Corona-Impfung erschwert die Einnistung?
Ein Kollege von mir, mit dem ich während unserer Doktorarbeit zusammen forschte, entwickelt jetzt mRNA Impfstoffe in einer ganz besonderen Firma in Mainz.
Ja, ich rede von der Corona-Impfung, die im Moment die ganze Welt in Atem hält.
Also bat ich meinen ehemaligen Labor-Kollegen um ein Gespräch.
Gemeinsam freuten wir uns über die Themen zu reden, die für Frauen mit Kinderwunsch sowie für eine ganze Community von Fertilitätsexperten von großer Bedeutung sind. Leider durften meine Fragen zu Impfung dann doch nicht gestellt werden.
Die Gründe seitens der Firma sind verständlich und nachvollziehbar. Verständlich sind aber auch die Sorgen vieler Menschen, wie der neue Impfstoff sich auf die Fertilität der Frau auswirkt, ob direkt oder indirekt im Körper Antikörper entstehen werden, die sich an Eizellen und Blastozysten binden und diese bei der Einnistung in der Gebärmutter eventuell stören oder gar hindern würden.
Fragen, die ich für SIE an die Firma BioNTech stellte
Deshalb veröffentliche ich hier ein paar Fragen, die ich dann schriftlich an die Firma BioNTech schickte, mit dem Wunsch, dass jede Frau in gebärfähigem Alter sich über diese wichtigen Themen Gedanken macht.
Richtet Corona-Impfung sich gegen Embryonen? Viele Biologen haben Bedenken
Die Corona-Impfung wurde in Lichtgeschwindigkeit hergestellt. Auf sie freuen wir uns alle. Dennoch bestehen erstmal viele dringende Fragen, die geklärt werden müssen, bevor Frauen mit Kinderwunsch eine Corona-Impfung in Betracht ziehen.
Selbst wenn der mRNA Impfstoff sicher für erwachsene Menschen zu sein scheint, wie sicher ist die neue Technologie für Embryonen?
Wie unbedenklich sind die Antikörper für kleine werdende Menschen, die sich in der Dunkelheit der Gebärmutter tummeln, und einen ruhigen Platz zu finden versuchen, an dem sie sich für die kommenden neun Monate einnisten können? Eine Implantation können Embryonen nämlich nur dann schaffen, wenn die Umgebung im Endometrium freundlich und zustimmend ist.
Die erste Interaktion zwischen dem Kind und der Mutter ist übrigens ein kritischer Punkt, an dem der Embryo durch seine immunologischen Kompetenzen den Körper der Mutter überzeugt, dass er lebensfähig und lieb ist und für das Überleben der Mutter keine Gefahr darstellt. Die meisten befruchteten Eizellen schaffen das nicht, deshalb hört ihre Entwicklung noch vor der Einnistung auf.
Hat jemand von den Impfstoffentwicklern an diese kleinen Zellklumpen gedacht, die dummerweise die gleichen molekularen Mechanismen benutzen wie die Spike-Bindung des Coronavirus an den ACE2 Rezeptor?
Im August 2020 veröffentlichte einer der weltbekanntesten Teams für embryonale Forschung (Prof. Magdalena Götz und ihre Cambridge-Caltech Gruppe) in dieser Publikation hier, dass beide, sowohl der Coronavirus als auch die Embryonen, die gleichen Mechanismen benutzen, um ihre Gastgeber „auszutricksen“ und zur Aufnahme zu bewegen.
- Weatherbee BAT, Glover DM, Zernicka-Goetz M. Expression of SARS-CoV-2 receptor ACE2 and the protease TMPRSS2 suggests susceptibility of the human embryo in the first trimester. Open Biol. 2020 Aug;10(8):200162. doi: 10.1098/rsob.200162. Epub 2020 Aug 5. PMID: 32750256; PMCID: PMC7479935.
- Essahib W, Verheyen G, Tournaye H, Van de Velde H. SARS-CoV-2 host receptors ACE2 and CD147 (BSG) are present on human oocytes and blastocysts. J Assist Reprod Genet. 2020 Nov;37(11):2657-2660. doi: 10.1007/s10815-020-01952-x. Epub 2020 Sep 21. PMID: 32959144; PMCID: PMC7505486.
Ist Corona-Impfung sicher für Frauen, die schwanger werden wollen?
Hier nun mein Schreiben an die Firma BioNTech:
“…Im Zusammenhang mit dem neuen Impfstoff (auf den ich mich persönlich sehr freue) habe ich ein paar Fragen, die für Frauen mit Kinderwunsch sowie eine ganze Community von Fertilitätsexperten von großer Bedeutung sind und bisher nicht deutlich beantwortet wurden. Es geht um eine mögliche Interferenz von den durch die Impfung induzierten Antikörpern mit der Einnistung der befruchteten Eizellen/Blastozysten.
In ihrem kürzlich erschienen Paper zeigte Prof. M. Götz, dass menschliche Embryonen im Implantationsstadium unter anderem auch das ACE2 exprimieren. Der ACE2-Rezeptor spielt in der Einnistung der Blastozysten eine entscheidende Rolle. Andererseits bindet der ACE2 Rezeptor an das Corona-Virus und könnte somit theoretisch durch den Impfstoff blockiert und in seiner Funktion gestört werden?
Manche Autoren erwähnen noch das Syncytin-1 (ein embryonales Protein, das eine schwache Homologie mit dem Spike-Region vorweist), das potenziell auch durch die Antikörper gegen Coronavirus blockiert werden könnte.
Ein Beispiel: Frauen mit autoimmunen Störungen haben ein erhöhtes Risiko für Implantationsstörungen/Fehlgeburten. Dieses könnte durch eine manipulierte Immunantwort, die sich gegen embryonale Zellen richtet, weiter gesteigert werden. Sogar die Einnistungen der Embryonen in gesundem Endometrium könnten potenziell erschwert werden durch eine veränderte Immunreaktion auf den Mutter-Embryo Interface.
Wurde der neue mRNA Impfstoff BNT162b2 in diesem Kontext getestet? In Tierexperimenten oder in embryonalen Zelllinien? Mit welchen Ergebnissen?
Was passiert mit dem mRNA BNT162b2 Impfstoff, nachdem er in den menschlichen Körper gelangt ist? Findet man ihn später in allen Organen/welchen/Eierstöcken? Wird die mRNA abgebaut/mit welcher Pharmakokinetik? Gibt es dazu Daten aus Tierexperimenten/ wo wurden diese publiziert?
Inwieweit wurde sichergestellt, dass mRNA nicht in den Nucleus der heranreifenden Eizellen gelangt? In anderen Worten, wie können Frauen mit Kinderwunsch wissen, dass der mRNA BNT162b2 Impfstoff das Enzym Reverse Transkriptase von anderen Viren in der Zelle (so wie HI, Hepatitis B) nicht „leihen“ kann und sich doch noch in dem Genom der nächsten Generation integrieren kann?”
Corona-Impfung bei Kinderwunsch: Wie wirkt ein mRNA Impfstoff?
Ein mRNA Impfstoff täuscht eine Infektion vor. Nach der Impfung wird eine Immunreaktion hervorgerufen und der Körper produziert Antikörper, die Sie gegen das Virus verteidigen.
Aber so funktionieren andere Impfungen auch. Also, was macht die mRNA Technologie anders?
Durch alle herkömmlichen Impfungen werden Viren-Teile und abgetötete Protein-Teilchen ins Blut eingeschleust. Die mRNA dagegen gibt dem Körper nur die INFORMATION – ein Teil von dem Personalausweis das Coronavirus sozusagen gibt Ihren Zellen zu wissen: So wird dein Freund aussehen, an diesen Merkmalen wirst du ihn erkennen.
Die Begegnung mit der INFORMATION bedeutet für das Immunsystem einen kleinen Schreck und es produziert:
1. Erstmal direkte Antikörper, welche die Aufnahme von Corona-Viren in die Zellen stoppen können, indem sie an die „Dörner“-Spitzen von der sogenannten Spike-Region des Virus binden (und hoffentlich NICHT die Embryonen blockieren, welche die Spike-ähnliche Strukturen besitzen).
2. Stimuliert noch die T-Zellen und macht weitere Dinge, um die auf diese Weise erkannte “Krankheit” zu mildern.
Was bedeutet das alles für eine zarte Interaktion, die auf der Mutter-Embryo Oberfläche stattfindet?
Sind Frauen mit autoimmunen Störungen besonders gefährdet?
Ist überhaupt jemand gefährdet?
Es ist einfach noch nicht bekannt, ob der mRNA-Impfstoff BNT162b2 einen Einfluss auf die Fertilität hat.
Selbst wenn die Impfung sicher für Kinderwunschfrauen und Kinderwunschmänner zu sein scheint, wie unbedenklich ist die neue Technologie für Embryonen? Biologen und Embryologen haben schon in August 2020 massive Bedenken geäußert.
Was ist mRNA Technologie?
Ugur Sahin und Özlem Türeci – die Eheleute und Chefs von BioNTech sind unsere Helden und gehören mit Sicherheit zu den besten Wissenschaftlern des Landes.
Gemeinsam und mit viel Mühe und Kompetenz haben sie im Laufe der letzten 20 Jahre mehrere Firmen gegründet. Einige davon forschen in einem sogenannten „Cluster“, um zusammen effizient und schnell eine neue Technologie in die Welt zu setzen.
Wenn zum Beispiel junge Forscher von der Uni Mainz ihre Ideen weiter in der Firma TRON in die mRNA Stoffe umsetzen, weiter im BioNTech zu einer Impfung formulieren (und diese letztendlich durch die Pharma-Firma Pfizer der ganzen Welt zur Verfügung stellen), nennt sich so etwas „translational research“.
Das ist eine großartige Sache, die zurzeit Hoffnung in die Welt bringt und für die Marke „Made in Germany“ stolz dasteht.
Eine gute TV-Dokumentation darüber können Sie HIER ansehen.
Und auch wenn die BioNTech-Chefs bald mit Nobelpreisen überschüttet werden, eins kann ich Ihnen sagen: ich wäre keine Sekunde gern anstelle dieser klugen Leute.
Warum?
Die mRNA Technologie kommt aus der Krebs-Ecke (Onko-Immunologie nennt sich das) und wurde ursprünglich für ganz andere Zwecke entwickelt. Erst seit wenigen Jahren wird mRNA als eine mögliche Impfung betrachtet. Mit ihr soll vor allem Krebspatienten geholfen werden, durch die für sie individuell hergestellte, maßgeschneiderte mRNA Impfstoffe, die durch Krebs mutierte Proteine blockieren.
Mit der jetzigen Corona-Impfung wird es genau andersrum gemacht: anstatt individuell veränderte Onkoproteine in einzelnen Patienten zu attackieren, soll die ganze Menschheit jetzt versuchen ein gleiches, von außen zugeführtes Virus, mittels mRNA abzuwehren.
Corona und Kinderwunsch – soll ich mich impfen lassen?
Sie merken schon: es gibt viele Fragen rund um die Sicherheit der Corona-Impfung für die weibliche Fruchtbarkeit. Als wäre das nicht genug, kommt zu all dem noch ein weiteres Problem:
Selbst wenn die Forscher der Firma BioNTech alle Fragen sofort klären wollten, wäre ihnen das nicht möglich. Mit dem neuen Impfstoff hat Deutschland defacto eine neue Technologie in die Welt gesetzt, die in manchen Aspekten nicht im eigenen Land detailliert getestet werden kann.
Warum kann man diese Fragen in Deutschland nicht klären?
Weil – um die Antworten über Embryonen zu bekommen – muss man logischerweise Forschungen mit embryonalen Zellen machen. Und embryonale Stammzellforschung ist in Deutschland seit Jahren verboten.
Das ist nicht gut.
(Darüber wurde auf Paleo-Mama schon viel geschrieben, z.B hier ESHRE-Highlights: Wo steht Deutschland in Sachen Kinderwunschforschung?)
Also, um diese essenziellen Fragen zu klären werden Kooperationen mit ausländischen Forschungseinrichtungen eingegangen werden müssen oder – was vielleicht besser ist – werden wir einfach abwarten, bis Embryologen wie Professor Götz in den universitären Einrichtungen in England und den USA verstehen, was zu tun ist.
Ich werde Sie wissen lassen, sollten sie dabei herausfinden, dass der Corona-Impfstoff für gebärfähige Frauen unbedenklich ist. Bis dahin warten Sie mit der Impfung lieber ab.
Referenzen:
- Walsh EE, Frenck R, Falsey AR, Kitchin N, Absalon J, Gurtman A, Lockhart S, Neuzil K, Mulligan MJ, Bailey R, Swanson KA, Li P, Koury K, Kalina W, Cooper D, Fontes-Garfias C, Shi PY, Türeci Ö, Thompkins KR, Lyke KE, Raabe V, Dormitzer PR, Jansen KU, Sahin U, Gruber WC. RNA-Based COVID-19 Vaccine BNT162b2 Selected for a Pivotal Efficacy Study. medRxiv [Preprint]. 2020 Aug 20:2020.08.17.20176651. doi: 10.1101/2020.08.17.20176651. Update in: N Engl J Med. 2020 Oct 14;: PMID: 32839784; PMCID: PMC7444302.
- Sahin U, Karikó K, Türeci Ö. mRNA-based therapeutics–developing a new class of drugs. Nat Rev Drug Discov. 2014 Oct;13(10):759-80. doi: 10.1038/nrd4278. Epub 2014 Sep 19. PMID: 25233993.
- Weatherbee BAT, Glover DM, Zernicka-Goetz M. Expression of SARS-CoV-2 receptor ACE2 and the protease TMPRSS2 suggests susceptibility of the human embryo in the first trimester. Open Biol. 2020 Aug;10(8):200162. doi: 10.1098/rsob.200162. Epub 2020 Aug 5. PMID: 32750256; PMCID: PMC7479935.
- Seethy AA, Singh S, Mukherjee I, Pethusamy K, Purkayastha K, Sharma JB, Sharma RS, Dhar R, Karmakar S. Potential SARS-CoV-2 interactions with proteins involved in trophoblast functions – An in-silico study. Placenta. 2020 Oct 22;103:141-151. doi: 10.1016/j.placenta.2020.10.027. Epub ahead of print. PMID: 33126048; PMCID: PMC7581362.
- Essahib W, Verheyen G, Tournaye H, Van de Velde H. SARS-CoV-2 host receptors ACE2 and CD147 (BSG) are present on human oocytes and blastocysts. J Assist Reprod Genet. 2020 Nov;37(11):2657-2660. doi: 10.1007/s10815-020-01952-x. Epub 2020 Sep 21. PMID: 32959144; PMCID: PMC7505486.
- Domińska K. Involvement of ACE2/Ang-(1-7)/MAS1 Axis in the Regulation of Ovarian Function in Mammals. Int J Mol Sci. 2020 Jun 27;21(13):4572. doi: 10.3390/ijms21134572. PMID: 32604999; PMCID: PMC7369927.