Was essen, um die Fruchtbarkeit zu erhöhen?
Der folgende Artikel ist Teil eines längeren Essays, der in der aktuellen Ausgabe von OM&Ernährung erschienen ist, einer bei Therapeuten und Ärzten beliebten Zeitschrift. Ich bedanke mich beim Chefredakteur, dass er für dieses wichtige und für die öffentliche Gesundheit relativ neue Thema offen war.
Welches Essen hilft beim Schwangerwerden?
Wenn Sie über 35 Jahre alt sind und sich ein Kind wünschen, ist es verständlich, dass Sie alles tun möchten, um Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft zu erhöhen. Eine interessante niederländische Studie bietet hier spannende Erkenntnisse.
Laut der Studie konnte eine mediterrane Ernährung die Schwangerschaftsraten in den sechs Monaten vor einer Kinderwunschbehandlung um bis zu 40 % steigern (Literaturhinweise am Ende des Artikels). In der Studie wurden 161 Paare, die mehrere erfolglose IVF- oder ICSI-Behandlungen hinter sich hatten, zu ihren Ernährungs- und Kochgewohnheiten befragt. Dabei kristallisierten sich zwei Haupt-Ernährungsweisen heraus: Die „mediterrane Ernährung“ und eine „gesundheitsbewusste westliche Ernährung“.
Die mediterrane Ernährung, die reich an Gemüse, Olivenöl, Fisch und Bohnen ist, führte zu signifikant mehr positiven Schwangerschaftstests. Im Vergleich dazu brachte die gesundheitsbewusste westliche Ernährung – bestehend aus Früchten, Gemüse, Vollkornprodukten, Fleisch und Snacks – weniger positive Ergebnisse.
Essen für die Fruchtbarkeit
Dr. Regine Steegers-Theunissen, die Leiterin der Studie, vermutet, dass bestimmte Komponenten der mediterranen Ernährung besonders vorteilhaft für die Fruchtbarkeit sein könnten. Dazu gehören Omega-3-reiches Olivenöl, Blattgemüse und möglicherweise sogar Resveratrol aus Rotwein, die eine positive Wirkung auf die Reifung der Eizellen haben könnten.
Eine weitere Studie aus 2020 zeigte, dass schon sechs Wochen mediterraner Ernährung vor einer IVF/ICSI die frühe Zellteilung von Embryonen verbessern konnte. Fünfundfünfzig Paare erhielten täglich über 8 Wochen ein Omega-3- und Vitamin-D-angereichertes Getränk, zusätzliches Olivenöl und einen Olivenöl-Aufstrich (Kermack AJ et al., 2020. Schon diese relativ kleine Ernährungsintervention, wie das Essen entzündungshemmender Lebensmittel, reichte aus, um den cell cleavage – die frühe Zellteilungsrate – in menschlichen Embryonen signifikant positiv zu beeinflussen.
Laut der Studie konnte eine mediterrane Ernährung die Schwangerschaftsraten in den sechs Monaten vor einer Kinderwunschbehandlung um bis zu 40 % steigern.
Was essen für gute Eizellen?
Obwohl bis dato über 1.100 Studien zu den positiven Effekten mediterraner Ernährung publiziert wurden, bleiben die genauen Mechanismen, die zur Verbesserung der Regenerationsprozesse und des Stammzellmetabolismus führen, weitgehend unbekannt. Folgendes über mediterrane Diät stehen als abgesichert.
B-Vitamine fördern die Fruchtbarkeit der Frau
Viel Gemüse in der mediterranen Ernährung erhöht den Spiegel von B-Vitaminen und sorgt damit für eine Senkung des Homocysteinspiegels. Die Rolle der Folsäure (B9) in der Entwicklung des fötalen Nervensystems ist seit Jahrzehnten gut dokumentiert – eine ausreichende Versorgung mit Folsäure sowie von B6 und B12 vor und während der Schwangerschaft reicht schon aus, um einige der schwersten Neuralrohrdefekte beim Baby fast komplett zu verhindern. Inzwischen sind viele auf dem Markt erhältliche B-Vitamin-Präparate auf die von der WHO empfohlene Dosierung von 800 µg Folsäure angepasst, einige sogar zum Teil mit Metafolin angereichert – eine Form der Folsäure, die vom Körper besonders gut verwertet werden kann.
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Silent inflammations in der Kinderwunschzeit reduzieren
Dank hohem Gehalt an Stoffen wie Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien trägt die mediterrane Ernährung dazu bei, Entzündungen im Körper der Mutter zu reduzieren – was nicht nur bei Kinderwunsch wichtig ist, sondern auch angesichts der Tatsache, dass Entzündungen z.B. bei der Entstehung von Eierstock- und Gebärmutterhalskrebs eine große Rolle spielen (Huang H et al., 2019). Dabei ist praxisrelevant zu beachten, dass physiologisch relevante Mengen an Omega-3 einfacher aus Fischöl als aus Kapseln supplementiert werden können.
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Mikronährstoffe bei Kinderwunsch
Die mediterrane Ernährung ist reich an Antioxidantien wie Vitamin C und Coenzym Q10. Besonders Q10 ist ein essenzieller Teil der mitochondrialen Atmungskette und schützt die Zellen gleichzeitig vor freien Radikalen, die nachweislich die Vorläuferstufen von Ei- und Samenzellen in ihrer Reifung schädigen. Besonders die Eizellreifung ist durch eine intensive mitochondriale Biogenese gekennzeichnet – eine befruchtungskompetente Eizelle entwickelt sich innerhalb weniger Wochen von einigen wenigen Dutzend bis zu 200.000 Mitochondrien.18
Es liegt auf der Hand, dass junge Frauen mit Kinderwunsch selbst Initiative ergreifen sollten und durch eine relevante Ernährung und Mikronährstoffe die Reifung der Eizellen vor der geplanten Schwangerschaft unterstützen. Einige in der mediterranen Ernährung häufig vorkommende Lebensmittel wie frisches Gemüse, Lachs, Thunfisch und Innereien gehören zu den reichhaltigsten natürlichen Quellen an Coenzym Q10. Einige Autoren empfehlen, Q10 zusätzlich zur Mittelmeerdiät zu supplementieren.
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Insulinresistenz verbessern um eine bessere Eizellqualität zu bekommen
In vielen Fällen von unerfülltem Kinderwunsch liegt eine Insulinresistenz vor, so dass der Körper nicht angemessen auf das Hormon Insulin reagiert. Dies kann zum sog. PCO-Syndrom und ovulatorischen Störungen führen. Die mediterrane Ernährung bewirkt dank niedrigem glykämischen Index eine Stabilisierung des Insulinspiegels sowie diverser Entzündungsparameter; Kinderwunschpatientinnen mit PCO konnten durch die mediterrane Diät eine signifikant höhere Zahl an Embryonen im IVF-Zyklus erzielen.
Wie viel sollte man wiegen um schwanger zu werden?
Übergewichtige Frauen haben schlechtere Schwangerschaftsraten, unabhängig davon, ob die Befruchtung natürlich oder durch IVF stattgefunden hat. Diese Erkenntnis gilt mittlerweile als gesichert. In einer bekannten Studie aus Fertility and Sterility mit 152.500 IVF-Zyklen aus dem US-amerikanischen Nationalregister wurde über höhere Raten an Implantationsversagen und Fehlgeburten bei zunehmendem BMI berichtet.
Auch eine weitere große retrospektive Studie in dem renommierten Journal der Branche mit 4.609 Patientinnen zeigte signifikant geringere Chancen auf eine Einnistung und erfolgreiche Schwangerschaft bei Frauen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von ≥30, wobei die Chancen mit zunehmender Adipositas weiter sanken.
Hat Übergewicht Einfluss auf Fruchtbarkeit?
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Analyse aus dem Human Reproduction Journal aus dem gleichen Jahr, die mittels Daten von 45.163 Embryotransfers bestätigte, dass sinkende Schwangerschaftsraten in direktem Zusammenhang mit dem Grad der Adipositas standen. Die Studie zeigte, dass vor allem das Gewicht der Mutter eine Rolle für die Schwangerschaftschancen spielt, obwohl das Gewicht des Vaters auch nicht unerheblich ist, wie erst 10 Jahre später gezeigt wurde und daran wird immer noch geforscht.
Die Autoren der Studie schlagen interessanterweise die kostenintensive Eizellspende als Therapie bei extremer Adipositas vor, bevor sie ihre Patientinnen über die Chancen und Vorteile einer radikalen Gewichtsreduktion aufklären. Zusammenfassend haben Frauen mit einem BMI von 18,5-25 je nach Alter mindestens ein Drittel euploider, also chromosomal korrekter Embryonen. Die Zahl euploider Embryonen sank sowohl mit der Steigerung als auch mit der Senkung des BMIs, was eindeutig zeigt, dass das Thema Gewicht in der Kinderwunschzeit zu den Top-Themen in den frauenärztlichen und Kinderwunschpraxen gehören sollte.
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Welche Lebensmittel sind gut für die Fruchtbarkeit?
Zusammenfassend: Technische Fortschritte im Bereich der Reproduktion stoßen sie zunehmend an ihre Grenzen. Daher gewinnt die Unterstützung der Fruchtbarkeit auf natürlichem Wege zunehmend an Bedeutung. Zur mediterranen Diät fokussieren sich Forscher weltweit noch auf die Wirkungsweisen von Mikronährstoffen wie Vitamin D, Quercetin, Curcumin, N-Acetylcystein, Myoinositol, DHEA, NADH sowie Probiotika zur Aufrechterhaltung der natürlichen Fruchtbarkeit von Frauen und Männern.
Autorin:
Dr. Darja Wagner ist promovierte Zellbiologin und Autorin vom Kinderwunsch-Blog www.paleo-mama.de. Sie hat über das Thema, wie man mit Vitaminen und Hormonen das Verhalten der Zellen steuert, promoviert und ist Autorin vom top bewerteten Buch „Die Qualität der Eizellen verbessern: Schwanger werden mit 35 plus“. Darja hilft Frauen und Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch, ihren Körper optimal auf die Schwangerschaft vorzubereiten durch ihre Beratung sowie in digitaler Form im online Video-Kurs BABYGLÜCK.
Fruchtbarkeit – wissenschaftliche Literatur:
- Moragianni VA, Jones SM, Ryley DA. The effect of body mass index on the outcomes of first assisted reproductive technology cycles. Fertil Steril. 2012 Jul;98(1):102-8..
- Luke B, Brown MB, Stern JE, Missmer SA, Fujimoto VY, Leach R; SART Writing Group. Female obesity adversely affects assisted reproductive technology (ART) pregnancy and live birth rates. Hum Reprod. 2011 Jan;26(1):245-52.
- Goldman KN, Hodes-Wertz B, McCulloh DH, Flom JD, Grifo JA. Association of body mass index with embryonic aneuploidy. Fertil Steril. 2015 Mar;103(3):744-8.
- Vujkovic M, de Vries JH, Lindemans J, Macklon NS, van der Spek PJ, Steegers EA, Steegers-Theunissen RP. The preconception Mediterranean dietary pattern in couples undergoing in vitro fertilization/intracytoplasmic sperm injection treatment increases the chance of pregnancy. Fertil Steril. 2010 Nov;94(6):2096-101.
- Kermack AJ, Calder PC, Houghton FD, Godfrey KM, Macklon NS. A randomised controlled trial of a preconceptional dietary intervention in women undergoing IVF treatment (PREPARE trial). BMC Womens Health. 2014 Nov 18;14:130.
- Kermack AJ, Lowen P, Wellstead SJ, Fisk HL, Montag M, Cheong Y, Osmond C, Houghton FD, Calder PC, Macklon NS. Effect of a 6-week “Mediterranean” dietary intervention on in vitro human embryo development: the Preconception Dietary Supplements in Assisted Reproduction double-blinded randomized controlled trial. Fertil Steril. 2020 Feb;113(2):260-269.
- Sun H, Lin Y, Lin D, Zou C, Zou X, Fu L, Meng F, Qian W. Mediterranean diet improves embryo yield in IVF: a prospective cohort study. Reprod Biol Endocrinol. 2019 Sep 2;17(1):73.
- Brouwer IA, van Dusseldorp M, Thomas CM, van der Put NM, Gaytant MA, Eskes TK, Hautvast JG, Steegers-Theunissen RP. Homocysteine metabolism and effects of folic acid supplementation in patients affected with spina bifida. Neuropediatrics. 2000 Dec;31(6):298-302.
- Çıtar Dazıroğlu ME, Acar Tek N. The Effect on Inflammation of Adherence to the Mediterranean Diet in Polycystic Ovary Syndrome. Curr Nutr Rep. 2023 Mar;12(1):191-202.