungen, Infektionen oder auch durch wenige geschädigte Zellen. Ein gesundes Immunsystem löscht solche Feuer meist rasch. Doch mit zunehmendem Alter gelingt das immer seltener.
Was der Körper nicht heilen kann, versucht er einzumauern: in Zysten, gern in der Gebärmutter, als Verkalkungen oder Plaques. Diese „eingemauerten Herde“ können jahrelang bestehen bleiben und gelten in der modernen Forschung als stille Entzündungen, die langsam, aber stetig den Stoffwechsel verändern und den Körper schwächen (Singh et al., 2024; Uyar et al., 2020).
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Stille Entzündungen: Besonders empfindliche Organe
Von stillen Entzündungen betroffen sein kann grundsätzlich jedes Gewebe. Besonders gefährdet sind:
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Eizellen und Nervenzellen – sie enthalten viele Mitochondrien und haben einen besonders aktiven Stoffwechsel.
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Darmschleimhaut und Blutgefäße – sie erneuern sich ständig und reagieren empfindlich auf strukturelle Schäden.
Häufig sind es freie Radikale, die Zellorganellen wie Mitochondrien beschädigen (Kauppila et al., 2015). Zellen geraten dadurch in einen „Notstopp“ (Seneszenz). Das schützt zwar kurzfristig vor entarteten Zellen, stört aber langfristig Regeneration und Gewebefunktion (Ogrodnik et al., 2021).
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Was löst Entzündungen aus?
Wenn eine Silent Inflammation am Anfang vielleicht nur ein kleines, unter dem Mikroskop sichtbares Klümpchen aus dysregulierten, entzündeten oder abgestorbenen Zellen ist und zunächst zu keinen spürbaren körperlichen Schäden führt. Zum Beispiel: ausgetretenes Zellmaterial, einige beschädigte Faszien, leichte Verengung der Mikrokapillaren…Zustände, die sich mit der Zeit verfestigen und ausbreiten können.
Nach Monaten oder Jahren – die Wissenschaft ist über diese Vorgänge beim Menschen noch unsicher, da unsere besten Daten aus Tierversuchen stammen – entsteht im Körper ein neues metabolisches Milieu: saurer, weniger flexibel und kaum erneuerungsfähig. Das schafft den Nährboden für verschiedenste chronische Erkrankungen – abhängig von der genetischen Veranlagung jedes einzelnen Menschen (Ogrodnik M et al., 2021).
Spannend ist, dass aktuelle Fortschritte in der Zellbiologie die stille Entzündung als zentralen Faktor im Alterungsprozess erkennen.
Publikationen sprechen zunehmend von einer chronischen, niedriggradigen Entzündung, oft unter dem Begriff „Inflammaging“ – einer Wortschöpfung aus inflammation und aging. Anders als die akute Entzündung nach einer Verletzung oder Infektion ist Inflammaging ein permanenter, meist unbemerkter Zustand unterschwelliger Entzündung, der auf leisen Sohlen die Gesundheit untergräbt und den Alterungsprozess vorantreibt.
Eine stille Entzündung beginnt oft klein: ein paar beschädigte Zellen, minimale Verklebungen, etwas Zellmaterial im Gewebe verklebt die Faszien… Doch mit der Zeit kann daraus ein Milieu entstehen, das sauer, starr und kaum erneuerungsfähig ist. Perfekter Nährboden für chronische Krankheiten – und ein Hindernis für den Kinderwunsch.
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Wie stille Entzündungen dem Körper wichtige Stoffe wie Eisen rauben, erfahren Sie in diesem kurzen Video:
Stille Entzündungen und Kinderwunsch – Quellen:
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Isola JVV et al. Reproductive ageing: Inflammation, immune cells, and cellular senescence in the aging ovary. Reproduction. 2024.
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Kauppila JH, Stewart JB. Mitochondrial DNA: Radically free of free-radical driven mutations. BBA. 2015.
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Ogrodnik M. Cellular aging beyond cellular senescence. Aging Cell. 2021.
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Ravel J, Moreno I, Simón C. Bacterial vaginosis and its association with infertility. Am J Obstet Gynecol. 2021.
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Singh A et al. Aging and inflammation. Cold Spring Harb Perspect Med. 2024.
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Uyar B et al. Single-cell analyses of aging, inflammation and senescence. Ageing Res Rev. 2020.