Leihmutterschaft bald im Fortpflanzungsmedizingesetz?!
Vor wenigen Tagen hat eine merkwürdige Veranstaltung in Berlin stattgefunden.
Genau an dem Tag, als weltweit 50 Jahre der LGBT-Bewegung gefeiert wurde (LGBT steht für Lesbians-Gays-Bisexuals-Transgenders), hat die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina ihre Empfehlungen für die neuen Regeln für Kinderwunschbehandlungen vorgestellt.
Das ist gesellschaftlich extrem relevant, weil erstens das alte Embryo-Gesetz veraltet und dringend erneuerungsbedürftig ist, und zweitens in Deutschland etwa 3-5% der Kinder jedes Jahr mit Hilfe von Technologie auf die Welt kommen. In Dänemark sind es schon 8-10% pro Jahr (und in Holland gibt es bereits Hebammen, die speziell für diese Gruppe von Frauen ausgebildet werden).
Aus diesen Gründen sind Vorschriften, die Kinderwunschbehandlungen regulieren, enorm wichtig und die Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat eine besondere Bedeutung.
Leihmutterschaft – wie viel Gleichberechtigung verträgt ein Medizingesetz?
Ein Fortpflanzungsmedizingesetz entsteht. An der Podiumsdiskussion nahmen teil: Karin Maag und Sabine Dittmar – gesundheitspolitische Sprecherinnen der CDU/CSU und der SPD, Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Obfrau im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages für die Grünen, Dr. Claudia Wiesemann, Direktorin des Instituts für Ethik an der Georg-August-Universität Göttingen, und Dr. Heribert Kentenich vom Fertility Center Berlin (IVF-Register Vorstand). Prof. Jochen Taupitz, Leiter der Leopoldina Arbeitsgruppe, war verhindert an diesem Abend teilzunehmen. Die Veranstaltung wurde moderiert von der Wissenschaftsjournalistin Lilo Berg.
Über die Stellungnahme der Leopoldina haben am nächsten Tag viele berichtet: die FAZ, die Süddeutsche, der Tagesspiegel, der Deutschlandfunk usw. In ihren Berichten gab es nicht viel von der Synthese, die über eine bloße Darstellung der Informationen gehen würde. Das wundert nicht, denn die Themen sind sehr komplex. Die Mitteilung für die Presse erwähnt z.B. die Leihmutterschaft nur am Rande und in diesen zwei knappen Sätzen:
“Besonders schwierige ethische und rechtliche Fragen wirft die in Deutschland verbotene Leihmutterschaft auf. Hier besteht in jedem Fall Regelungsbedarf für die im Ausland von einer Leihmutter geborenen, jedoch in Deutschland aufwachsenden Kinder.”
Was mich noch störte: in der Diskussion ging es weniger um das Fachliche. Vor allem ging es um die Gleichstellung und Gleichberechtigung aller Formen der Familiengründung.
- Die Unterschiede in der Behandlung von Männern und Frauen, von hetero-und homosexuellen Paaren sollten in der Zukunft verschwinden.
- Die Verwirklichung vom Kinderwunsch soll jedem zustehen.
- Was körperlich, physiologisch und gesundheitlich nicht geht, da hat das Gesetz einzugreifen und es kommerziell erhältlich zu machen.
Die Leopoldina ist der Meinung: Medizinische Infertilität, also körperlich begründete, hat mit sozialer Infertilität gleichgestellt zu werden.
(“Unter dem objektivierenden verfassungsrechtlichen Blickwinkel der Gleichberechtigung von Mann und Frau…hier in Ausübung ihrer reproduktiven Selbstbestimmung, ist die Verschiedenbehandlung jedenfalls sehr problematisch…”)
Das machte mir Sorgen. Auch realitätsferne und sich ständig wiederholende Parallelisierungen von Behandlungen, die in Wirklichkeit nichts miteinander zu tun haben, stimmten mich skeptisch.
Ich entschied mich noch in der Nacht, die ganze Stellungnahme der Leopoldina genau unter die Lupe zu nehmen.
Als ich die 128-seitige Stellungnahme las (sie war abrufbar unter diesem Link), merkte ich mehrmals, wie mir das kalte Grausen über den Rücken rieselte. Die Vollversion der Stellungnahme erzählt nämlich eine Geschichte, die an die Diskussionsrunde ziemlich vorbeigegangen ist.
Nationale Akademie der Wissenschaften – Leihmutterschaft um jeden Preis einführen
In der Stellungnahme kommen “Samenspende”, “Eizellspende” und “Präimplantationsdiagnostik”, um die es ja geht und die dringend neu geregelt werden müssen, genau 71, 101 und 66 mal vor.
Das Wort “Leihmutter” dagegen kommt unglaubliche 134 mal vor.
Einhundertvierunddreißig Mal ist ein bisschen viel für ein exotisches Thema, an dessen Verwirklichung niemand interessiert ist.
Szenarien rund um die Leihmutterschaft bekommen in der Stellungnahme mehr Platz als die anderen wirklich wichtigen Themen. Sogar in dem Kapitel über die psychosoziale Beratung wird auf die Leihmütter besonders detailliert eingegangen.
Psychosoziale Beratung für Frauen, die es in Deutschland angeblich nicht geben sollte?!
Aus diesen Gründen führe ich Sie jetzt in einigen wenigen Minuten durch die Empfehlungen der Leopoldina-Arbeitsgruppe zu dem neuen Fortpflanzungsmedizingesetz. In ein paar Minuten werden Sie mehr wissen als die meisten Leute aus der Branche. Das ist gut so, denn dieses Gesetz wird die Generation Ihrer Kinder betreffen. Aber erst einmal ein paar weiteren Hintergrundinformationen, damit Sie den Kontext besser verstehen.
Die Stellungnahme der Leopoldina hat eine interdisziplinäre Gruppe von Medizinern, Ethikern, Rechtswissenschaftlern und Theologen zusammengestellt. Die rege Diskussion während der Veranstaltung dauerte lang; die allgemeinherrschende Meinung:
Die Lage ist sehr komplex.
Das ist sie auch. Aber sie wäre sicher um einiges einfacher geworden, wäre der Professor für Bürgerrecht, Jochen Taupitz, auf die Idee gekommen, zu seiner 15-köpfigen Arbeitsgruppe, die die neuen Regeln für Kinderwunschbehandlungen bestimmen soll, mehr als nur einen einzigen Biologen einzuladen.
Denn Kinderwunschmedizin ist in ihrem Kern eine ultimativ zellbiologische Arbeit: am Anfang jedes Zeugungsprozesses stehen genau zwei Zellen – eine Eizelle und ein Spermium, die von einem Biologen zusammengeführt werden – eine Tatsache, die in der Kakophonie der “Expertenmeinungen” leider untergeht.
Auf dem Podium hörte man ständig: Das Embryonenschutzgesetz ist nicht mehr zeitgemäß! Die Engländer, was sie so alles machen!
Ausgerechnet die Engländer?!?
Vergleiche mit einem Land, dass das erste IVF-Baby hervorgebracht hat, seit Jahrzehnten eine spitzen Stammzellforschung betreibt, und Weltmeister darin ist, alles Fremde zu integrieren und zum eigenen Wachstum zu nutzen, sind wirklich nicht angebracht. Warum nicht erstmal nach Frankreich oder Italien schauen? Oder nach Spanien? – eine führende Weltmacht in allen Bereichen der Reproduktionsmedizin, dass Leihmutterschaft z.B. nicht nur verbietet, sondern neulich hat das spanische Konsulat in Kiew es abgelehnt, von ukrainischen Leihmüttern geborene Kinder nach Spanien einreisen zu lassen.
Lesen Sie später auch diesen Artikel:
Ethik-Check: Undercover im Seminar einer Agentur für Leihmutterschaft
Sowie meinen ersten Text über die Leihmutterschaft, entstanden als ich noch sehr naiv bei diesem Thema war: Oregon Reproductive Medicine bietet seine Dienste in Deutschland an
Während alle nach rechts schauten und Designerbabys fürchteten…
Seitdem Reproduktionsmedizin in Deutschland angewendet wird, achten alle genau darauf, dass die Ärzte auf keinen Fall Embryonen selektieren – nicht einmal, wenn es medizinisch notwendig und einzig sinnvoll ist. Denn Ärzte in Deutschland haben schon einmal Fehler bei der Unterscheidung von lebenswert und nicht lebenswert gemacht, und die Geschichte darf sich nicht wiederholen. Und weil alle jahrelang nur nach rechts schauten, wurde übersehen, dass die wahre Herausforderung heute vielmehr von linken Ideologien kommt.
Prof. Jochen Taupitz, Leiter der Leopoldina Arbeitsgruppe ist bekanntlich offen für Experimente in der Entstehung von Menschen. Im Jahr 2016 hat er in der Süddeutschen Zeitung über Gen-Editing geschwärmt. Kaum zwei Jahre nach seinem Interview haben die ersten durch CRISPR manipulierten Zwillingsbabys weltweit für Empörung gesorgt. Der chinesische Wissenschaftler, der die Genschere angewendet hat, ist im Moment unter Hausarrest, hat Berufsverbot, ihm droht sogar die Todesstrafe (und He Jiankui hat die chinesische Forschung für alle Ewigkeit blamiert). Aus dem Interview von Prof. Taupitz in der SZ:
“Dieses Verfahren namens CRISPR-Cas9 soll als Keimbahntherapie eines Tages ermöglichen, dass Kinder ohne bestimmte Erbkrankheiten geboren werden…Warum dass verboten sein soll, leuchtet nicht ein. Denn eine solche Heilung ist doch wohl besser, als einen geschädigten Embryo im Rahmen einer PID zu verwerfen.”
Ladies, CRISPR und PID sind sehr komplizierte Sachen! Sollte man sie nicht lieber erstmal eingehend studiert (und auch promoviert und im Labor gemacht haben), bevor man andere darüber belehrt?
Sie bekommen Angst? Ich auch.
Gen-Editing ist in Deutschland momentan zwar nicht erlaubt, aber nach dem Ergebnis der 230-Analyse des deutschen Ethikrates nur als “risikoreich einzustufen, aber ethisch nicht grundsätzlich auszuschließen”.
Hintergrund Info: Was ist überhaupt Leihmutterschaft?
Es ist ein Vorgehen, das manchmal als Medizin vermarktet wird. In der Realität aber ist es eine extreme Form von Kommerzialisierung der isolierten Körperfunktionen von Frauen, die aus finanziellen Gründen ihre Gebärmutter zur Verfügung stellen.
Obwohl Leihmutterschaft zu Vermarktungszwecken im “altruistischen” Kontext erwähnt wird, sind es weltweit ganz wenige Frauen, die für ihre Schwester, ihre Töchter (oder ihre schwulen Söhne und deren Partner) Kinder ausgetragen haben. Die überwiegende Mehrheit von Leihmüttern sind arme Frauen – oft alleinerziehend oder in einer sozialschwachen Lage, die mit dem Geld, das sie für das Austragen fremder Kinder bekommen, ihren eigenen Kindern eine Schule und überhaupt ein Überleben ermöglichen. Über beide Varianten der Leihmutterschaft – altruistische und kommerzielle, habe ich schon berichtet, Beispiel HIER.
(Artikel-Update). Ladies, jetzt ist es offiziell: FDP will Leihmutterschaft ermöglichen.
Die FDP-Abgeordnete Katrin Helling Plahr drängt darauf, die gesetzlichen Regeln für Kinderwunschbehandlungen massiv zu liberalisieren. „Das Embryonenschutzgesetz ist von gestern und muss reformiert werden“, sagte die Fraktionsexpertin dem Tagesspiegel.
Stellungnahme der Leopoldina – wie aus Information Propaganda entsteht
Ach, quatsch! – denken Sie vielleicht immer noch. Leihmutterschaft ist in Deutschland verboten. Es gibt (mit Ausnahme der FDP) fast keine politische Partei, die so einen Wahnsinn unterstützen würde.
Beachten Sie dann bitte den sanften Übergang von Fakten zur Ideologie und wie medizinische Infertilität mit sozialer, Lifestyle bedingter, Infertilität vermischt wird:
“… Leihmutterschaft kann bei fehlender Gebärmutter (Mayer Rokitansky-Küster Syndrom), nach einer operativen Entfernung der Gebärmutter (z.B. bei einer Krebserkrankung), bei Aschermann Syndrom oder Herzinsuffizienz in Betracht gezogen werden… Neben diesen medizinischen Gründen, bietet die Leihmutterschaft z.B. männlichen homosexuellen Paaren die Möglichkeit, einen eventuellen Kinderwunsch umzusetzen.”
Gleich wird weiter beklagt:
“…Ein Verbot von Leihmutterschaft bedarf einer gewichtigen Begründung, da ist das grundsätzlich geschützte Recht auf Fortpflanzungsfreiheit einschränkt…Lässt man die Möglichkeit des Co-Parenting außer Acht, können auch homosexuelle Männer nur mit Hilfe einer Leihmutter ein genetisch eigenes Kind bekommen.”
Dass Leihmutterschaft in den meisten zivilisierten Ländern schlicht verboten ist, formuliert die Leopoldina-Arbeitsgruppe lieber so:
” Während die einen darin eine massive Verletzung der Menschenwürde sowohl der Leihmutter als
auch des Kindes sehen, handelt es sich für andere um eine prinzipiell begrüßenswerte, ethisch vertretbare Form, Paaren und ggf. auch Einzelpersonen zu Kindern zu verhelfen, die dazu aus bestimmten Gründen sonst nicht fähig wären.”
Hinter “die einen” wird das Europäische Parlament relativiert und versteckt – die kommerzielle Leihmutterschaft bzw. Entgeltzahlung für die Austragung eines Kindes ist nach Art. 3 Abs. 2 EU-Grundrechte-Charta als Verstoß gegen die Menschenwürde eingeordnet.
Leihmutterschaft: Was sagen die Ärzte dazu?
Spontan habe ich während der Recherche für diesen Artikel vier Kinderwunschärzte in Berlin gefragt, was sie von Leihmuttershaft halten. Das Ergebnis: zwei sagten, nein – Leihmutterschaft ist Prostitution (lag es daran, dass es ÄrztInnen waren?) Zwei sehen das Thema differenzierter – Dr. Matthias Bloechle, der Vorsitzende des Berufsverbandes der Frauenärzte, meinte:
“…Wir sehen uns mit der Tatsache konfrontiert, dass es Leihmutterschaft in einigen Ländern gibt und dieses Angebot auch von deutschen Paaren in Anspruch genommen wird. Das Phänomen erst dann zum Halt zu bringen, wenn das Kind geboren ist und ihm der deutsche Pass und damit die Einreise mit seinen Eltern nach Deutschland verweigert wird, scheint mir keine sehr menschliche Strategie zu sein. Ich halte tatsächlich eine gesetzliche Zulassung einer altruistischen Leihmutterschaft, z.B. im Freundes- und Familienkreis, für sinnvoll. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass eine meine Töchter für eine ihrer Schwestern ein Kind austragen würde, wenn dafür ein medizinsicher Bedarf bestünde.”
Wie altruistische Leihmutterschaft in die kommerzielle umgewandelt wird
Schauen Sie jetzt, wie die kommerzielle Leihmutterschaft – das Vermieten der Gebärmutter gegen Geld und außerhalb des Familien-und Freundeskreises, ins Spiel gebracht wird.
“…Die Trennung zwischen altruistischer und kommerzieller Leihmutterschaft ist in der Realität unscharf…”
Nein, Prof. Taupitz, die Grenzen zwischen kommerzieller und altruistischer Leihmutterschaft sind in der Realität überhaupt nicht unscharf. Eine Leihmutter, die nicht aus dem eigenen ängsten Familien- und Freundeskreis kommt (und für ihre Leistungen Geld bekommt), ist keine altruistische Leihmutter. Agenturen für Leihmutterschaft platzieren oft als Teil ihrer Werbekampagne erfundene Texte über Frauen, die aus angeblich altruistischen Motiven für unbekannte Menschen Kinder austragen (ein Beispiel hier). In der Realität kennen Leihmütter ihre Auftraggeber oft gar nicht, oder sehen diese nur einige wenige Male in der Vorbereitung auf die Schwangerschaft.
Außerdem finden reiche deutsche homo- und heterosexuelle Paare z.B. bei den amerikanischen Agenturen (aber nur in Oregon und Kalifornien – Stand 2019) schon jetzt eine kompetente Unterstützung. Hier ist mein Gespräch mit einem Anwalt, der über 100 Leihmutterschaft-Adoptionen nach Deutschland begleitet hat (und selbst Zwillinge von einer Leihmutter hat): How to build a family if you are German and homosexual?
Die Stellungnahme der Leopoldina ist Propaganda.
(Propaganda nach Wikipedia – systematische Verbreitung politischer, weltanschaulicher o.ä. Ideen und Meinungen mit dem Ziel, das allgemeine Bewusstsein in bestimmter Weise zu beeinflussen).
Schon einmal sind Ärzte in Deutschland auf Propaganda reingefallen – später mussten wir darüber in den Geschichtsbüchern lernen.
Muss es wieder soweit kommen?
Update Juli 2019. Wie die BUNTE und andere Medien Frauen auf Leihmutterschaft vorbereiten
Leopoldina gegen die Wissenschaft
Beachten Sie bitte die manipulative Sprache in der Stellungnahme:
” Würde Leihmutterschaft in Deutschland zugelassen, wäre es allerdings möglich, vielen der hier geschilderten Problemen durch entsprechende rechtliche Regelungen entgegenzuwirken…”
Aber warum würde Deutschland diese Büchse der Pandora öffnen wollen?
Weil das Experiment irgendwo auf der Welt schon funktioniert hat?
Weil die Ergebnisse noch reproduziert werden könnten?
Die Natur hat sich 4 Millionen Jahre Hominidenevolution Zeit genommen, um uns Menschen hervorzubringen. Fachfremde “Gerechtigkeitskrieger” glauben aber nach 50-jährigem Experiment, es mit alternativen Familiengründungen besser zu wissen, wie Kinder zu entstehen und zu leben haben.
Was gibt Ihnen diese Sicherheit, Professor Taupitz?
Und wenn Sie sich täuschen?
Wenn bloßes Beharren auf Gleichstellung dann doch nicht ausreicht? Glauben Sie genug Medizin, Biologie und Evolution zu verstehen, um das entscheiden zu können?
Die Lage ist komplex, wie Sie selbst sagen!
Zwischenzusammenfassung: Die Lage ist nicht nur komplex, sie ist tragisch.
Noch eine meiner Lieblingsstellen:
“…Zunahme der Inanspruchnahme von Leihmüttern durch deutsche Paare in den USA…..Zudem stellen sich Agenturen und Kliniken im Ausland auf deutsche Paare ein. So sprechen beispielsweise kalifornische Kliniken gezielt deutsche Paare mit einer deutschsprachigen Webseite an.”
Deutschsprachige Webseite?! Kliniken haben meist deutsche Unterseiten, weil sie von Ärzten geschrieben wurden, die in Deutschland studiert haben! Genauso in der von Ihnen benannten Referenz von pacificssurrogacyeggdonation.com – eben dieser Arzt ist neulich bei einer Veranstaltung in Berlin aufgetreten und hat auf Deutsch einen Vortrag gehalten. Aber müsste die Leopoldina Arbeitsgruppe das nicht genauer wissen als die Leserschaft meines Blogs?
Leihmutterschaft bald im Fortpflanzungsmedizingesetz – wie gesicherte Kenntnisse verleugnet werden
Leihmütter müssen zu 100% immunologisch und genetisch fremde Kinder austragen, was oft schwere gesundheitliche Konsequenzen hat. Ihre Schwangerschaften werden eng betreut und oft immunologisch unterdrückt, um das Austragen der Kinder zu ermöglichen und Fehlgeburten vorzubeugen. Aber die Leopoldina-AG glaubt, in Deutschland würden diese biologischen Realitäten anders aussehen. Oder werden diese einfach verleugnet?
“Die negativen Folgen, die zu Leihmüttern in Entwicklungsländern berichtet werden, sind offenbar nicht unmittelbar auf die Situation einer geregelten Leihmutterschaft in Europa oder den USA zu übertragen…”
Ihre Empfehlungen basiert die Leopoldina zum Teil auf Interviews mit ein paar Teenagern:
“…Die psychologische Entwicklung der so gezeugten Kinder scheint – den wenigen verfügbaren Studien nach – normal zu sein. Eine qualitativ-empirische Interviewstudie mit 22 Jugendlichen im Alter von 14 Jahren, die durch Leihmutterschaft zur Welt kamen und über diese Tatsache informiert waren, konnte keine ernsthaften psychischen Konflikte feststellen.”
Es stört niemanden, dass keine belastbaren Daten bestehen, weder über Leihmütter noch über die Kinder, die bei schwulen Männern aufwachsen:
“…Die psychischen und gesundheitlichen Folgen… scheinen nach den wenigen bisher vorliegenden Daten unauffällig zu sein…”
Wirklich?
Ich habe die von Ihnen zitierten Studien gelesen und etwas anderes gefunden:
“CONCLUSIONS: Most studies reporting on surrogacy have serious methodological limitations...To date, there are no studies on children born after cross-border surrogacy or growing up with gay fathers.” Viveca Söderström-Anttila, Ulla-Britt Wennerholm, Anne Loft, Anja Pinborg, Kristiina Aittomäki, Liv Bente Romundstad, Christina Bergh, Surrogacy: outcomes for surrogate mothers, children and the resulting families—a systematic review, Human Reproduction Update, Volume 22, Issue 2, March/April 2016, Pages 260–276.
Handlungsoptionen zu Leihmutterschaft: Ein “Nein, Danke” ist bei Lepoldina nicht vorgesehen
Immer wieder sieht die Leopoldina einen hohen Handlungsdruck. In der gemeinsamen Pressemitteilung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften steht (Juni 2019):
“Für die Leihmutterschaft werden akuter Regelungsbedarf und langfristige Handlungsoptionen aufgezeigt…”
Akuter Regelungsbedarf?! Wer hat es eilig mit Leihmutterschaft?
Insgesamt sieht die Leopoldina zwei mögliche Handlungsoptionen zur Regelung der Leihmutterschaft in Deutschland vor:
1. Leihmutterschaft bleibt weiterhin verboten. Die Erkenntnisse werden intensiv beobachtet… und die Sachlage wird in einigen Jahren wieder evaluiert.
2. Leihmutterschaft wird erlaubt, wobei insbesondere folgende Bedingungen gewährleistet sein müssen:
– eine angemessene Aufwandsentschädigung
– eine begrenzte Anzahl von Schwangerschaften pro Leihmutter
– eine umfassende medizinische und psychosoziale Vorbereitung
Kinder für homosexuelle Paare austragen – ein Job mit Zukunftsaussichten?
Alle Risiken bleiben natürlich bei der Frau selbst.
“Aufseiten der Leihmutter ist überdies zu berücksichtigen, dass sie die körperlichen
Strapazen und Risiken der medizinischen, Schwangerschaft und Geburt trägt…”
Immer wieder macht die Leopoldina klar, dass “altruistische Leihmutterschaft mit Aufwandsentschädigung” von wildfremden Frauen erwartet wird (also nicht im Familien- und Freundeskreis, wo man sie vermuten würde).
“…Die Erfahrung aus Großbritannien und anderen Ländern zeigt, dass der Anteil von Leihmüttern, die die Wunscheltern bereits kannten, gering ist.”
Sieht diese Empfehlung nur für mich nach zukünftigen Jobs für Alleinerziehende und sozial schwache Frauen aus?
Auch in Sachen mögliche Folgen und Probleme bei der Familiengründung mit Hilfe der Leihmutter bleibt die Leopoldina-AG gelassen:
“… Würde Leihmutterschaft in Deutschland zugelassen...lässt sich die Gefahr unerwünschter Folgen durch rechtliche Regelungen und Mitwirkung von Ethikkommissionen eindämmen.”
Ethikkommissionen?!
Für mich persönlich ist der Begriff “Ethikkommission” zu einem angstbesetzten Wort geworden, nachdem ich erfahren habe, dass diese 26-köpfige Menschengruppe, die die Bundesregierung zu den wichtigen Fragen über Ethik und Moral von Leben und Tod berät, nur wenige Ärzte und eine einzige Biologin zählt (Stand 2018).
Jetzt fragen Sie sich vielleicht, was wenn der Auftraggeber, ein homo- oder heterosexuelles Paar, sich trennt oder anders überlegt? Was passiert dann mit dem Kind? Auch da macht sich die Leopoldina Gedanken (hat aber noch keine Lösungen):
“…Was ist, wenn die Leihmutter oder die Auftraggeber einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen möchten, jeweils gegen den Willen der anderen Seite?”
An alle Frauen, die diesen Text lesen: Sie wurden an höchster Stelle verraten.
Die “Handlungsoptionen” der Leopoldina wurden dafür konzipiert, in das neue und dringend reparaturbedürftige Embryo-Gesetz einzufließen. Und Gesetze bleiben oft über Jahrzehnte und länger bestehen.
Das besonders Interessante: Das Embryo-Gesetz wurde aus historischen Gründen als Strafgesetz ausgelegt. Das bedeutet: sollten die Rechte auf “Fortpflanzungsfreiheit der Minderheiten” darin Fuß fassen, begeht in der Zukunft jeder, der gegen diese Rechte vorstört automatisch ein Verbrechen und kann bestraft werden. Ganz schön gruselig, oder?
In einer Welt, in der Politik und zwischenmenschliche Beziehungen von wachsender Unsicherheit und Radikalisierung geprägt sind, könnte die Zulassung der Leihmutterschaft zu einer Ausbeutung von Frauen führen, die in der menschlichen Geschichte bisher noch nie gesehen wurde.
Ist das die Welt, die Sie sich für Ihre Töchter und Enkelinnen wünschen?
Ladies, es ist fünf vor 12, und es ist äußerst dringend, diesen Entwicklungen entgegenzuwirken! Deshalb meine persönliche Bitte an Sie: Bitte leiten Sie diese Nachricht JETZT weiter! Wie war das? – jeder Mensch kennt jeden beliebigen anderen Menschen über durchschnittlich 6 Ecken? Ob online oder offline – wecken Sie andere Frauen auf und lassen Sie dies wissen!
Hintergrund Info: Die Reproduktionsmedizinische Landschaft betrachte ich seit beinahe zehn Jahren in verschiedenen Rollen.
Über 10 Jahre betrieb ich Forschung in diversen zellbiologischen Laboren – Differenzierung und Regeneration adulter Stammzellen waren meine Themen. Seit sieben Jahren arbeite ich als unabhängige Biologin und Kinderwunschberaterin. Ich war selbst Patientin in einer der besten Kinderwunschpraxen in Deutschland (wo ich jeder Zeit wieder hingehen würde, müsste ich diesen steinigen Weg noch einmal gehen). Meine Kinder kamen dann doch noch auf natürlichem Wege, nachdem ich meinen Lebensstil und meine Ernährung überdacht hatte, worüber ich auf Paleo-Mama reichlich berichte. Was ich bis jetzt gelernt habe, ist Folgendes:
In allen Sachen der Kinderwunschmedizin ist es wichtig, genau hinzuschauen. In dieser Branche steckt der Teufel im Detail. Die Reproduktionsmedizin (auch weltweit) ist explosionsartig gewachsen, nackte Könige trifft man an jeder Ecke. Der Kommerzialisierungsdruck war von Anfang an enorm. Sämtliche Kontrollen fehlen. Dazu sind in letzter Zeit noch Marketing-Agenturen und linke Ideologen in die Branche eingedrungen und ich beobachte mit Staunen, wie die reproduktionsmedizinische Landschaft im Eiltempo eine Spiraltreppe nach unten läuft.
Muss Deutschland unbedingt in diese Gesellschaft?
In einer Welt, in der Politik und zwischenmenschliche Beziehungen von wachsender Unsicherheit und Radikalisierung geprägt sind, könnte die Zulassung der Leihmutterschaft zu einer Ausbeutung von Frauen führen, die in der menschlichen Geschichte bisher noch nie gesehen wurde.
Und die Letzten werden die Ersten sein?
Die objektiven Realitäten und wahren Herausforderungen, denen die Kinderwunschmedizin in die Augen schauen sollte, sind meiner Meinung nach:
1. Der Markt der Reproduktion ist ein gemeinsamer. Paare wollen ihre Probleme gelöst haben, dabei ist ihnen relativ egal, ob sie in Deutschland, Holland, Spanien oder Tschechien in Behandlung sind.
Dadurch entstehen gemeinsame ethische und praktische Probleme, die nur gemeinsam angesprochen werden können. Die Gründung einer länderübergreifenden Institution/Autorität ist sicherlich eine schwierige Aufgabe (aber die Engländer schaffen es auch).
2. Im Moment gibt es 24 Länder in der EU, in denen z.B. die Eizellspende erlaubt ist. Es mag sein, dass Europa dringend ein 25-stes Land braucht, in dem die Eizellspende durchgeführt wird, sowie eine weiter Enklave, in der Leihmutterschaft ausgeübt wird.
Aber noch mehr braucht die ganze Welt das ERSTE Land überhaupt, was ein wenig Ordnung und Struktur in eine Branche bringt, die sich jeder Kontrolle entzogen hat!
Warum könnte Deutschland nicht dieses Land sein?
Anstatt eins zu werden, das seine Reproduktionsmedizin durch ein ideologisch verstörtes Gesetz versenkt?
Wie oft müssen historische Experimente wiederholt werden, bis man daraus etwas gelernt hat?
Mit einem menschengerechten Fortpflanzungsmedizingesetz wäre Deutschland hier sicherlich im Vorteil und könnte sagen: liebe Länder, wir haben etwas über die Konsequenzen der radikalen Ideologien schon vor Jahrzehnten verstanden. Und deshalb hört jetzt mal zu: die Reproduktionsmedizin hat generell ein großes Problem. Viele Regeln sind unbrauchbar, weil sie von linken Ideologen geschrieben wurden. Aber zusammen können wir es anpacken. Lassen Sie uns gemeinsam ethische und andere Grenzen ziehen, bevor es zu spät ist.
Weltweit gibt es schon sechs Millionen Menschen, die ihr Leben assistierter Reproduktion zu verdanken haben. Ist es nicht an der Zeit, ein paar Schritte zurück zu gehen, zu entschleunigen und biomedizinisch sinnvolle Schritte in das Gesetz zu integrieren, anstatt zuzusehen, wie “soziale Gerechtigkeitskrieger” mit Millionen von Jahren menschlicher Evolution spielen – in einem Spiel ohne Regeln und ohne experimentelle Kontrollen?
Was würden wohl die Engländer jetzt sagen?
Ich schüttele meine Glaskugel und sehe Charles Darwin, der sagt:
Ladies, stand up and push back! Die Kinder kauft man nicht!
Zusammenfassung: die Reproduktionsmedizin arbeitet mit einem sehr veralteten Embryo-Gesetz. Die embryonale Stammzellforschung wurde vor beinah 20 Jahren verboten. Es gibt kein Forschungslabor in Deutschland, in dem Reproduktionsmedizin frei reden und ihre Fragen zu Embryonen stellen könnte – aber auf den Kern des Problems wird nirgendwo eingegangen. Und bald soll das Gesetz kommen, das (zum Teil jedenfalls) linke Ideologen und fachfremde Menschen sich ersonnen haben. Wie verrückt ist das?