Im Gespräch mit Mitarbeiterinnen aus zwei Berliner Samenbanken
Letzte Woche haben Sie auf Paleo-Mama alles über Samenspende erfahren – inklusive der wertvollen Aufklärungsarbeit des DI-Netzes, der deutschen Vereinigung von Familien nach Samenspende.
Bei derselben Veranstaltung hatte ich die Gelegenheit, mit den engagierten Mitarbeiterinnen zweier Berliner Samenbanken ins Gespräch zu kommen. Dabei habe ich spannende Details für Frauen und Paare mit Kinderwunsch gesammelt, die sich für eine Samenspende interessieren.
Trotz ihres vollen Programms – zwischen Aufklärungsgesprächen und faszinierenden Einblicken in Präparate mit Spermien unter dem Mikroskop – nahmen sie sich ein paar Minuten Zeit, um meine Fragen zu beantworten.
Samenspende für Single Frau in Berlin

Was ist der Unterschied zwischen der Samenbank Berlin und der Berliner Samenbank? Und was macht Ihr anders als die Anbieter aus Dänemark, Holland, England und Tschechien?
Samenbank Berlin: Wir sind zwei verschiedene Firmen, beide mit Sitz in Berlin, und arbeiten mit Kinderwunschzentren zusammen. Jede Frau, die Interesse an einer Samenspende hat, kann sich an uns wenden. Genauso wie die Kollegen aus der Berliner Samenbank arbeiten auch wir mit alleinstehenden Frauen und lesbischen Paaren zusammen.
Warum fahren viele Single-Frauen und manchmal auch Paare ins Ausland, um dort eine Insemination mit Fremdsamen durchführen zu lassen?
Weil dabei in manchen Fällen niedrigere Kosten entstehen, aber auch andere Faktoren spielen eine wichtige Rolle. Ein anderes Land kann mehr Privatsphäre bedeuten; außerdem sind die gesetzlichen Regelungen rund um die Samenspende oft lockerer. Den Frauen wird in anderen Ländern oft das Bild vom Spender gezeigt, dagegen stehen ihnen in Deutschland viel weniger Informationen zur Verfügung (z.B. Körpergröße, Gewicht, Haar- und Augenfarbe).
Dürfen die Kinder über ihre genetische Abstammung erfahren und wenn ja, wann?
Samenbank Berlin: Ja. Sobald die Kinder 18 Jahre alt werden, dürfen sie sich an das Kinderwunschzentrum wenden, an dem die Insemination mit Samenspende gemacht wurde. Da erfahren sie mehr über den damaligen Spender. Dieses Recht ist in Deutschland den Kindern vorbehalten, ihre Mütter bekommen diese Daten nicht.
Woher kommen die Spender?
Samenbank Berlin: In unserer Samenbank sind etwa 95% der Spender deutscher bzw. mitteleuropäischer Herkunft, von den restlichen 5% sind die meisten kaukasischer Abstammung.
Wie hoch sind die Chancen, bei der Insemination schwanger zu werden?
Vieles hängt vom Alter und dem Gesundheitszustand der Frau ab. In diesem Sinne kann keine Garantie für eine Schwangerschaft übernommen werden, wobei statistisch gesehen sprechen wir von einer etwa 40% Erfolgsrate nach 3 Inseminationsversuchen.
Aber was darf eine Frau über den Spender erfahren? Und hat ein Spenderkind das Recht zu erfahren, wer der Spender war? Weiter geht’s mit dem Interview mit einer der Mitarbeiterinnen aus der Berliner Samenbank:
Welche Kosten entstehen für die Frau bzw. Paare, die sich für Samenproben aus Ihrer Samenbank entscheiden? Was können Sie den Empfängerinnen über den Spender und sein Sperma sagen?
Berliner Samenbank: Die Gesamtkosten bei Samenbanken in Deutschland sind insgesamt sehr ähnlich, jedoch unterschiedlich strukturiert. Zum Beispiel erheben wir eine Grundgebühr und berechnen die Kosten basierend auf der Anzahl der Proben sowie deren Versand. Manche Samenbanken verzichten hingegen auf eine Grundgebühr, machen dafür aber die Samenprobe selbst teurer. In der Summe ergibt sich oft ein vergleichbarer Betrag. Was uns jedoch auszeichnet, ist, dass wir Frauen detaillierte Informationen zu den Eigenschaften der Samenspender bereitstellen, um ihnen die Entscheidung für eine passende Samenprobe zu erleichtern.
Welche Eigenschaften sind es? Was darf eine Frau von der Berliner Samenbank über den Spender, aus dessen Sperma ihr Kind entstehen soll, erfahren?
Wie es hier abgebildet ist (das Foto wurde schnell mit meiner Handy-Kamera aufgenommen, daher die schlechte Qualität), bekommen die Frauen einige Informationen über den Spender, z.B.:
1) Die charakterliche Selbsteinschätzung (einfühlsam, willensstark, freundlich, geduldig…);
2) Ziele im Leben (finanzielle Absicherung, glücklich sein, Studium, Kunst…);
3) Wichtige Werte (Ehrlichkeit, Loyalität, Hilfsbereitschaft…), sowie etwas über die
4) Motive zur Samenspende (Paaren mit Kinderwunsch zu helfen, Familien glücklich machen…).
5) Von vielen Spendern stehen Fotos zur Einsicht vor Ort zur Verfügung
6) Auf Wunsch ist ein Heterozygoten-Screening möglich, d.h. die Durchführung eines Gentest, welcher die Weitergabe der häufigsten erblichen Erkrankungen von der Spenderseite her ausschließt; Spender, die die 4 häufigsten Mutationen tragen, werden per se von der Spende ausgeschlossen. Diese Gentestung dürfte, zumindest in Deutschland, einmalig sein.
7) Um Kindern, die durch Samenspende entstanden sind, die Möglichkeit zu geben, mehr über ihre biologischen Wurzeln zu erfahren, bietet die Berliner Samenbank ein Ethnizitätsprofil der Spender im Rahmen der Genealogie-Plattform MyHeritage an (Mein Kommentar: diese Dienstleistung habe ich mir angeschaut -wirklich sehr empfehlenswert). Auch dies ist einmalig in Deutschland und Europa.
8) Sonderwünsche können in Absprache mit den Spendern in der Regel problemlos erfüllt werden.
In Deutschland ist es nur erlaubt, mit offenen Spendern zu arbeiten, weshalb Frauen viele Informationen über die Samenspender erhalten. Zudem pflegen wir enge Kooperationen mit zahlreichen Kinderwunschpraxen, wie beispielsweise der Praxis für Fertilität, die direkt unser Nachbar in Berlin-Mitte ist. Dadurch gestaltet sich die Samenspende unkompliziert, und eine Insemination kann anschließend problemlos durchgeführt werden.”
Kinderwunsch Singles & lesbische Paare
Die Berliner Samenbank unterstützt sowohl alleinstehende Frauen als auch lesbische Paare auf ihrem Weg zum Wunschkind.
Die Behandlung ist ausgesprochen unkompliziert. Die Erfolgsraten der Behandlung sind ähnlich wie bei den natürlichen Schwangerschaften, d.h. sie sind hauptsächlich vom Alter der Frau abhängig. Im Alter von 35 Jahren kann bei einer gesunden Frau mit einer Erfolgswahrscheinlichkeit von 15 – 20 % gerechnet werden, bei einer Behandlung Die durch IVF/ICSI mit 30 – 40 %.
Dr.Reinhard Hannen an seinem Arbeitsplatz im Kinderwunschzentrum Ceres in Berlin
Die Spender der Berliner Samenbank sind 20 bis 38 Jahre alt und stammen aus verschiedenen sozialen Schichten und Berufsgruppen. Die Auswahl eines Spenders erfolgt so individuell wie möglich. Sie geben Kriterien vor, die Ihnen bei der Auswahl des Spenders wichtig sind. Anhand dieser Angaben wird die Spenderdatenbank durchsucht, sodass das Sie eine Vorauswahl geeigneter Spender bekommen. Die Befruchtung erfolgt in
1) einem von Ihnen ausgesuchten Kinderwunschzentrum (Beispiel Kinderwunschzentrum Ceres in Berlin. Dort habe ich mehrmals hospitiert und für Sie folgendes herausgefunden: Zu Besuch in der Kinderwunschklinik: Ablauf einer Samenspende für alleinstehende Frauen – Schritt für Schritt erklärt
2) oder direkt in der Praxis für Fertilität (in diesem Fall entfallen die Versandkosten). Die Praxis befindet sich in Berlin-Mitte und gehört laut Deutschem IVF Register zu den 10 top IVF-Kliniken in Deutschland. Zur Praxisseite hier.
Dr.Peet aus der (Single-freundlichen) Praxis für Fertilität in Berlin erklärt: Wird Eizellspende in Deutschland bald legal sein?
Hat ein Spenderkind das Recht zu wissen, wer der Spender ist? Ein Paar wichtige Infos und Links:
Spenderkinder haben ein Recht zu erfahren, wer ihr genetischer Erzeuger, der Spender, ist. In Deutschland gibt es ein aus den Grundrechten abgeleitetes Recht auf Kenntnis erlangbarer Informationen über die Abstammung. Das OLG Hamm hat in einem grundlegenden Urteil vom 6. Februar 2013 Spenderkinder-Mitglied Sarah im Prozess gegen einen Reproduktionsarzt Recht gegeben und diesen zur Auskunft über Sarahs genetischen Vater verurteilt.
Das Bestehen eines solchen Auskunftsanspruchs war aber auch schon vor diesem Urteil herrschende juristische Meinung. Der Bundesgerichtshof hat das Auskunftsrecht von Spenderkindern mit Urteil vom 28. Januar 2015 bestätigt.
Weitere interessante Gespräche und Infos auf meinem Blog:
Ob man trotz schlechtem Spermiogramm schwanger werden kann erklärt ein Kinderwunscharzt hier: 10 schnelle Tipps zur Verbesserung der Spermienqualität
Eine Expertin erklärt: Warum betroffene Kinder möglichst früh über die Samenspende erfahren sollten
Und zum Schluss noch zwei lesenswerte Artikel: