Kaiserschnittbabys können bei der Geburt nicht mit Mamas Bakterien besiedelt werden!
Vielleicht haben Sie die Geschichte schon gehört, dass der römische Kaiser Cäsar aus dem Leib seiner Mutter herausgeschnitten wurde und deshalb diese Form der Geburtshilfe nach ihm benannt ist. In der Tat existierte diese Methode schon ein paar Jahrhunderte davor. Dabei starben jedoch immer die Mütter.
Die Geburt war schon immer ein riskantes Unterfangen für die Frau. Zum Glück sind Kaiserschnitte in nur etwa 2% der Fälle medizinisch notwendig. Leider hat unser Lebensstil in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass der Kaiserschnitt eine enorme Popularität erlangt hat. In Schweden ist der Anteil an Kaiserschnittgeburten mit 17% noch recht gering, in Brasilien dagegen mit beinahe 60% sehr hoch. Deutschland liegt mit einem Anteil von etwa einem Drittel irgendwo in der Mitte.
Antibiotika, Geburt, Darmflora: Die Frau wird schwanger und ihr Mikrobiom ändert sich
Viele Studien der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass ein wichtiger Faktor bei den Kaiserschnittgeburten nicht berücksichtigt wird: das Mikrobiom, also die Gesamtheit der Mikroorganismen der Mutter und seine Übertragung auf das Kind.
Das Mikrobiom der Mutter verändert sich während der Schwangerschaft in seiner Zusammensetzung, um das Baby in seiner Entwicklung bestmöglich zu unterstützen und zu schützen.
Während der Schwangerschaft verändern sich vor allem drei bakterielle Hotspots der Frau: die Mikroflora im Darm, in der Scheide und im Mund.
Genau diese Bereiche sind für die Nahrungsversorgung relevant (Mund, Darm) bzw. sorgen bei der Geburt dafür, dass es zu einer Weitergabe von nützlichen Bakterien durch den Mutter-Kind-Kontakt kommt.
Zunächst verändern sich in der Schwangerschaft die Mikroorganismen im Darm, so dass sie der Nahrung mehr Energie, also Kalorien, entziehen können. Das ist evolutionär sehr sinnvoll, denn in Zeiten knapper Nahrung (und das war bei unseren Vorfahren oft der Fall) war es wichtig, Mutter und Kind ausreichend zu versorgen. Zweitens verändern sich auch die Bakterien in der Scheide – die Scheide wird von verschiedenen Milchsäurebakterien im Laufe der Schwangerschaft besonders fest im Griff gehalten. Sie sorgen dafür, dass keine krankmachenden Mikroorganismen wachsen. Dies wird meist durch das Absenken des pH-Wertes erreicht, was nur wenige Konkurrenten-Bakterien vertragen.
Also, während der Schwangerschaft wird die Vaginalflora noch stabiler und widerstandsfähiger gegen Infektionen. Das leistet die Natur hervorragend, denn während der Schwangerschaft muss die Scheide das Eindringen von Pathogenen (also krankmachenden Bakterien) um jeden Preis verhindern und auch Infektionen vom Baby fernhalten.
Drittens verändert sich auch das Mikrobiom im Mund und wird vielfältiger. Das liegt vor allem an der zunehmenden Produktion von Progesteron und Estradiol. Also fast die gesamte bakterielle Welt der Mutter verändert sich während der Schwangerschaft, um das Überleben des Babys am besten so zu unterstützen.
Nachteile Antibiotika bei der Geburt: Wie natürliche Übertragung der Bakterien stattfindet
Bei der natürlichen Geburt werden an verschiedenen Stellen Bakterien auf das Kind übertragen. Das ist sehr wichtig, denn die Natur möchte sicherstellen, dass von Anfang an genau die richtigen, bekannten, gemeinsamen Bakterien im und am Kind vorhanden sind.
Die Mikroorganismen vermehren sich schnell und besiedeln schon in wenigen Stunden viele Körperteile des Babys.
Wenn die Fruchtblase platzt, drückt das Fruchtwasser durch die Scheide raus und spült unzählige Millionen von Milchsäurebakterien über die Oberschenkeln, wo sie auf das Neugeborene warten. All diese „freundliche Bakterien“ arrangieren etwas wie ein „Begrüßungskomitee“ für das Kind.
Aber es sind nicht nur die Milchsäurebakterien. Da ist noch eine Flut von Hormonen sowie anderen Arten von Bakterien in der Scheide, einige Fäkalkeime usw. Sie alle spielen eine wichtige Rolle im Leben des Babys.
Nach der Geburt möchte jedes Baby an die Brustwarzen der Mutter. Da der Mund des Säuglings schon voll mit Milchsäurebakterien ist, werden mit der Milch gleich die ersten Bakterien in den Darm eingebracht. Laktobazillen besitzen das Enzym Laktase, das den Milchzucker in der Muttermilch abbauen kann. Dadurch wird das Baby perfekt auf seine Nahrung vorbereitet/eingestimmt/eingestellt.
Die anschließenden Küsse der Mutter übertragen weitere Bakterien der veränderten Mundflora auf das Baby. Die Geburt ist ein großartiges Zusammenspiel von Mutter, Kind und Bakterien.
Übrigens ist jedes Baby kurz nach der Geburt noch mit einer weißen Schicht bedeckt. Als mein erster Sohn nach seiner Geburt auf meiner Brust lag, war ich überrascht, wie angenehm diese Käseschmiere roch. Sie war wirklich nicht eklig, sondern warm, vertraut und zart. Zum Glück wird diese „Käseschmiere“ heute in den meisten Krankenhäusern nicht sofort abgewischt, sondern einige Zeit am Baby belassen. Früher haben Mütter ihre Babys noch abgeleckt und so alle ihre Bakterien gemeinsam verteilt – sie kennen das bestimmt aus der Welt der Tiere.
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Ein Kaiserschnitt zerstört dieses sensible Gleichgewicht zwischen Mutter, Baby und Bakterien
Beim Kaiserschnitt wird das Baby direkt aus der Gebärmutter geholt und kommt nicht mit den zahlreichen und wichtigen Milchsäurebakterien aus der Scheide in Kontakt. Stattdessen sind die ersten Bewohner der Babyhaut Bakterien, die sich zufällig in der Luft des OP Saals befinden, auf den Handschuhen des Operateurs usw. Ein Kontakt des Kaiserschnittbabys mit einer fremden Hand und einer Decke bedeutet eine erste Besiedlung mit unbekannten Bakterien. Dadurch wird der natürliche Besiedlungsprozess massiv beeinflusst.
Außerdem bekommen Frauen, die sich einem Kaiserschnitt unterziehen, oft Antibiotika ein paar Tage vor dem Eingriff, um Infektionen vorzubeugen. Das bedeutet, dass Neugeborene nicht nur ohne den ersten Kontakt mit Mutter-Bakterien auskommen müssen, sondern auch mit Antibiotika mitbehandelt werden. Was genau die Konsequenzen sind und inwieweit eine steigende Vielzahl der Zivilisationskrankheiten wie Diabetes bei Kindern, Heuschnupfen, Nahrungsmittelallergien usw. dadurch steigen oder nicht, ist völlig unklar.
Auch Muttermilch ist entscheidend für die richtige Entwicklung des Mikrobioms in Babys
Muttermilch hilft, die Vielfalt der Bakterien im Körper der Babys zu erhöhen. Die Zytokine aus der Muttermilch z.B. interagieren mit dem Mikrobiom von Säuglingen und modulieren den Aufbau ihres Immunsystems. Auch die zunehmende Vergiftung der Umwelt spielt eine Rolle und kann sich auf die Muttermilch auswirken. Essen Sie deshalb in der Kinderwunschzeit unbedingt und kompromisslos Bio- Obst und Gemüse (und Fleisch aus artgerechter Tierhaltung, falls Sie keine Vegetarierin sind). Und merken Sie sich bitte: Muttermilch ist und bleibt der Goldstandard der Babyernährung.
Schoenmakers, S. & Laven, J. The vaginal microbiome as a tool to predict IVF success. Current Opinion in Obstetrics & Gynecology 32, 169–178 (2020).
Die Gebärmutter ist kein steriler Ort
Die Entwicklung des Mikrobioms der Babys wurde in den letzten Jahren immer intensiver untersucht. Das Dogma, nach dem der Fötus sich in der Gebärmutter in einer sterilen Umgebung befindet, gilt nicht mehr. Im menschlichen Körper gibt es praktisch keine sterilen Bereiche. Früher glaubte man beispielsweise, Blut und Lunge seien steril. Auch das wurde widerlegt.
Neue Untersuchungen weisen auf eine geringe bakterielle Besiedelung der gesunden Plazenta hin. Mit anderen Worten, in der Schleimhaut der Gebärmutter sind auch vereinzelt Bakterien zu finden. Auch dadurch können die Ungeborenen ihre ersten Bakterien erhalten. Tierversuche haben eine Besiedelung des Ungeborenen schon in der Mitte der Schwangerschaft gezeigt. Es wäre überraschend, wenn es bei Menschen anders wäre. Was Sie aus diesem Artikel mitnehmen sollten:
- Jeder Kontakt des Kaiserschnitt-Babys mit einer Hand und einer Decke bedeutet einen ersten Kontakt mit unbekannten Bakterien.
- Antibiotika stören die natürlichen Veränderungen im Mikrobiom der Mutter während der Schwangerschaft.
- Überlegen Sie gut, ob Sie sich aus Bequemlichkeit einen Kaiserschnitt wünschen und auch, ob Sie in der Schwangerschaft ohne einen guten Grund zu Antibiotika greifen.
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