Wegen Zahnfleischentzündung nicht schwanger?

Zahnfleischentzündungen mitverantwortlich für Früh- und Fehlgeburten

 

Neulich wurde ich auf ein wichtiges Thema vom Kinderwunschzentrum CERES aus Berlin aufmerksam gemacht. Nachdem ich mehrere Publikationen dazu gelesen habe, möchte ich folgende Infos auch an Sie weiterleiten. Es handelt sich um ein tatsächlich häufig auftretendes Problem und ich erinnere mich noch an meine eigene Kinderwunsch- und Schwangerschaftszeit wie lästig, schmerzhaft (und anscheinend doch vermeidbar) dieses Problem sein kann.

Die Zahnfleischentzündung betrifft fast die Hälfte der Frauen im gebärfähigen Alter. Wenn sie schwanger werden, steigt diese Zahl: schätzungsweise 60 bis 75% aller Schwangeren leiden an einer Zahnfleischentzündung. Sicherlich haben Sie vom Sprichwort gehört, dass jede Schwangerschaft einen Zahn kostet…Deshalb sollten Frauen, die schwanger sind oder werden wollen, besonderen Augenmerk auf Ihre Zahngesundheit legen – ihre eigene und die des ungeborenen Kindes.

Was passiert bei einer Zahnfleischentzündung?

 

Zähne & Schwangerschaft: warum zum Zahnarzt bei Kinderwunsch?

Zahnfleischerkrankungen werden durch Bakterien verursacht, die sich in den Zwischenräumen zwischen Zähnen und Zahnfleisch ansiedeln und damit Schmerzen und manchmal auch Blutungen verursachen.

Die häufigste Form der Zahnfleischerkrankung heißt Gingivitis. Wenn sie unbehandelt bleibt, kann sie zu Parodontitis führen, bei der sich das Zahnfleisch von den Zähnen ablöst. Dadurch entstehen die sogenannten parodontalen Taschen, die sich dann entzünden.

Die Zahnfleischentzündung löst eine Immunreaktion aus. Wenn Bakterien aus dem Zahnfleisch in das Fruchtwasser gelangen, können Sie im schlimmsten Fall zu Früh- und Fehlgeburten führen oder zu deren Entstehung beitragen.

 

Entzündetes Zahnfleisch steigert das Fehlgeburtsrisiko

Die Zahnfleischerkrankung verlängert die Zeitspanne bis zum Eintreten einer Schwangerschaft („waiting time to pregnancy“ nennt sich das) nach einigen Autoren um zwei Monate!! Dieser unerwartete Zusammenhang wurde erstmalig im Jahr 2011 von einem Forscherteam in Australien entdeckt als Teil einer größeren Studie, mit der man herausfinden wollte, ob die Behandlung von Parodontitis die Schwangerschaftsverläufe verbessern könnte. Die Forscher testeten mehr als 3000 schwangere Frauen auf Parodontitis und sammelten gleichzeitig Informationen darüber, wie lange es gedauert hatte, bis jede von ihnen schwanger wurde.

Sie stellten fest, dass es bei den Frauen mit Parodontitis im Durchschnitt zwei Monate länger dauerte, bis sie schwanger wurden. Fast ein Viertel der Frauen mit weißer Hautfarbe und vierzig Prozent der Frauen mit nicht-weißer Hautfarbe litten laut der australischen Studie an Parodontitis. In dieser Gruppe dauerte es im Durchschnitt sieben Monate, bis sie schwanger wurden im Vergleich zu 5 Monaten bei Frauen ohne Zahnfleischerkrankung. Auch die Frauen, bei denen es länger als ein Jahr dauerte bis sie schwanger wurden, litten viel häufiger an einer Zahnfleischerkrankung. Wie von Dr. Hart empfohlen, deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass alle Frauen ihr Zahnfleisch in der Kinderwunschzeit untersuchen lassen sollten.

„Periodontitis is a chronic inflammatory disease due to a polymicrobial disruption of the homeostasis and may be considered as a potential risk factor that affect female fertility. The role of periodontitis is becoming meaningful, with significant associations with polycystic ovary syndrome, endometriosis and bacterial vaginosis…“

• Machado V, Lopes J, Patrão M, Botelho J, Proença L, Mendes JJ. Validity of the association between periodontitis and female infertility conditions: a concise review. Reproduction. 2020 Sep;160(3):R41-R54.
• Nladianos PN, Bobetsis YA, Offenbacher S. Adverse pregnancy outcomes (APOS) and periodontal disease: pathogenic mechanisms J Periodontol. 2013 Apr;84 (4 Suppl): S170-80.
• Hart R, Doherty DA, Pennell CE, Newnham IA, Newnham JP Periodontal disease: a potential modifiable risk factor limiting conception. Hum Reprod 2013 May 2  (5):1332-42.
• Buch: Ölziehkur Entgiftung und Heilung des Körpers durch Mundreinigung von Dr. Bruce Fife, 7. Auflage April 2016, Seite 72-74

Kann man durch schlechte Zähne nicht schwanger werden?

Um zusammenzufassen: Zahnfleischerkrankungen wirken sich nicht nur auf Sie, sondern auch auf ihr ungeborenes Kind aus.

Es ist schon erstaunlich, welchen Einfluss die Zahngesundheit auf fast alle Facetten unseres Lebens hat, auch auf die embryonale Entwicklung. So können z.B. Zahnfleischerkrankungen zu Frühgeburten und Babys mit niedrigem Geburtsgewicht führen. Mütter, die entweder vorzeitig entbunden oder untergewichtige Kinder zur Welt gebracht haben, waren deutlich häufiger als andere Mütter von Zahnfleischerkrankungen betroffen. Schwangere Frauen mit einer schlechten Zahngesundheit haben außerdem ein siebeneinhalb Mal höheres Risiko, das Baby zu früh zur Welt zu bringen.

Noch interessant: Insgesamt verfügt der menschliche Körper über 52 Milchzähne und bleibende Zähne. Dabei wird die Entwicklung von 32 dieser Zähne bereits beim Fötus angelegt. Der Mensch hat zunächst 20 Milchzähne, bevor er 32 bleibende Zähne bekommt. Ein Vitaminmangel während der Schwangerschaft kann an den Zähnen des ungeborenen Babys Schäden hervorrufen, darunter auch Missbildungen und Schiefstellungen. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass auch das Kind später Zahnprobleme haben wird.

The good news is: Die Zahnfleischerkrankungen sind einfach heilbar!

 

Zahnfleischerkrankungen sind heilbar

Während es nicht viel braucht, um eine Zahnfleischerkrankung zu bekommen, ist es genauso einfach, diese mit regelmäßigem Gebrauch von Zahnseide, Zähne putzen und professioneller Zahnreinigung zu verhindern. Selbst eine ziemlich weit fortgeschrittene Parodontitis kann angeblich nach wenigen Behandlungen behoben werden. Und denken Sie immer dabei: die Ernährung spielt bei der Zahngesundheit eine große Rolle. Essen Sie möglichst entzündungsfrei und erwarten Sie die Ergebnisse nicht über Nacht. Vielleicht finden Sie diese Artikel zu „silent inflammations“, also versteckten Entzündungen, hilfreich:

Was hilft bei Zahnfleischentzündung?

Paleo-Mama Leserin Marianne M. meldete sich zu diesem Thema und schrieb:
“Es wäre auch noch wichtig darauf hinzuweisen, dass auch wurzelbehandelte Zähne, auch wenn sie schulmedizinische noch so perfekt gemacht sind (wie z.B. bei mir) immer einen Entzündungsherd darstellen..Wenn man mal überlegt, wie inflationär besonders im Jugendalter Weisheitszähle entfernt werden kann man von einer beträchtlichen Zahl Betroffener ausgehen. Diese schwelenden Entzündungen können der Auslöser vieler gesundheitlicher Probleme sein die sich hartnäckig und auch unter der Gabe von Nahrungsergängzungsmitteln halten – von diversen Autoimmungeschehen bis hin zu Krebs. Aber auch ungewollte Kinderlosigkeit ist eine Folge.
Diagnose Entzündungsherde in Wurzelkanälen:

Das kann man über die Blutwerte Mercaptane und Thioether bestimmen – das sind Leichengifte die von den sich zersetzenden Geweberesten in den feinen Wurzelkanälchen ausgehen und sich im Blut anreichern.

Diese drei Werte kosten bei IMD aktuell gut 110 Euro – können bequem von zuhause (man braucht nur jemanden der die Blutabnahme macht) gemacht werden, weil nicht 24h-kritisch und geben so viel Aufschluss. Leider ist die ganze Behandlung eine Selbstzahlerleistung, auch die privaten und Zusatzversicherungen übernehmen i.d.R. nichts. Mir ist es ein Anliegen diese völlig unbekannte Wissen zu teilen und evtl. Leuten zu helfen.”

Entzündungshemmend essen – einfache Tipps für den Alltag

 

Wegen Zahnfleischentzündung nicht schwanger: hat Ihr Freund schlechte Zähne?

Zum Schluss noch etwas, was Sie vielleicht nicht überraschen wird: Zahnfleischerkrankungen wirken sich bei Männern auch auf die Samenqualität aus!!

Macht eigentlich Sinn, oder? Schon immer haben Frauen gesunde Zähne, ein schönes Lächeln und Abwesenheit von Mundgeruch als Zeichen der Vitalität und Attraktivität gedeutet. Neuere Forschungsergebnisse geben uns Recht:

In dieser interessanten Studie aus 2020, die vom Faculty of Dentistry, University in Hong Kong kommt, in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Reproduktionsmedizin der großen Shanghai Ninth People’s Hospital,  haben sich die Forscher gefragt, ob chronische Zahnfleischentzündung bei Männern mit schlechter Samenqualität häufiger vorkommt als bei Männern mit einer „Normozoospermie“.

Tao DY, Zhu JL, Xie CY, Kuang YP, Chai WR, Lo ECM, Ye W, Li F, Feng XP, Lu HX. Relationship between periodontal disease and male infertility: A case-control study. Oral Dis. 2021 Apr;27(3):624-631. doi: 10.1111/odi.13552. Epub 2020 Aug 31. PMID: 32702140.

Parodontitis und Fruchtbarkeit – was zeigen wissenschaftliche Daten

Insgesamt wurden 192 Teilnehmer befragt: 63 Teilnehmer (32,8%) hatten irgendeine Art von Samenanomalie (Fallgruppe), während 129 Teilnehmer (67,2%) eine Normozoospermie (Kontrollgruppe) hatten. Die Fallgruppe hatte eine signifikant höhere Prävalenz einer Parodontitis als die Kontrollgruppe (33,3% vs. 17,8%). Die Schlussfolgerung war klar: Parodontitis kommt bei Männern mit Samenanomalien häufiger vor.

Also, wenn Ihre Nase und Ihre Augen Ihnen ein Signal geben, wie es mit der Vitalität und Attraktivität eines Mannes steht, dann können sie Ihrem Bauchgefühl wahrscheinlich ganz gut vertrauen.

Vielleicht finden Sie auch diesen Artikel von mir interessant: Warum tragen Sie gern das T-Shirt von Ihrem Boyfriend? Außerdem: ein unerwartetes Outing

Bis bald, bleiben Sie gesund und Zahnschmerzen-frei!